Für Joachim Scheiner war es ein relativ kleiner Schritt, als er sich vor rund drei Jahren sein erstes Elektrofahrzeug , einen Renault Zoe, zulegte: "Wir haben uns einfach überlegt, wozu brauchen wir eigentlich unser Auto? Wir brauchen es, um uns etwa in einem Umkreis von 150 Kilometern zu bewegen", erzählt der 68-Jährige.
Damit kommt er von Bad Kissingen nach Würzburg, Aschaffenburg, Coburg, Bamberg, Frankfurt, Fulda. Der Zoe sei dafür passend: "Ein Kleinwagen, kein SUV, aber ein Gebrauchsfahrzeug: Wir bekommen in den Kofferraum locker sechs Kästen Bier, und wenn man die Bank umlegt, etwa zwölf."
Kostenvergleich: Alle Kosten vergleichen, Bonus eingerechnet
Bei einem Kostenvergleich haben Expertinnen und Experten des ADAC E-Autos mit ähnlichen Verbrennern verglichen . Dabei haben sie alles vom Kaufpreis über sämtliche Betriebs- und Wartungsaufwände bis zum Wertverlust zusammengerechnet, und auch den aktuellen Umweltbonus von bis zu 9000 Euro für E-Fahrzeuge eingerechnet.
"Wir hatten 6000 Euro als Bonus, in diesem Jahr sind es 9000, danach wieder 6000 Euro", weiß Schreiner. Die Rechnung aus dem April veranschlagt für Diesel 1,80 Euro pro Liter, für Super 1,78 Euro und Strom für 0,39 Euro pro Kilowattstunde.
Elektroautos für Vielfahrer sinnvoll
Im Kostenvergleich wird der Renault Zoe R110 Z.E. 50 Evolution mit zwei Renault Clio verglichen - einem Diesel und einem Benziner. In diesem Fall ist tatsächlich der Benziner die günstigste Variante. Bei einer Fahrleistung von 10.000 Kilometern im Jahr steht der Benziner bei 57,7 Cent pro Kilometer, der Diesel bei 61,8 Cent und das E-Auto bei 63,1 Cent.
Bei einer Fahrleistung von 30.000 Kilometern im Jahr gleichen sich die Kosten jedoch mit 29,7 Cent pro Kilometer beim Benziner, 29 Cent beim Diesel und 29,8 Cent bei der E-Variante an. Man muss aber bedenken, dass in der Kostenrechnung die 10.000 Euro höheren Anschaffungskosten für das E-Auto miteingerechnet sind.
Elektro lohnt sich immer öfter
In den allermeisten Fällen der 21-seitigen Kostenvergleichsliste des ADAC schneiden die E-Autos jedoch auch bei 10.000 Kilometern schon besser ab. Um sich aber der Realität zu nähern, haben die Expertinnen und Experten eine weitere Rechnung aufgestellt, in der sie bei den Verbrennern ein Verhandlungsgeschick von zehn Prozent Nachlass berechnet haben . Auf dieser Basis ist es unterschiedlich, wann sich welches Fahrzeug lohnt.
Für den Kissinger E-Autobegeisterten Joachim Scheiner lohnt sich sein Fahrzeug allemal. Er hat eine Photovoltaikanlage, für die er zwölf Cent für die Stromeinspeisung bekommt. "Wenn ich mit dem Zoe normal fahre, brauche ich auf 100 Kilometer 20 Kilowattstunden, das sind äquivalent zwei Liter Diesel - ein sehr niedriger Verbrauch."
Umgerechnet 1,20 Liter für Diesel bei 2 Liter Verbrauch
Wenn Scheiner sein Auto über seine Photovoltaikanlage lädt, wäre es umgerechnet etwa so, als würde er 1,20 Euro für einen Liter Diesel zahlen. "Günstiger kann ich nicht fahren", stellt er fest. An öffentlichen Ladesäulen würde er auf den Diesel gerechnet 3,30 Euro pro Liter zahlen, "aber ich brauche eben auch nur umgerechnet zwei Liter auf 100 Kilometer".
Natürlich muss der Kissinger sich jedoch mit den oft genannten negativen Seiten der Akkus auseinandersetzen: "Ich wurde auch schon angegriffen, dass ich ein ganz böser Mensch bin, wegen des Kobalts in den Batterien, weil das durch Kinderarbeit gewonnen wird", berichtet Schreiner.
Nur acht Prozent des Kobalts für das E-Auto
Aber er habe jetzt gelernt, dass Kobalt auch im Verbrennermotor eine Rolle spielt. Tatsächlich: Laut dem Magazin Europäische Energiewende werden nur acht Prozent des gesamten Kobalts auf der Welt für die Akkus von E-Autos verwendet. Daneben zählt es jedoch als wichtiges Material für die Metallhärtung in Verbrennermotoren, wie in Kurbelwellen, Pleuelstangen, Nockenwellen, Ventilsitzringen und im Katalysator.
Einen weiteren Vorteil, den Scheiner in E-Autos sieht: Über einen bidirektionalen Ladeanschluss könnten die Akkus als Stromspeicher dienen und das Haus mit Strom versorgen. Das scheint in Deutschland aber noch Zukunftsmusik. Für Scheiner steht zumindest fest: "Ich sollte nicht nachdenken, ein Elektroauto zu kaufen, sondern in die Zukunft vordenken. Dann kommt da automatisch ein E-Auto bei raus."