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Therapie statt "heißer Stuhl"

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Therapie statt "heißer Stuhl"

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    Zum Artikel Aggressivität im Trai-
    ning verlieren vom 22.  November:

    Es mag sich im ersten Moment wunderbar anhören, wenn man liest, dass der Jugendhilfeausschuss im Kreistag beschlossen hat, sich finanziell am Projekt Anti-Aggressi- vitäts-Training (AAT) für straffällig gewordene Jugendliche zu beteili- gen. Trotzdem gilt diesem Beschluss erhebliche Kritik. Bereits in der Sit- zung des Jugendhilfeausschusses im März hatte der Polizeivertreter Herr Simonetti den Ausschuss gewarnt, dass der "Heiße Stuhl" eine grau- same Methode ist.

    Ich war in beiden öffentlichen Sit- zungen als Zuhörerin, und was dem Leser in diesem Bericht nicht ge- nügend mitgeteilt wurde, ist die Art und Weise, wie die betroffenen Jugendlichen aus ihrer Gewalt he- rausgeführt werden und wieviel das gesamte Projekt kostet.

    Der Landkreis beteiligt sich nur mit 5000 Euro. Mag ja sein, dass der Jugendamtsleiter Siegbert Goll und einige andere das Projekt gut fin- den. Ich finde es auch gut, dass die- sen Jugendlichen geholfen wird. Der wesentliche Unterschied liegt nur im WIE!

    Ich bin empört, wenn ich erfahre, dass sich Sozialpädagogen mit sol- chen Projekten befassen und diese dann berichten, dass sich "sehr oft herausstellt, dass die jungen Män- ner selbst Gewalt-Erfahrungen aus der Kindheit mitbringen".

    Würde man hier das fachlich rich- tige Personal einsetzten, müsste man diese Erfahrung nicht erst machen, sondern wüsste jeder Psychotherapeut nach dem ersten Gespräch sofort, welche sanfteren Behandlungsmöglichkeiten mit diesen Jugendlichen durchzuführen wären - die in der ambulanten Ver- haltenstherapie längst erfolgreich und wesentlich kostengünstiger durchgeführt werden. Selbst in mei- ner Ausbildung zur Heilpraktikerin habe ich das schon gelernt.

    Dort, wo bereits Konflikte oder Probleme vorhanden sind, halte ich es für absolut erforderlich, dass Psychotherapeuten eingesetzt wer- den. Eine Therapie ist eine Heil- behandlung, die durch Deutlichma- chung von Konflikten und Konflikt- lösung durch Gespräch geschieht. Dort, wo vorbeugend beraten und begleitet wird, können Sozialpäda- gogen Hilfestellung geben. Dort, wo Menschen bereits verbogen sind, hilft nur noch der Seelenbehandler.

    Ich bin sicher, dass es im Jugend- amt Bad Kissingen wichtigere Auf- gaben gibt, vorbeugende Maß- nahmen zu unterstützten und das in den Haushalt eingestellte Geld sinnvoller für Maßnahmen verwen- det werden kann, z. B. zur Motiva- tion für Jugendleiter, die ehrenamt- lich Jugendarbeit leisten. Damit er- reicht man eine breite Masse Jugendlicher, die sinnvolle Freizeit- beschäftigung erhalten und gar nicht erst auf die schiefe Bahn ge- raten.

    Dass das Jugendamt nun Arbeit übernimmt, die eigentlich in die Hände von ausgebildeten Therapeu- ten gehört, halte ich für sehr schlecht. Das sollte man dringend überdenken!

    Ulrike Reuß, 97688 Bad Kissingen.

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