Als Ritter mit dem Schwert gegen Feinde kämpfen? Als Prinzessin schmucke Kleider tragen und auf einem Schloss wohnen? Hand aufs Herz: Jede und jeder hat sich doch schon mal in ein früheres Jahrhundert hineingeträumt. Eine prima Gelegenheit dazu bietet sich beim Rakoczyfest in Bad Kissingen. Wir fragten 6 Persönlichkeiten der Kurstadt, welche der Historischen Persönlichkeiten sie, falls Personen ausfallen, beim Fest aller Feste gern übernehmen würden?

Die Rollen der bayerischen Könige müssten doch eigentlich schnell weggehen, wenn man Menschen, die im realen Leben in Führungspositionen sind, auf Rollen-Wünsche beim Rakoczyfest anspricht, oder? Weit gefehlt. Lediglich einer der männlichen Befragten dachte zumindest mal kurz über eine Paraderolle als Regent nach.
Sogar zwei Aspiranten für die Rolle des Peter Heil
Die Damen trauen sich offenbar mehr zu, denn es sind gleich eine Königin und eine Kaiserin auf der Ersatz-Liste der Historischen Persönlichkeiten zu finden. Dazu ein Baumeister – immerhin von königlichen Gnaden – , sowie ein Graf aus hochherrschaftlichem Hause.

Gleich doppelt besetzen könnten die Bad Kissinger hingegen im Rakoczy-Ernstfall die Rolle von
der im Kampf gegen die Schweden die Stadt mit der Idee, 200 Bienenvölker einzusetzen, erfolgreich rettete.Und wie's der Zufall will: Aus Spaß kann kurzfristig noch Ernst werden: Denn die Rolle des Peter Heil beim Rakoczyfest ist heuer verwaist, weil Darsteller Christian Kessler in des Zaren Alexander II. Kleider schlüpfen wird. Also, liebes Organsiationsteam, es gibt gleich zwei Personen, die den wagemutigen Peter Heil am Wochenende spielen könnten!
1. Gerd Greier, katholischer Pfarrer in Bad Kissingen, findet Otto von Botenlauben spannend.

"Mal den König Ludwig II. zu spielen, würde mich zwar reizen, denn er hat ja nicht nur gern Schlösser gebaut, worauf er heutzutage leider oft reduziert wird. Man muss aber dem Menschen gerecht werden, denn er war eine interessante Persönlichkeit, die nicht nur auf Bayern fixiert war. Die Stadt Bad Kissingen hat ihm schließlich den Titel 'Bad' zu verdanken.
Aber die Rolle des Grafen Otto von Botenlauben ist mir lieber, weil ich sehr an Geschichte interessiert bin, vor allem am frühen Mittelalter. Ich hab mich schon immer gefragt, wie so ein Leben im Schloss oder in einem Kloster damals war. . Wissen würde ich gern, wie ihn dieser Aufenthalt dort geprägt hat: War er mit Waffen unterwegs? Gab es damals einen Dialog zwischen den Religionen, also den Juden, Christen und Moslems?
Um den Minnesang würde ich mich als Pfarrer freilich ein bisschen drumherum mogeln, (lacht) obwohl das frühmittelalterliche Wort Minne ja nicht nur die Liebe zu einer Frau bedeutet, sondern allgemein die positive mentale und emotionale Zuwendung zu allen Menschen und zu Gott."
2. Thomas Bold, Landrat im Landkreis Bad Kissingen, liebäugelt mit Max Littmann.

"Ich würde
spielen. Vor seinem Architekturstudium absolvierte er eine Lehre als Maurer, das heißt, er hat eine solide Grundlage für sein späteres Schaffen mitgebracht - das ist mir sympathisch.Bad Kissingen verfügt dank so hervorragender Architekten wie Littmann über eine großartige historische Bausubstanz. Ich denke dabei an den Max-Littmann-Saal im Regentenbau. Er zählt zu den fünf besten Konzertsälen der Welt – da wird Musik zu einem echten Hörgenuss, das konnten wir wieder beim Kissinger Sommer erleben.

Bauwerke bieten ja nicht nur - salopp gesagt – ein Dach über dem Kopf und einen Platz, an dem Veranstaltungen stattfinden können oder Menschen arbeiten. Sind sie stimmig, vermitteln sie pure Lebensqualität."
3. Annette Späth, Leiterin des Museums Obere Saline, wäre 1913 gern Königin Therese gewesen.

"Die Sisi würde ich auf jeden Fall nicht spielen wollen. Es ist ja bekannt, dass sie krank und depressiv war und ständig auf der Flucht vor ihrem Mann Franz Josef I. Ich würde mich für die Rolle der bayerischen Königin Therese entscheiden, weil die einst bei einem Bad Kissinger Großereignis dabei war: Im Mai 1913 hat sie mit dem damaligen Prinzregenten Luitpold von Bayern den Regentenbau eröffnet.
Das muss ein schönes Ereignis gewesen sein. Ich wäre damals gern dabei gewesen. Wir hatten das Thema ja auch in unserer Luitpold-Ausstellung im Museum Obere Saline: Demnach war die Eröffnung des Regentenbaus ein Höhepunkt in der Geschichte Bad Kissingens. Aber nur in dem Moment wäre ich gern Therese gewesen. Was mir auch gefällt: Sie war Prinzessin von Modena – und ich liebe Italien. Aber das nur nebenbei."
4. Sylvie Thormann, Kurdirektorin in Bad Kissingen, würde drei Tage lang die Sisi repräsentieren.

Da es ja nur für ein Wochenende ist, würde ich tatsächlich die Sisi nehmen. Denn jedes kleine Mädchen hat wahrscheinlich schon mal davon geträumt, wie es wäre, solch ein opulentes historisches Kleid anzuziehen und eine üppige Frisur zutragen. Andererseits muss ich sagen, Sisis persönliches Leben möchte ich nicht mit meinem tauschen.

Ein paar Tage Kaiserin zu sein, wäre vermutlich nicht schwierig, denn das Repräsentieren ist mir nicht ganz unbekannt. (lacht) Aber bekannt ist ja, dass Sisi seelisch angeschlagen war und gesundheitliche Probleme hatte. Ob ich mit der Rolle der Kaiserin Sisi bei meiner Tochter punkten könnte, weiß ich gar nicht.
Sie hat sich zwar bei der Autogrammstunde am Rakoczyfest von Sisi schon mal ein Autogramm geholt. Aber eigentlich findet sie Peter Heil ganz toll. Aber der ist ja nun leider heuer gar nicht besetzt.
5. Dirk Vogel, Oberbürgermeister der Stadt Bad Kissingen, schätzt den kreativen Bürger Peter Heil.

"Ich würde mich für Peter Heil entscheiden aus drei Gründen. Erstens war er kein Adeliger, und als Bürger der Stadt Kissingen kann ich mich wesentlich besser mit ihm identifizieren als mit der langen Liste Adeliger, die hier wirkten. Zweitens war er kreativ. In einer aussichtslosen Lage hat er die Situation analysiert und eine passende Lösung zu einem echten Problem der Stadt gefunden.
Das ist seit Amtsbeginn mein täglich Brot. Und drittens hat er bis heute Familie in der Stadt. Die Familie Heil ist der Stadt Bad Kissingen bis heute eng verbunden, auch wenn sie deutschlandweit wirkt. Auch dieser Aspekt ist mir nahe."
6. Christian Pörtner, Polizeichef in Bad Kissingen, ist seit der Kindheit fasziniert von Peter Heil.

"Nix Theodor Fontane, nix König von Bayern. Und wenn ich den Fürsten Rákózci spielen würde, müsste ich ja ein dickes Kostüm tragen und würde ganz schön schwitzen. (lacht) Ich würde Peter Heil darstellen.
Ich stamme aus Bad Kissingen. Und immer wenn ich früher meine Oma in der Hemmerichstraße besuchte, habe ich ihrer Schwester, die drei Häuser weiter wohnte, das Mittagessen gebracht und bin dann an dem Haus mit dem großen Peter-Heil-Bienen-Gemälde vorbeigekommen.
Die Geschichte von Peter Heil hat mich schon damals fasziniert. Und als Kind wollte ich beim Rakoczyfest immer möglichst viele der dort angebotenen Honigbrote ergattern. Als ich vier Jahre alt war, sind wir dann nach Kleinbrach umgezogen. Da gab es auch einen Imker, bei dem ich mich ständig aufhielt. Bienen begeistern mich. Sie sind fleißige Tiere und zeigen einen starken sozialen Zusammenhalt."