Das gefiel nicht allen Anrufern. Eine Person wandte sich nach dem Telefonat an die Polizeidirektion Bad Kissingen. Um über die Vorgehensweise des Mannes zu informieren.
Die sah folgendermaßen aus: Bei Anruf erklärte der Kolitzheimer: „Das Auto gibt's. Wir sind gute Menschen und wollen den Menschen etwas Gutes tun.“
Das „Aber“ jedoch folgte auf dem Fuße: „Das ist der eine Aspekt. Das Auto wird nach einer bestimmten Kriterienauswahl vergeben.“
Nur wer bereit sei, als Vertreter für die Firma „LR Health and Beauty Systems“ Kosmetika zu verkaufen, könne eines Tages in die glückliche Lage kommen, ein solches Auto zu besitzen. Und dann auch nur, wenn man einen gewissen monatlichen Umsatz erwirtschafte. Der liege bei 4000 Euro.
Der Mann, der hauptberuflich bei SKF in Schweinfurt beschäftigt ist, verkauft selbst seit März nebenberuflich Kosmetika für „LR“. Als Partner ist er einerseits für den Produktverkauf zuständig, andererseits kann er neue Partner werben – an deren Umsätzen er dann wiederum beteiligt wird. Der Kolitzheimer selbst fährt noch keinen „LR“-VW-Polo. „Aber das wird im Laufe des Jahres noch was werden“, sagt er.
Die Resonanz auf die Anzeige scheint groß gewesen zu sein: Etwa 200 Personen hätten bei ihm angerufen, teilt der Kolitzheimer mit. 150 von diesen hätten ihre Telefonnummer hinterlassen. Mit diesen werde er sich nun in Verbindung setzen, um das „LR“-Konzept zu präsentieren. Natürlich hätten nicht alle Interesse gehabt. Die restlichen 50, so der Kolitzheimer, hätten abgelehnt. Sie seien freundlich geblieben dabei. Beschimpft habe ihn keiner.
„Warum auch?“, fragt er. Das Auto gebe es schließlich. „Wir bieten jemandem eine Chance.“ Auch wenn es sich vielleicht nicht so verhalte, wie der ein oder andere sich das vorgestellt habe. Die Anzeige habe er auf diese Weise gestaltet „damit es nicht so gewerblich ausschaut. Irgendwas muss man sich ja einfallen lassen.“
Angesprochen auf den im Anzeigentext genannten Grund, der VW-Polo sei aus „wirtschaftlich-steuerrechtlichen Gründen“ zu verschenken, erklärt er: Da habe er ein klein bisschen ein Schauspiel betrieben. Erneut schalten allerdings werde er die Anzeige vorläufig nicht. „Sonst wird's unglaubwürdig“, sagt er.
Die Polizeidirektion Bad Kissingen plant vorerst nicht, in dem Fall zu ermitteln. Weil kein Tatbestand vorliege, so Polizeihauptkommissar Lothar Manger. „Betrug ist das nicht. Der Mann sagt am Telefon offen, was er will.“ Oberstaatsanwalt Rainer Gündert sieht das ähnlich: „Das ist ein Lockangebot, eine unschöne Sache.“ Momentan klinge es für ihn aber so, als sei die Aktion nicht strafbar. Für eine endgültige Aussage müsste der Fall aber gründlich geprüft werden.
„Das Auto gibt's. Wir sind gute Menschen und wollen den Menschen etwas Gutes tun.“
Verfasser der Verschenk-Anzeige, Mann aus Kolitzheim
Das „LR Auto-Konzept“ gibt es tatsächlich. Die internationale Firma mit Sitz in Ahlen in Nordrhein Westfalen hat bereits an die 3000 VW-Polos ausgegeben. „Vorwiegend in Deutschland“, so Maria Brinkmann, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei „LR“.
Verschenkt werden die Autos allerdings nicht. „Unsere Vertriebspartner sind Leasingnehmer der Fahrzeuge“, so Brinkmann. 50 Euro müsse ein Junior-Manager dabei monatlich zuzahlen. Alles unter der Voraussetzung, dass er zuvor den nötigen Umsatz gefahren hat – etwa 4000 Euro im Monat.
Glücklich ist man bei „LR“ nicht über die Verschenk-Anzeige des Kolitzheimers: „Die Anzeige ist nicht im Interesse unseres Unternehmens“, so Brinkmann. Man werde den Mann bitten, sie nicht mehr zu schalten.