1990 beschädigte Orkan Wiebke den damals noch bestehenden Teil des Bad Kissinger Gradierwerks so stark, dass dieser drei Jahre gesperrt war. Der Südteil dieses Gradierbaus wurde dann abgerissen, der Nordflügel wurde auf Drängen des Landesamtes für Denkmalpflege nach dem Abriss wieder aufgebaut.
Das mächtige Bauwerk ist noch heute recht beeindruckend - und das umso mehr, wenn man sich vorstellt, dass es nur ein Teil der einst 2,2 Kilometer langen Salzgewinnungsanlage war. Kein Wunder, dass dieser Nordflügel - allgemein als "der Gradierbau" bezeichnet - stets zahlreiche Touristen auf ihren Sightseeing-Touren anzieht. Viele kommen aber auch eigens nach Bad Kissingen, um dort das propagierte Nordsee-Klima zu inhalieren, das entsteht, wenn die Sole durch das Schwarzdorn-Reisig rieselt.

Die Stahlverbindungen des Holzbauwerks hätten unter dem Einfluss der Sole stark gelitten, formulierte seinerzeit das Staatliche Bauamt (Schweinfurt). Bald darauf war klar, dass diese Stahlverbindungen saniert werden müssen.
Gradierbau war in den vergangenen Jahren zugänglich
Die jährlich stattfindende Prüfung der gesamten Konstruktion durch einen Statiker ergab in den vergangenen Jahren aber stets, dass die Standfestigkeit weiter gesichert ist und die Menschen dort verweilen können. Der Gradierbau war also in den vergangenen Jahren weiter geöffnet.
Was alles an dem alten Gradierwerk saniert werden muss, sollte eine Machbarkeitsstudie aufzeigen, hieß es im Oktober 2021 aus dem für die Staatsbäder im Freistaat zuständigen Zentrum Staatsbäder Bayern (Bad Steben). Dass es längst nicht mehr nur um den in den jüngsten Jahren untersuchten Einzelabschnitt ging, sondern um den gesamten historischen Nordflügel, war auch für Außenstehende relativ klar. Denn solche Korrosionsschäden am Stahl würde man wohl auch in anderen Teilen der Holzkonstruktion finden.
Zwei Varianten standen zur Debatte
Anfang 2022 kam die Machbarkeitsstudie heraus, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion nun aus Bad Steben. Zwei Varianten standen zunächst hierbei zur Diskussion: Entweder muss der Bestand ertüchtigt werden durch einen "Eins-zu-Eins-Austausch aller Verbindungsmittel" oder man muss einen "Ersatzneubau mit dem weitgehenden Verzicht auf soleberührte Stahlbauteile" planen.

Inzwischen ist man einen Schritt weiter: Die Untersuchungen beider Varianten hätten gezeigt, so heißt es in der Presseantwort weiter, dass man bei einer Sanierung des Bestands durch den kompletten Austausch der Verbindungsstücke (Variante 1) bedenken musste, dass auch die neuen Edelstahl- oder verzinkten Stahlverbindungen nicht ewig haltbar sein würden.

Abwägen zwischen beiden Varianten
Man habe sowohl die Nachhaltigkeit als auch die Wirtschaftlichkeit beider Varianten geprüft, heißt es aus Bad Steben. In die Waagschale habe man dabei auch die zu erwartende Lebensdauer des noch bestehenden Teils des Bad Kissinger Gradierwerks gelegt. Der Gradierstandort Bad Kissingen gilt als der
und wird vom Zentrum für Staatsbäder Bayern als "Juwel" bezeichnet. Schließlich sei es um die Wartungsintensität gegangen, die bei Variante 1 höher angesetzt wurde, so die Pressemitteilung.
Schließlich sei die Entscheidung gefallen, den bestehenden Teil des Gradierbaus durch einen Neubau zu ersetzen und "mit traditionell zimmermannsmäßigen Holzverbindungen wiederaufzubauen". Eine solche Neukonstruktion sei zwar teurer, heißt es weiter, aber sie sei "durch die doppelte Lebensdauer in der Gesamtbetrachtung die wirtschaftlichere Herangehensweise".
Die Kostenschätzung steht noch aus
Die Planung dieses Ersatzneubaus im Jahr 2023 liegt nun beim Staatlichen Bauamt (Schweinfurt), teilt das Zentrum Staatsbäder Bayern mit. An die bauliche Umsetzung könne man vielleicht schon 2024 gehen.
Was die Kosten angeht, hält man sich in Bad Steben noch bedeckt: "Mit Blick auf die aktuell gegebene Marktsituation und die noch nicht vollständig abgeschlossenen Planungen kann eine Kostenschätzung für den Ersatzneubau aktuell noch nicht benannt werden."