Als sehr erfolgreich bezeichnete Wolfram Graeber, der Vorsitzende des gerade einmal fünf Monate alten Vereins der Freunde des Oberen Tores (mit 106 Mitgliedern, davon 31 anwesend) die bisher geleistete Arbeit. Durch die Neuausrichtung der Stadt, städtische Einrichtungen und Gebäude an Vereine, Körperschaften oder Personen weiterzugeben, hätte der Verein eine Grundlage für seine Philosophie, nämlich das Obere Tor nutzbar und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Das biete zugleich die Chance, der Palette der touristischen Sehenswürdigkeiten eine weitere hinzuzufügen. Mit der ehemaligen Türmer-Wohnung könne ein eindrucksvolles Beispiel für sinnvolle Denkmalpflege präsentiert werden, so Graeber weiter. Daneben habe es noch nie die Möglichkeit für einen solchen Panorama-Stadtrundblick gegeben; denn im Oberen Tor sollen in Zukunft Besichtigungen (Gruppen bis 20 Besucher) stattfinden.
Das Konzept des Vereins sieht vor, zuerst die Innentreppe des Turmes zu sichern, so dass er begehbar wird. Unter Anleitung und Aufsicht von Dipl.-Restaurator Stefan Lochner (Münnerstadt) soll die Türmer-Wohnung zu einem Anschauungsobjekt hergerichtet werden. Ihre großen Fenster erlauben einen weiten Rundumblick über die Stadt. Der Raum im Stockwerk darunter mit seinem mächtigen Kreuzgewölbe soll Anschauungs-Raum werden.
Auf Vorschlag des städtischen Bauamtsleiters Wilhelm Schmitt soll das Treppenhaus so gestaltet werden, dass die Mächtigkeit des Gebäudes sichtbar wird. Dabei sollen die Ansätze der beiden ehemaligen Zwischendecken erhalten bleiben. Die statische und handwerkliche Absicherung und die Einbauten, wie Stromleitungen, werden unter Anleitung der beiden Bauingenieure Arno Zimmermann (Münnerstadt) und Herbert Endrich (Zellingen) von den Münnerstädter Elektro-Firmen Koch, Schlegelmich und Schilling, der Spenglerei Hiller/Wilz (Münnerstadt), der Zimmerei Hofmann (Burglauer), Dachdeckerei Heim (Haard) und vom Putz- und Stuckbetrieb Bruckmüller (Münnerstadt) sowie von Karlheinz Eckart (Firma TorKret, Kassel) durchgeführt. Alle beteiligten Münnerstädter Handwerker sind Mitglieder im Verein der Freunde des Oberen Tores.
Nach Unterzeichnung des Nutzungs-Vertrages mit der Stadt und der Zustimmung durch Dr. Anette Faber (Denkmalschutzamt, Bamberg) und Kreisbaumeister Günther Stammwitz sollen die Baumaßnahmen noch im Laufe dieses Jahres begonnen werden, so Graeber.
Bruckmüller habe sich bereit erklärt, einen kostenlosen, provisorischen Zugang zum Turm von der Nordseite her zu montieren (Baugerüst mit Holzplatten). Dadurch ist der Zugang für die Firmen gesichert. Für die Baumaßnahmen innerhalb des Turmes sind vier Jahre veranschlagt. Bis dahin soll auch ein dauerhafter Zugang geschaffen werden. Vorschläge dazu wurden inzwischen dem Kreisbaumeister und dem städtischen Sanierungsbeauftragten Dag Schröder sowie Wilhelm Schmitt unterbreitet. Auch Dr. Faber sei mit den Plänen bekannt gemacht worden, so Graeber.
Was die Zuständigkeit betrifft, sagte der Vorsitzende, trage die "große Baulast" (Turm außen) die Stadt, die "kleine Baulast" (Turm innen) der Verein. Die Brandversicherung sei Sache der Stadt, alle anderen Versicherungen Sache des Vereins. Alle Planungen und Verhandlungen, die den Turm innen betreffen, übertrage die Stadt dem Verein. Dieser verpflichtet sich, alle Maßnahmen mit der Stadt abzusprechen. Anlage und Pflege der Grünanlagen rund um den Turm sowie der Räum- und Streudienst bleibe Aufgabe der Stadt.
Zur Finanzierung der so genannten Innen-Sicherung des Tores sagte Graeber, die oben beschriebenen Maßnahmen hätten - würden sie von Firmen durchgeführt - ein geschätztes Volumen von 100 000 Euro. Sehr arbeits- und kostenintensiv werde die Restaurierung der ehemaligen Türmer-Wohnung sein. Die weitere Finanzierung solle über Spenden, Mitgliedsbeiträge, Veranstaltungen sowie über eventuelle Zuschüsse staatlicher und nichtstaatlicher Stellen erfolgen. Bislang könne die Stromversorgung des Turmes finanziert werden, so Graeber.
Bruno Eckert sah gute Chancen, dass die Nutzungs-Vereinbarung vom Finanzausschuss unterstützt werde. Spenden seien bisher fast ausschließlich von Mürschtern, in der Hauptsache von Rentnern geflossen, sagte Graeber. Mit einem Film machte Roland Gopp mit dem Istzustand des Stadttores bekannt. Einen besonderen Dank richtete Graeber an die Stadtarbeiter, die im Vorfeld der Außen-Restaurierungs-Maßnahme das Dachgebälk erneuert haben. Den Naturschützern versicherte Graeber, dass auch die Turmfalken, Mauersegler und Fledermäuse ihr Jahrhunderte altes Quartier behalten.
Als hundertstes Mitglied begrüßte Graeber den Turm-Nachbarn Heini Hochrein mit einer alten Fotografie des Stadttores, und Franz Gock stellte seine "Gedanken eines Mürschter Wahrzeichens - Das Obere Tor" der Öffentlichkeit vor. Darin lässt er das Tor von seiner Vergangenheit und besonders über seine jüngsten Erlebnisse als eingerüsteten Turm und über seine Zukunft sprechen.