Ich möchte heute eine Kerze anbrennen. Eine Kerze lediglich? Lasst es mich erklären. Ich möchte damit ein Licht anzünden, ein Licht, welches äußerst hell strahlt, so hell wie der Stern von Bethlehem. Ja, idealerweise sogar tausendmal heller strahlt als es die Geschichte erzählt. Und dieses Licht soll in eine Dunkelheit eindringen und damit meinen Freund erreichen, denn bei ihm scheint es dunkel, ganz still und vor allem im innersten sehr einsam.
Wie kam es zu diesem Anlass hier eine kleine Kerze für eine so große Aufgabe in die Pflicht zu nehmen? Eine Hoffnung zu hegen, der Schein könnte eine tiefe dunkle Wand durchdringen und mir das Gefühl geben, sie durchdrungen zu haben. Es ist einfach der Glaube, dass alles möglich ist – auch wenn heute alles aussichtslos erscheint.
Ich weiß es noch wie heute, was vor 13 Jahren bei unserer gemeinsamen sportlichen Aktivität geschehen ist. Wie so oft haben wir uns an diesem besagten Sonntag für einen 10-Kilometer-Lauf getroffen, ein Ritual unserer Freundschaft. Witze über dies und das, tiefgründiges über die Familien und amateurhafte Sportambitionen als unsere Themen – sportlich ertüchtigt, die Welt gehört uns.

Dann schlägt das Schicksal zu. Die Welt steht von einer Sekunde zur nächsten plötzlich ganz still. Es kam zum Sportunfall – ohne Fremdeinwirkung, ohne Vorwarnung. Mein Freund fiel in einen körperlichen Zustand der Stille und tiefer Bewusstlosigkeit, was leider bis heute über die langen Jahre konstant und unverändert andauert.
Und hier kam mir der Gedanke, weil ich mir immer über dies und das, ja aber vor allem um Freunde Gedanken mache, dass mir die Vorstellung von einem gewaltigen Kerzenschein mit strahlendem Licht doch eine Hoffnung sendet. Vielleicht wird es von ihm gesehen, gibt ihm ein Gefühl von Wärme und spendet Geborgenheit.
In der vorweihnachtlichen Adventszeit wünsche ich allen Menschen, besonders in der momentanen unruhigen Zeit, mehr Licht und Zuversicht. Bewusst sollte uns allen aber immer sein, eine Kerze wird von Menschenhand entzündet und beginnt dann erst mit ihrem Glanz und ihrem Zauber zu wirken.
Text: Florian Schmitt
Foto: Fotostudio Löwinger / Montage: Marina Burger
Florian Schmitt (61) aus Rannungen ist im Team der TSV-Laufabteilung und hat 24 Jahre den Lauf "Rund um Rannungen" mitgestaltet. Daneben war er im Elferrat und als Büttenredner aktiv.
In der Kolumne "Kissinger Adventskalender" schreiben Menschen aus dem Landkreis Bad Kissingen Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.