Die Entscheidung zur Vorbereitung des Baugebots für Rannungen (Lkr. Bad Kissingen) fiel in der Gemeinderatssitzung am 26. November mit 5:3 Stimmen. Von zwölf anwesenden Ratsmitgliedern durften allerdings vier nicht mitstimmen, weil sie selbst Grundstücke besitzen. Darunter ist auch Bürgermeister Fridolin Zehner (CSU), der offen sagt, dass er nicht für das Baugebot gestimmt hätte, weil er nichts von Zwang halte. Gleichwohl werde er nun als Bürgermeister die Mehrheitsentscheidung des Ratsgremiums mittragen, denn auch ihm liege am Herzen, dass sich junge Familien im Ort ansiedeln könnten und nicht in andere Kommunen abwandern müssten.
Die Gemeinde besitze schon seit etlichen Jahren keine freien Bauplätze mehr. Die letzten fünf an der Rannunger Häfnershöhe seien Anfang des Jahrtausends erschlossen und inzwischen alle verkauft worden. Einige Jahre lang habe es dann keine Nachfrage mehr gegeben. Seit fünf Jahren würden sich, laut Zehner, aber immer wieder Bauwillige bei der Kommune melden, möglicherweise, weil es immer noch zinsgünstige Darlehen gebe.
45 ungenutzte Bauplätze
Der 2014 im Ort gegründete Arbeitskreis Innenentwicklung habe schon einmal bei mehr als 50 Privatbesitzern wegen ungenutzter Grundstücke angefragt, schildert Zehner die Entwicklung. Nur wenige seien bereit gewesen, Flächen herzugeben, so dass es derzeit etwa 45 ungenutzte Bauplätze im Innerort gebe. Das mache zehn Prozent der theoretisch bebaubaren Dorffläche aus.
Deshalb hätten Vertreter der Bürgerliste nun ein Baugebot ins Gespräch gebracht, so der Bürgermeister weiter. Dabei spiele die aktuelle Initiative des nicht unumstrittenen Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer eine Rolle, der mit einem Baugebot der Wohnungsnot in der Universitätsstadt Tübingen etwas entgegensetzen will. Dort geht es allerdings um 550 brachliegende Grundstücke in der Stadt und den Stadtteilen. Im Oktober hatte sich auch der Bundesvorstand der Grünenöffentlich mit der Thematik befasst und war bei CSU und FDP auf heftige Kritik gestoßen.

Bauen im Ort forcieren
Im Rannunger Gemeinderat habe man, laut Zehner, argumentiert, dass auch ungenutzte Bauflächen voll erschlossen sind, die Eigentümer aber nicht an den laufenden Kosten für den Unterhalt der Wasser/Abwasser-Infrastruktur beteiligt würden. Mit einem Baugebot wolle man erreichen, dass im Ort gebaut und der Außenbereich nicht weiter versiegelt wird, sagt der Bürgermeister. "Ja, letztendlich werden Bürger dazu gezwungen, Grundstücke herzugeben", gibt Zehner zu. Der erste Schritt sei für ihn jedoch, die Menschen im Gespräch zu überzeugen.
In der November-Sitzung wurde nun beschlossen, das Baugebot-Verfahren in die Wege zu leiten. Beauftragt wurde das Rechtsberater-Büro Scheidle & Partner (Augsburg), das die Kommune schon einmal in einer anderen Angelegenheit vertrat. Unter anderem werde nun ein Schreiben an die Bürger entworfen, in dem das Anliegen detailliert erläutert wird, sagt Zehner. Zudem müsse man festlegen, wo im Ort das Baugebot zuerst greifen soll.
Gemeinde weist Baugebiet aus
Dass diese Pläne des Gemeinderats bei den Bürgern für Ärger sorgen könnten, ist Zehner klar. "Das Baugebot wird keine Begeisterungsstürme auslösen." Seiner Ansicht nach dürfe man sich als Bürgermeister aber nicht davor scheuen, Konflikte auszutragen.
Was die Schaffung von Baugrund angeht, will die Gemeinde übrigens zweigleisig fahren. In seiner Sitzung am 3. Dezember beschloss der Gemeinderat mit 9:1 Stimmen, ein neues Baugebiet mit zehn Plätzen am Rannunger Johannesberg auszuweisen. Das Areal hatte bereits im Frühjahr 2017 im Gemeinderat als Baugebiet zur Diskussion gestanden, war jedoch dann mehrheitlich durchgefallen. Dass die Kommune dort nun doch Grundstücke ankaufen will, ist für Zehner kein Widerspruch zum angestrebten Baugebot. Neue Flächen für Bauwillige stünden dann schon sehr bald zur Verfügung. Das Baugebot durchzusetzen, könne jedoch unter Umständen Jahre in Anspruch nehmen.