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RÖMERSHAG: Unterricht zum Anfassen

RÖMERSHAG

Unterricht zum Anfassen

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    Erdbewegung: Gymnasiastinnen schaufeln eiine Grube für ein Messgerät der Waldklimastation.
    Erdbewegung: Gymnasiastinnen schaufeln eiine Grube für ein Messgerät der Waldklimastation. Foto: Foto: Lena Berger

    Periodensystem auswendig lernen, chemische Formeln abschreiben oder die Horizonte eines Bodens anhand eines Fotos lernen. Das ist für die Schüler des Brückenauer Franz-Miltenberger-Gymnasiums Schnee von gestern. Sie lernen den Stoff nicht mehr aus staubigen Büchern, sondern in der frischen Luft des Waldes.

    Im Wald oberhalb der Schule, neben dem Waldkreuz im Römershager Wald, bauen die Schüler der 11. Klasse die erste Waldwerkstatt auf, die von einer bayerischen Schule betreut wird.

    In dem rund 50 mal 50 Meter großen, eingezäunten Grundstück sind die Schüler kräftig am Arbeiten. Alle Messstationen haben sie selbst aufgebaut. Am unteren Ende des Grundstückes ist eine Gruppe dabei, eine Grube auszuheben. Geografielehrer Christoph Althaus erklärt den Schülern dabei gleich die verschiedenen Bodenhorizonte. Das ist Unterricht zum Anfassen.

    Einmal pro Woche Probenziehen

    Biologie und Chemielehrer Ingo Queck hilft den Schülern beim Aufbau eines Depositionssammlers. In diesen Röhren, von denen 15 Stück unter verschiedenen Baumarten auf dem Gelände verteilt sind, wird das Regenwasser gesammelt. Einmal in der Woche gehen die Schüler zu ihrer Waldklimawerkstatt, nehmen die Proben mit und untersuchen sie in der Schule unter dem Mikroskop. Für diesen Zweck wurden extra Geräte gekauft.

    Das Hauptthema der Waldklimawerkstatt ist das Wasser. An unterschiedlichen Messinstrumenten wird überprüft, wie viel Wasser durch das Blätterdach kommt und welche Bestandteile im Wasser enthalten sind. So wurden um eine Buche und eine Fichte eine „Schnecke“ gewickelt, um feststellen zu können, wie viel Wasser den Stamm herunterläuft, welche Substanzen im Wasser enthalten sind und ob sich das Wasser durch das Herunterrinnen am Baumstamm verändert.

    Die Messinstrumente und Geräte haben die Schüler von der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF), von der Firma „Umwelt Geräte Technik“ in Freising, vom Gartenmarkt Hornung in Fellen und aus den Erlösen einer Aktion des Staatlichen Mineralbrunnens bekommen. Die Waldwerkstatt des Gymnasiums arbeitet nicht nach rein wissenschaftlichen Zwecken wie die Waldklimastation der LWF bei Oberbach. Der pädagogische Aspekt stehe hier im Vordergrund, sagt Ingo Queck. Trotzdem könne er sich vorstellen, dass die Schüler die Daten aus Römershag mit denen der Waldklimastation in den Schwarzen Bergen vergleichen können.

    „Die Schüler sehen dann, welche Rolle es spielt, dass eine Straße in der Nähe ist, wie die Autobahn am Gegenhang, oder die Bedeutung der unterschiedlichen Höhenlage wird ihnen klar.“ Auf die Internetseite der Schule sollen die Daten ebenfalls gestellt werden.

    Aufgekommen ist die Idee der Waldklimastationen in den 80er Jahren, als das Waldsterben einsetzte. Man wollte wissen, warum der Wald stirbt, sagt Valerie Kantelberg von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising, die mit ihren Kollegen Christoph Happe-Wagner und Hans-Joachim Krause die Schüler beim Aufbau der Messinstrumente unterstützten. Mittlerweile ist dieses Messnetz auf die ganze Europäische Union ausgeweitet und liefert wichtige Daten bezüglich des Klimawandels. In Bayern gibt es 22 dieser Stationen, vom Kellerstein in der Rhön bis zum Watzmann in den Alpen.

    Absperrung um die Messgeräte

    Zwei Schülerinnen spannen ein Seil um die Messeinrichtungen bei Römershag. „Das machen wir, damit die Besucher nicht in das Versuchsfeld laufen und Anlagen zerstören.“ Den Humuslysimeter beispielsweise sieht man gar nicht. Er ist unter der Humusschicht versteckt und sammelt dort das Wasser, das durch diese Schicht dringt. Auch die Saugkerzen werden sicher vor Frost verpackt. Mittels Unterdruck wird das Wasser aus 30, 70 und 100 Zentimetern in eine Flasche gezogen, deren Inhalt von den Schülern untersucht wird.

    Eine zeitliche Begrenzung gibt es für das Projekt nicht. „Wir gehen in zwei Jahren von der Schule und hoffen, dass andere Schüler das weitermachen“, hoffen Mareike Schmitt und Sarah Skrzypczyk auf einen Fortbestand der Anlage. Lehrer Christoph Althaus könne sich nicht alleine darum kümmern. „Cool ist, dass wir die erste Schule sind, die so etwas macht“, so die Schülerinnen.

    Auch Ingo Queck ist zuversichtlich. Er hofft, dass die Schule einige Jahre von dem Projekt profitieren kann. Es können auch viele weitere Projekte um die Waldklimastation gestaltet werden, wie beispielsweise das Projektseminar von Christoph Althaus, in dem eine Freiklimastation neben der Schule entstehen wird.

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