Reibungslos verlief die Großdemonstration des Bayerischen Bauernverbands (BBV) auf dem Hammelburger Marktplatz. Teilnehmer aus dem nördlichen Unterfranken verliehen damit ihrem Protest gegen die Abschaffung der Subventionen für Agrardiesel und das Ende der Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge Nachdruck.
Lange Schlangen aus laut Veranstalterangaben 680 Traktoren hatten sich bei Dunkelheit und Regen blinkend und leuchtend der Saalestadt genähert. Der längste Rückstau zog sich zwischen Autobahnanschlussstelle und Stadtzentrum. Unterdessen zeigten sich Teilnehmer und Sympathisanten unbeeindruckt vom strömenden Regen. Weit über eine Stunde dauerte es, bis die Fahrzeugmassen auf allen Parkplätzen rund um die Innenstadt verteilt waren.
Rund 40 Ordner im Einsatz
In der Kissinger- und Weihertorstraße und auf der Marktplatzkreuzung bildeten Zuschauer ein langes Spalier, um die Konvois zu beklatschten. Rund 40 Ordner hatte der Bauernverband abgestellt. Bis alle Demonstranten auf dem Marktplatz eingetroffen waren, verzögerte sich der Beginn der Demo dennoch nur gut zehn Minuten.
Die Einweiser hatten alle Hände voll zu tun. "Es herrscht Aufbruchstimmung", freute sich beispielsweise Christof Hoos (Schwärzelbach) im Gespräch mit dieser Redaktion. Regen überströmt stand er mit gelber Warnweste an der Einfahrt zum Bleichrasen, um den Teilnehmern des Traktorkonvois Plätze zuzuweisen. Von dort und vom Sportzentrum sowie den anderen Parkplätzen zogen die Demonstranten zum Marktplatz. Unter den Sympathisanten dort waren auch viele Nichtlandwirte und ehemalige Kollegen, um ihren Unmut auszudrücken.

Auf dem Marktplatz genossen die Bauern den Schulterschluss bei Bratwurst und Getränken. Nicht allen boten vereinzelte Pavillons Schutz vor den Regenmassen. In weiten Teilen kämpferisch gaben sich die Redner auf der überdachten Bühne.
Bürgermeister Warmuth ruft zur Solidarität auf
"Von einem sehr beeindruckenden Signal des Zusammenhaltes, aber auch des demokratischen Protestes sprach Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) zur Begrüßung. Er warb für Solidarität mit den Bauern. Wer Nachhaltigkeit wolle, dürfe keine regionale Lebensmittelerzeugung erschweren, sagte er in Richtung Ampelkoalition. Bei allem Sparwillen dürften Landwirte nicht überproportional belastet werden.

Deutlich machte die Rede Warmuths, wie auch die breite Stimmung im Publikum, die Enttäuschung darüber, dass die Symbolik der Demonstration vor zwei Wochen ebenfalls in Hammelburg missverstanden worden sei. Damals hatten Landwirte Steine vor dem Abgeordnetenbüro von Bundestagsabgeordneter Manuela Rottmann (Bündnis 90/Grüne) abgelegt. Dies war von ihr als Bedrohung verstanden worden. "Dabei wollten wir nur jene Steine symbolisieren, die uns ständig in den Weg gelegt werden", so Thomas Wolf (Eußenheim) als Leiter der damaligen Demonstration.

Vergangene Demonstration "hochgezockt"
Auch, weil das damals "so hochgezockt" worden sei, sei man nun erneut wieder friedlich nach Hammelburg gekommen. In scharfen Worten kritisierte Wolf die Wettbewerbsverzerrungen, denen die deutschen Landwirte durch die hiesigen Auflagen und Dokumentationspflichten ausgesetzt seien. Durch die jüngsten Agrarentscheidungen der Ampel stünden weitere Betriebe vor dem Aus.
BBV-Kreisobmann Edgar Thomas (Nüdlingen) freute sich über das Ausmaß des Protestes. Neben der Teilnahme an den großen Aktionstagen brauche es kleinere Nadelstiche in der Fläche.
BBV-Präsident: "Nach vorne schauen"
Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbands, rief die Landwirte zur Geschlossenheit auf und warb für den Blick nach vorne. Außerdem schwor er die Bauern auf die Aktionswochen in den kommenden Wochen ein. Dafür brauche es Entschlossenheit und Durchhaltewillen. Gleichzeitig plädierte er dafür, sich nicht von Feinden der Demokratie missbrauchen zu lassen.

Unbeeindruckt vom Regen harrten viele Zuhörer trotz schlechter Lautsprecher-Akustik zwei Stunden am Marktplatz aus, um ihrem Frust zum Ausdruck zu bringen. Eine kurzfristig zusammengestellte Blaskapelle unter Leitung von Alfred Greubel (Elfershausen) spielte einige Stücke. Greubel kritisierte in seiner Ansprache vor allem die Benachteiligung deutscher Landwirte auch bei Anlage von Grundwassermesspunkten.
Fazit der Polizei: "Positiv zufrieden"
Bestärkt in ihrem Protest kehrten die Landwirte zu den Traktoren zurück. Beim Aktionstag am 8. Januar gehe es "erst richtig los", wie Teilnehmer versicherten. Und dies organisationsübergreifend mit verschiedenen Landwirtschaftsverbänden.

"Positiv zufrieden" zeigt sich die Hammelburger Polizei mit Blick auf ein angemessenes Einsatzkonzept sowie die Organisation durch die Veranstalter und den friedlichen Verlauf des Versammlungsgeschehens. Zur Abwicklung trugen 35 Beamte des Einsatzzuges Schweinfurt bei. Die Polizei schätzt die Zahl der Demonstrationsteilnehmer auf dem Marktplatz auf 1200. Nach Einschätzung der Veranstalter waren über den ganzen Abend knapp 2000 Menschen versammelt.