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Premich/Münnerstadt/Bad Kissingen: Traurige Nachricht: Blumen Schäfer schließt in Münnerstadt

Premich/Münnerstadt/Bad Kissingen

Traurige Nachricht: Blumen Schäfer schließt in Münnerstadt

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    Lisa, Thomas und Ruth Schäfer leiten in dritter Generation die Gärtnerei Schäfer.
    Lisa, Thomas und Ruth Schäfer leiten in dritter Generation die Gärtnerei Schäfer. Foto: Susanne Will

    Jeder, der die 60 überschritten hat, stellt sich früher oder später die Frage: Wie lange möchte ich, wie lange muss ich noch arbeiten? Erst recht als Selbständiger. So wie Ruth (61) und Thomas Schäfer (65). Sie wollen ein bisschen mehr Zeit für sich und diese Zeit gut nutzen. Das dürfte jeder verstehen. Nur: Mit ihrem Entschluss, sich beruflich ein Stück zurückzuziehen, stirbt ein Stück Gartenkultur im Landkreis Bad Kissingen. Denn die Schäfers sind die Chefs der beliebten Gärtnerei Schäfer in Premich, Bad Kissingen und Münnerstadt. Der Standort Mürscht wird den Entschluss nicht überleben, er wird zum 30. Juni 2025 schließen.

    Übernahme des Geschäfts ist aussichtslos

    Die „ Blumen & Pflanzen“-Schäfers, das sind Ruth und Thomas und eine der beiden Töchter, Lisa. Lisa Schäfer ist 37 Jahre alt, Mutter von vier Kindern. Sie ist Floristin-Meisterin, könnten sie den Betrieb nicht übernehmen? Aussichtslos. Denn: „Mein Mann arbeitet in einer anderen Branche – alleine könnte ich es nicht schaffen.“ „Und dazu raten könnte ich meiner Tochter auch nicht“, sagt Thomas Schäfer .

    Denn: Die Hälfte der Zeit, die er für die Gärtnerei aufwende, gehe mittlerweile für Bürokratie und Dokumentationspflichten drauf. „Es ist ein fantastischer Beruf, aber das Drumherum ist teilweise großer Quatsch.“

    Thomas Schäfer in seinem Büro: Die Bürokratie, sagt er, nehme immer weiter zu.
    Thomas Schäfer in seinem Büro: Die Bürokratie, sagt er, nehme immer weiter zu. Foto: Susanne Will

    Er erzählt ein Beispiel: „Ein Kontrolleur entdeckte im Sortiment für den Hobbygärtner zwei Pflanzenschutzmittel, deren Haltbarkeit abgelaufen war.“ Im Profibereich hätte er die Substanz noch verwenden dürfen, „aber er bestand darauf, dass ich es entsorge“. In vier Wochen, das wusste Schäfer, sollte das Giftmobil am Bauhof in Premich stehen, „da kann ich es ja entsorgen“ – falsch. „Der Kontrolleur drohte mir, ich solle es nicht so bunt treiben, das Mittel müsste in den nächsten zwei Wochen nachweislich entsorgt sein.“ Das hieß für Thomas Schäfer : Er musste zur Entsorgung extra nach Würzburg fahren.

    Was die Schäfers außerdem umtreibt und was zum Entschluss führte: die hohen Heizölkosten für die Treibhäuser mit 1500 Quadratmetern in Premich, Investitionskosten durch Ansprüche, die unter anderem das Finanzamt stellt (neue Kassen wegen der Bonpflicht) und das veränderte Kaufverhalten der Menschen.

    Die Filiale in Münnerstadt schließt zum 30. Juni 2025.
    Die Filiale in Münnerstadt schließt zum 30. Juni 2025. Foto: Susanne Will

    So wird es ab 1. Juli 2025 aussehen: Das Geschäft in Münnerstadt – das Gebäude ist vom früheren Gärtnereibesitzer Bötz gemietet – wird aufgegeben; das Geschäft in Bad Kissingen am Parkfriedhof bleibt bestehen; der Laden in Premich wird zum Büro und zur Telefonzentrale. Denn was bleibt, ist die Grabpflege, Dienstleistungen für frische Blumen-Abonnements für Büros oder Kliniken, sowie Blumenschmuck für Beerdigungen, Hochzeiten oder Taufen. Was ebenfalls bleibt: der Überwinterungsservice für Kunden mit empfindlichen Pflanzen.

    Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, so erzählt es Ruth Schäfer, sehe sie die Entwicklung. „Es ist so ein schöner Beruf“, schwärmt sie. Ihre Lieblinge sind die knalligen Frühblüher, die gerade jetzt die wintermüden Augen verwöhnen. „Doch wir haben es mit Lebewesen zu tun, die auch am Wochenende Bedürfnisse haben, die gegossen, umgetopft, ausgezupft werden müssen.“ Kein Job also, der besonders Freizeit-freudig ist.

    Ruth Schäfer liebt die Arbeit mit den Pflanzen. "Aber es sind Lebewesen, die auch am Wochenende Bedürfnisse haben."
    Ruth Schäfer liebt die Arbeit mit den Pflanzen. "Aber es sind Lebewesen, die auch am Wochenende Bedürfnisse haben." Foto: Susanne Will

    In dritter Generation gibt es Blumen Schäfer, es war Thomas Schäfers Großmutter, die im Krieg Frühpflanzen oder Bohnen verkaufte , um sich etwas dazuzuverdienen, der Mann kämpfte. Thomas Schäfers Vater übernahm die Gärtnerei und übergab sie 1997 an seinen Sohn. Der gründete dann den Laden am Parkfriedhof, die Münnerstädter Dependance mieteten sie 2009 an, das Jahr, in dem Lisa ihren Meister machte.

    Angestellte bleiben bis zum Schluss

    Jetzt züchten sie um die 250 Arten und Sorten sowie Gemüsepflanzen, die sie bis 30. Juni anbieten.  Die neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben versprochen, bis zum Schluss bei ihnen zu bleiben. „Wir können dann nur zwei Teilzeitkräfte übernehmen“, sagen die Schäfers.

    Thomas Schäfer deutet an, dass er nicht der letzte sei, der eine Gärtnerei schließe. Er sagt: „Dass sich Menschen für sieben Euro im Discounter einen Valentinsstrauß kaufen, kann ich zwar verstehen“ und Tochter Lisa führt den Satz weiter: „Aber dafür bindet dir keine Floristenmeisterin einen Strauß – rechnen Sie mal den Stundenlohn aus.“

    Tochter Lisa Schäfer kann als Floristenmeisterin die Gärtnerei alleine nicht führen. Daneben hat sie auch noch vier Kinder, ihr Mann arbeitet in einer anderen Branche.
    Tochter Lisa Schäfer kann als Floristenmeisterin die Gärtnerei alleine nicht führen. Daneben hat sie auch noch vier Kinder, ihr Mann arbeitet in einer anderen Branche. Foto: Susanne Will

    Für die Schäfers ist es selbstverständlich, dass sie ihren Pflanzen die Zeit geben, die sie brauchen. „Bei uns wird die Wachstumsphase nicht gepusht. Das sollten die Kunden beachten: Wer äußerst früh schon Geranien im Supermarkt kauft, der kann davon ausgehen, dass die nicht lange halten werden.“ Geändertes Kundenverhalten also in einer Zeit, in der jeder tiefer in den Geldbeutel blicken muss.

    Auch die Grabkultur verändert sich

    Zu einem endgültigen Verkauf können sie sich noch nicht durchringen. Da schwingt auch mit, dass sie an ihren Kunden sehr hängen. „Wir sind ja noch da, aber reduzierter“, sagt Ruth Schäfer. „Wir haben schließlich die Kunden über Generationen betreut: Deko für die Taufe, die Hochzeit, die Beerdigung.“ Und darüber hinaus dann die Friedhofspflege. Aber auch die Grabkultur verändert sich. „Der Trend geht zum Baum im Friedwald oder zur Urnenwand“, sagt Lisa Schäfer – weder hier noch dort ist Platz für hübsche Blumendeko, wie es früher der Fall war.

    Thomas und Tochter Lisa Schäfer vor dem Geschäft in Premich, das einst die Großmutter des Firmenchefs gründete.
    Thomas und Tochter Lisa Schäfer vor dem Geschäft in Premich, das einst die Großmutter des Firmenchefs gründete. Foto: Susanne Will

    Nun wird sich Thomas Schäfer ab 1. Juli 2025 um die Grabpflege und das Büro kümmern, Ruth Schäfer springt ein, wenn Not an der Frau ist. Das Ziel des Ehepaars: „Ein bisschen mehr Zeit zu haben – und diese Zeit dann auch genießen.“

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