Rund zweieinhalb Monate nach dem verheerenden Brand im Tierheim Wannigsmühle bei Münnerstadt wirkt es, als sei am Ort der Katastrophe der Alltag weitgehend zurückgekehrt. Betreiberin Ursula Boehm fegt vor dem Eingangstor, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werkeln herum, ein Mann geht gerade mit Hunden Gassi, viele Katzen streifen umher. Weit über 100 tummeln sich wieder im Tierheim, nachdem etliche Artgenossen am Abend des 9. Juni in den Flammen verendet sind.
Erst der Blick ins Innere verrät: Längst ist nicht alles, wie es war. Boehm führt durch den Gebäudeteil, dessen Dachstuhl im Juni komplett heruntergebrannt ist. Das Obergeschoss existiert nicht mehr. Mit Ventilatoren und gewaltigen Luftentfeuchtern wird noch immer versucht, die durch die Löscharbeiten entstandenen Wasserschäden zu beheben. Doch der modrige Geruch in den Räumlichkeiten lässt nichts Gutes erahnen.

"Das Erdgeschoss ist so nicht nutzbar", sagt Boehm. Sie deutet auf große Schimmelflecken an den Wänden. Der Betrieb der Räume sei nicht zu verantworten und "gesundheitsgefährdend für Mensch und Tier", so die Leiterin. Teils zweimal täglich leere sie mit den Kolleginnen und Kollegen die großen Wasserbehälter der Luftentfeuchter: eine Sisyphusarbeit. "Das können wir vergessen", sagt Boehm. "Das Ding", sie meint das Gebäude, "kommt weg. Das ist auch schon beschlossen."
Eine Sanierung hält Boehm für unsinnig. Zu groß seien die Schäden im Inneren. Und überhaupt: "Das Gebäude war nie ein Tierheim", so die Leiterin. Tatsächlich ist eine alte Mühle einst zweckentfremdet worden. Entsprechend umständlich sei es seit jeher, dort zu arbeiten. Ein moderner Neubau würde vieles einfacher machen, glaubt Boehm: Bessere Unterbringungsmöglichkeiten, breitere Gänge, moderne Technik. Die Mängelliste sei schon vor dem Brand lang gewesen.

Auch Bad Kissingens Landrat Thomas Bold hatte nach dem Inferno deutlich gemacht, dass man keine Kompromisse eingehen wolle. "Der Kreis hat uns seine Unterstützung zugesichert", sagt Boehm. Noch aber sei zu viel in der Schwebe, um konkreter zu sprechen. Eine gewisse Versicherungssumme stehe dem Tierheim zu, so die Leiterin. Dazu kommt die enorme Spendenbereitschaft, die nach dem Brand aufgekommen war: Von einem "guten sechsstelligen Betrag" spricht Boehm.
Noch seien nicht alle Fragen mit der Versicherung geklärt, wobei Boehm hier von einem sehr positiven Austausch spricht. Den Abriss verhindert bisher vielmehr die Hoffnung, vielleicht doch irgendwie einen Notbetrieb über Herbst und Winter stemmen zu können. Ein Neubau sei so rasch freilich Utopie. Der Platz wird derweil dringend benötigt. Schon jetzt sind ehemalige Abstellkammern und Garagen umfunktioniert, um den vielen Katzen einen Unterschlupf zu bieten.

Man stoße hier an die Kapazitätsgrenzen, erklärt Boehm. Die Tiere bleiben schon länger als geplant auf den geschlossenen Stationen, mehr als 40 meist junge Vierbeiner drängen sich dort. Dazu kommen über 60 Katzen, die auf dem Gelände umherstreifen. Den "üblichen Zuwachs" habe man in den letzten Wochen und Monaten erhalten.
Während die Katzen Boehm Kopfzerbrechen bereiten, dürfen die Hunde im Tierheim sich auf ein neues Zuhause freuen. Die Planungen für ein neues Hundehaus laufen, eine Baufirma ist bereits vor Ort. "Das hat mit dem Brand eigentlich nichts zu tun", erklärt Boehm. Das Projekt sollte ohnehin längst gestartet werden und war nach dem Inferno etwas in den Hintergrund gerückt. "Aber das ziehen wir jetzt durch", so die Leiterin. Derzeit wird das alte Hundehaus abgetragen.

Die Baustelle für das neue Hundehaus soll Anfang September anlaufen. Zu Beginn des kommenden Jahres schließlich soll das Gebäude bezugsfertig sein. Doch auch hier muss Boehm hoffen, den beschädigten Gebäudeteil über den Winter zumindest teilweise nutzen zu können. "Wir haben einige Hunde, die bei Kälte nicht draußen bleiben können", erklärt sie. Trotz der Sorgen sagt Boehm: "Es geht schon voran." Auch wenn der Alltag nicht der selbe ist.