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Bad Kissingen
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BAD KISSINGEN (WE): Wandersage Bienenschlacht

BAD KISSINGEN (WE)

Wandersage Bienenschlacht

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    Nicht nur der Nachname des Retters, Peter Heil, weise darauf hin, sondern auch die Tatsache, dass in Berichten und Sagen die Verwendung stechender Bienen als Mittel der Kriegsführung immer wieder auftauchen. Bereits um 100 nach Christus tauchen Bienen als Waffe auf. Laut Alzheimer-Haller gehört diese Sage um die Rettung Bad Kissingens zum Phänomen der Wandersage: Mehrere Orte machen sich ein und dasselbe Motiv zu eigen. Es sei nicht mehr nachvollziehbar, ob dieses Ereignis sich tatsächlich zu getragen hat.

    Heidrun Alzheimer-Haller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Volkskundlichen Abteilung am Institut für deutsche Philologie an der Universität Würzburg. Für sie sind Sagen keine Ereignisgeschichten, sondern Bedeutungsgeschichten und damit Spiegel der sich wandelnden Mentalitäten, Meinungen, Stimmungen, Ängste und Sorgen. Darüber hinaus hatten sie eine ideologische, machtpolitische, ökonomische und haben heutzutage auch fremdenverkehrsfördernde Funktion. Sagen wurden also bewusst eingesetzt, um z. B. an Wallfahrtsorten nachlassende Pilgerströme zu beleben oder Dinge zu erklären, die man nicht versteht. Moderne Sagenforschung gehe von der Textinterpretation zur Kontextforschung: "Man möchte erkennen, was zwischen den Zeilen steht." Diesen neuen Ansatz etablierte Ursula Brunold-Bigler mit der Analyse eines Schweizer Sagenbestands.

    Sie verband Sagen mit wirtschaftlichen und sozialen Hintergründen des Alltagslebens. Dabei räumt sie der rein mündlichen Überlieferung einen Spielraum von höchstens 150 Jahren ein. Dann müsse keine schriftliche Fixierung erfolgen - wie dies z. B. durch die Gebrüder Grimm mit der Umsetzung in Märchen geschah. So gehe es in Frevelsagen um die drastischen Folgen von Pflichtvernachlässigung, Entheiligung des Sonntags durch Tanzen, Gotteslästerung in Form von Fluchen. Grundlage waren meist Ängste um die eigene Existenz oder vor Hungersnöten, andere galten als Warnung vor der Übertretung moralischer Gesetze.

    Grundsätzlich gehe es in Sagen, so Dr. Alzheimer-Haller, um "lässliche Sünden" wie Brotverschwendung, Hartherzigkeit gegenüber Armen, mangelnde Ehrfurcht, Faulheit oder Geiz - also Verstösse gegen Verhaltensnomen, die nicht durch ein Strafgesetzbuch geahndet werden. Immer wiederkehrende Motive findet man in der Schweinfurter Sage von der Auferstandenen Frau, die z. B. die Angst der Menschen widerspiegelt, als Scheintote begraben zu werden. In der Sage um die Eilingsburg bei Kissingen und die unterirdischen Gänge der Wichtelhöhlen seien mehrere weitverbreitete Motive enthalten. So der unterirdische Gang nach Aura als Aufenthaltsort von Guten (Wichtel) oder Bösen (Gefangenen, Räubern).

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