An öffentlicher Aufmerksamkeit ist Bad Kissingen als Fremdenverkehrsort immer interessiert. So wie aktuell im Fall von Dieter Wedel muss es aber nicht unbedingt sein. Dem Regisseur werden sexuelle Übergriffe und Schikanen vorgeworfen. Einige der Vorfälle, auf die sich die jüngsten Anschuldigungen beziehen, sollen sich in Bad Kissingen abgespielt haben.
Ereignisse während der Aufnahmen in Kissingen
Die Wochenzeitung Die Zeit berichtet in ihrer neuesten Ausgabe von Vorwürfen rund die Aufnahmen für eine Vorabendserie, die 1980 begannen. „Bretter, die die Welt bedeuten“ hieß die Reihe, die 1982 von ORF 2 und 1983 in den Regionalprogrammen im Westen, Norden, Südwesten und in Hessen ausgestrahlt wurde. Drehort war unter anderem Bad Kissingen. Die Stadt war, wie es damals hieß, unter 50 Orten ausgesucht worden, weil sie sich gut als Kulisse eignete.
Erfahrungen einer jungen Schauspielerin
In der Serie ging es um die Erfahrungen einer jungen Schauspielerin, die an einem fiktiven Stadttheater in der Provinz ihr erstes Engagement antritt. Bad Kissingens Vorzug war unter anderem, dass es mit dem Staatlichen Kurtheater zwar über eine eindrucksvolle Spielstätte verfügt, gleichzeitig aber kein eigenes Ensemble hatte und hat, welches das Theater dauerhaft belegt.
Was eine junge Schauspielerin von damals jetzt über ihre Erfahrungen jener Tage in Bad Kissingen berichtet, beschäftigt zurzeit die deutsche Öffentlichkeit. Laut einem Bericht der Wochenzeitung Die Zeit bezichtigen Frauen Dieter Wedel unter anderem sexueller Übergriffe am Rande der Aufnahmen in der Kurstadt.
Was die Betroffene berichtet
Die zunächst als Hauptdarstellerin engagierte Schweizer Schauspielerin Esther Gemsch beschreibt darin, Wedel habe in seinem Hotelzimmer versucht, sie zu vergewaltigen. Bei dem Vorfall habe sie eine Halswirbelverletzung erlitten. Ein paar Wochen nach dem Vorfall wurde die Rolle neu besetzt. Zur Polizei ging die Schauspielerin nicht.
Was Wedels Anwalt sagt
Nach Esther Gemsch, die 1980 noch Christinat hieß, übernahm Ute Christensen die Hauptrolle. Auch sie berichtete der Zeit von Übergriffen Wedels. Der Regisseur selbst hat solche Vorwürfe kürzlich zurückgewiesen. Sein Anwalt nannte am Mittwoch die Berichterstattung der Wochenzeitung zudem rechtlich nicht zulässig.
Ein Gericht werden diese Fälle allerdings kaum mehr beschäftigen. Sie sind verjährt. Wedel kann dafür nicht belangt werden. Er kann sich aber auch nicht in einer Verhandlung dagegen verteidigen.
Große Resonanz für Filmteam
In Bad Kissingen trafen die Aufnahmen für die Serie damals auf große Resonanz. Das Team richtete sich in der heute als Stadtarchiv genutzten Villa Bringfriede ein. Regie und Aufnahmeleitung, Kameraleute, Tontechniker, Maskenbildner und Garderobieren, Beleuchter und Fahrer hatten dort ihr Hauptquartier.
In welchen Hotels die Beteiligten untergebracht waren, ist nicht mehr mit Sicherheit festzulegen. Der Bayerische Rundfunk zitierte am Donnerstag eine ehemalige Rezeptionistin des Steigenberger Kurhaushotels, mit dem Hinweis, Wedel habe seinerzeit in dem Haus gewohnt. Der damalige Direktor des Hotels konnte sich aber auf Nachfrage dieser Redaktion nicht an einen solchen Gast erinnern.
Ausführliche Berichte
Die Saale-Zeitung berichtete am 12. Dezember 1980 ausführlich über die seit Ende November laufenden Aufnahmen. Das Datum ist bemerkenswert. Am Abend desselben Tages sollen nach Angaben von Esther Gemsch Wedels Übergriffe auf sie stattgefunden haben.
„Augenzwinkernd und heiter“, berichtete Wedel damals dem Reporter, werde in der Serie „über das Leben dieser jungen Schauspielerin an diesem Provinztheater mit all den Sorgen, Abhängigkeiten und Nöten erzählt“. Das Theater sei quasi ein „gesellschaftlicher Brennspiegel“, in dem sich Spannungen und Machtkämpfe abspielten.