In den vergangenen Monaten konnte man in der Region immer wieder Polarlichter – auch Aurora borealis genannt – am Nachthimmel bestaunen. In den Sozialen Netzwerken tauchten am Donnerstagabend Bilder aus ganz Unterfranken auf. Auch der Himmel über Hammelburg war in rote und grüne Farben getaucht.

"Die Polarlichter waren am ganzen Himmel zu sehen, von Nord-West bis Nord-Ost", erzählt André Dippacher, der zusammen mit dem Hammelburger Christian Fenn unterwegs war, um das Lichtphänomen fotografisch festzuhalten. "Mit bloßem Auge hat man rot gesehen, dazu ganz lange weiße Striche."
Christian Fenn ist seit 25 Jahren als Astrofotograf unterwegs
Für Fenn ist das nächtliche Fotografieren längst mehr als ein Hobby. "Das mache ich seit Ewigkeiten, seit 25 Jahren", erzählt der 51-Jährige, der als Sozialarbeiter in der Drogenhilfe Bad Kissingen arbeitet. "Ich mache Astrofotografie und erforsche vor allem atmosphärische Erscheinungen, von denen Polarlichter ein Teil sind." Seine Aktivitäten kann man unter seinem Instagram-Account "gartensternwarte" oder auf seiner Internetseite "himmelsleuchten.de" verfolgen.

Die Beiden waren zwischen 20 Uhr und Mitternacht neben dem Gelände an der Erdfunkstelle in Fuchsstadt auch oberhalb von Schloss Saaleck unterwegs. "Ich wohne in Grafenrheinfeld und man hat die Polarlichter auch bei uns erkannt, trotz der Lichtverschmutzung in der Stadt. Aber in Hammelburg und in der Rhön sieht man das durch die erhöhten Standpunkte und den freien Blick in Richtung Norden besser", so Dippacher, der an der Frieden-Mittelschule in Schweinfurt unterrichtet.
Dippacher selbst reist regelmäßig nach Norwegen, wo die Polarlichter zwischen September und April zu sehen sind. "Als Lehrer sind wir jedoch eher in den Sommerferien dort. Im Spätsommer haben wir sie auch schon gesehen, aber der Urlaub im Winter steht noch aus", so der 39-Jährige. Er ist begeistert von dem Naturschauspiel über Hammelburg: "Es war mega!"

Polarlichter entstehen, wenn besonders starke Sonneneruptionen, auch Sonnenstürme oder Sonnenwind genannt, auf die Erde treffen. Für die aktuellen Verhältnisse seien die Polarlichter am Donnerstagabend relativ stark gewesen, so Fenn: "Der Ausbruch auf der Sonne war gar nicht so mächtig, aber relativ langanhaltend. Das hat viel Energie in unsere Atmosphäre gepumpt."
Polarlichter am Donnerstagabend waren mit dem bloßen Auge zu erkennen
Als besonders schön würde Fenn die Lichter vom Donnerstag nicht bezeichnen. "Das wäre das falsche Wort, weil sie sehr flächig waren. Schöner anzuschauen ist es, wenn sie Strukturen haben, also Linien bilden oder Vorhänge", erklärt er. "Dafür waren sie sehr hell und man konnte die Farben mit bloßem Auge erkennen. Das geht nachts oft nicht."
Auf einem Foto kommen die Farben stärker heraus, wenn man eine längere Belichtungszeit einstellt, so Dippacher. "Mit bloßem Auge erscheint das Phänomen oft, wie ein milchig weißer Hintergrund." Als Tipp gibt er mit, dass man mit dem Smartphone im Nachtmodus fotografieren solle. "Dann ist die Belichtungszeit länger. Die neuen Kameras bekommen das alle hin."

Wann Polarlichter genau zu sehen sind, ist schwer vorherzusagen. Verschiedene Apps verfolgen die Aktivität der Sonne und kündigen diese Phänomene dann an. "Frühestens zwei Tage vorher hat man eine Ahnung und eine Stunde vorab etwas Gewissheit", sagt Fenn. Um die Polarlichter wie am Donnerstag über Hammelburg zu sehen, müssen aber einige Faktoren zusammenkommen: "Man muss flexibel sein, der Himmel muss frei sein, es muss dunkel sein. Eigentlich wären die Polarlichter um 2 Uhr Nachts noch schöner gewesen, aber da hat es leider geregnet."
Im Mai waren ebenfalls Polarlichter in Unterfranken zu sehen. Die Sonnenaktivitäten waren damals so stark, dass die Nordlichter bis über die Alpen zu sehen waren. Eindrucksvolle Bilder gab es dabei besonders auch aus der Rhön.