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BAD KISSINGEN: Taucher sucht Golfbälle in der Saale

BAD KISSINGEN

Taucher sucht Golfbälle in der Saale

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    „Ich dachte zuerst, der will mich auf den Arm nehmen, Spaßtelefon oder so was“, erinnert sich Wolfgang Hertrich, Präsident des Golfclubs in Bad Kissingen, an Korns Anruf. Der habe sich angeboten, in die Saale versenkte Golfbälle zurück ans Tageslicht zu befördern. „Keine schlechte Idee“, ließ sich Hertrich dann aber schnell überzeugen. „Schließlich landen jedes Jahr mehrere tausend Golfbälle im Wasser.“

    Dabei ist die Saale als fließendes Gewässer für Korn eine besondere Herausforderung. Ohne Sicherung gehe bei starker Strömung gar nichts, weiß der Coburger Tauchlehrer. „Mit einer Hand ziehe ich mich von Stein zu Stein, mit der anderen halte ich mich am Seil fest und sammle die Golfbälle ein“, erklärt der in schwarz-gelbes Neopren gehüllte 37-Jährige. Dabei ist er ganz froh, dass er nur in die Saale abtauchen muss und nicht in ein Wasserhindernis auf einem Golfplatz irgendwo in Amerika. „Da hätte ich Schiss wegen der Krokodile.“ Hertrich stimmt ihm zu. „Ich war mal in Florida auf einem Platz, wo es an manchen Stellen verboten war, verschlagene Bälle zu suchen. Wegen der Schlangen.“

    Lake Balls heißen jene Golfbälle, die ungewollter Weise nicht im Loch, sondern im Wasser landen. Damit liegt auch jede Menge Kohle auf Grund. „Ein guter Golfball kostet schon ein paar Euro“, sagt Hertrich. Diesen Schatz wieder aus der Tiefe zu bergen, macht also Sinn. „Wenn die Bälle nicht zu lange im Wasser waren und nicht beschädigt sind, kann man sie wieder verwenden.“

    Begegnung auch mit Blutegeln

    Korn ist derweil eifrig am Suchen. Die Taucherbrille verschafft ihm Durchblick. Den braucht er, birgt doch auch die romantische Saale gerade bei starker Strömung jede Menge Gefahren. „Ein spitzer Steinbrocken kann den Anzug aufschlitzen“, erzählt der 37-Jährige.

    Der Trockentauchanzug aus Neopren schützt nicht nur seinen Körper vor Nässe und Kälte. Er hält auch unheimliche Begegnungen der anderen Art von ihm fern. „Blutegel zum Beispiel oder auch schwimmende Ratten.“

    Rund 250 Meter hat Korn nach dem ersten Tauchgang hinter sich gebracht. Die Ausbeute ist nicht so groß wie erhofft. Etwa 50 Bälle hängen im triefenden Netz. Hertrich begutachtet sie und sortiert die kaputten gleich aus. Weiter saaleabwärts, am Wehr der Rossmühle, so der 56-jährige Präsident, gebe es viel mehr. Das wisse er auch von anderen Kissinger Golfspielern. Korn nickt. „Die starke Strömung treibt sicher die meisten Bälle weiter.“ Der Rest läge im schlammigen Grund wie „Eier in einem Nest“.

    Korn selbst ist kein Golfer. Doch der 37-Jährige ist mehr als angetan von dem 45 Hektar großen Gelände in Kissingen, durch das die Saale fließt. „Natürliche Wasserhindernisse verbessern das Image eines Golfplatzes enorm“, sagt der Taucher, der seine Dienste in ganz Franken anbietet. Die Idee, so hat Hertrich sich schlau gemacht, komme aus Amerika. „Da gibt es feste Verträge mit Golfclubs und Tauchern.“

    Golfschläger gefunden

    Ob er außer Golfbällen auch schon mal einen richtigen Schatz im schlammigen Boden entdeckt habe? Nee, schüttelt Korn den Kopf, leider nicht. Dafür aber einen Golfschläger. „Den hat wohl ein frustrierter Spieler ins Wasser geworfen.“ Frust schiebt Korn nicht, obwohl es sicher einfachere Möglichkeiten gibt, seine Brötchen zu verdienen. Seit zwei Jahren arbeitet er als Taucher und Tauchlehrer. Sein schönstes Erlebnis hatte er aber nicht beim Golfballsammeln. „Nein, das war Tauchen mit Walhaien im Indischen Ozean“, sagt er und lächelt. „Fantastisch.“

    Am Ende sind es 163 Bälle, die Korn zutage befördert. Ein Kissinger, der auf die Aktion aufmerksam geworden ist, erinnert sich, dass das „früher ein Taschengeld-Sport war“. Bei so einer Aktion wäre er selbst mal dabei gewesen. „Ich glaub', da gab es 20 Pfennige für jeden gefundenen Ball.“

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