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Maßbach: Wenig Geld und viel Herz: Warum vier Paketboten plötzlich im BH dastehen

Maßbach

Wenig Geld und viel Herz: Warum vier Paketboten plötzlich im BH dastehen

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    Was tun? Die vier Paketausfahrer – dargestellt von (von links) Marc Marchand, Manuel Köhler, Alexander Bräutigam und Yannick Rey – wollen Geld mit einer Travestie-Show einspielen.
    Was tun? Die vier Paketausfahrer – dargestellt von (von links) Marc Marchand, Manuel Köhler, Alexander Bräutigam und Yannick Rey – wollen Geld mit einer Travestie-Show einspielen. Foto: Sebastian Worch

    Das lange Osterwochenende steht vor der Tür. Die vier Paketausfahrer eines großen Zustelldienstes freuen sich auf fünf freie Tage. Doch statt, wie seit Jahren üblich, zum gemütlichen Umtrunk in die gegenüberliegende Kneipe, geht es diesmal zur gemeinsamen Ostereier-Suche in der Pakethalle – sehr zum Missvergnügen von Georg, Harald, Paul und Enrico. Die sind zwar völlig unterschiedliche Typen, aber allesamt "ganze Kerle" und können mit Ostereiern so gar nichts anfangen.

    Komödie kanadischer Autorin hat fränkischen Zuschnitt

    Augustinus von Loë hat die gleichnamige Komödie der kanadischen Autorin Kerry Renard für die Freilichtbühne des Theater Schloss Maßbach inszeniert; der in Maßbach als Schauspieler und Regisseur bekannte Jens Eulenberger hat dafür eine auf die fränkische Region zugeschnittene Fassung erstellt.

    Unschwer zu erkennen ist der Versandriese, beim dem die ganzen Kerle beschäftigt sind. Trotz, oder gerade wegen der stressigen Arbeitsbedingungen bilden sie eine verschworene Gemeinschaft, die sich durch nichts auseinanderbringen lässt: Georg (Marc Marchand), ein alter Hase im Paketdienst; Harald (Yannick Rey), engagiert als Gewerkschafter und veralbert, weil er noch bei seiner Mutter wohnt; Paul (Alexander Bräutigam), ein tougher Macho, der sich in der Kneipe "Bierdümpel" am wohlsten fühlt; sowie Enrico (Maßbach-Neuling Manuel Köhler), der neu ins Team gekommen ist und als gebürtiger Bayer nicht nur sprachliche Integrationsprobleme hat.

    Da werden schlechte Witze gerissen, wird geflachst, gefrotzelt und sich auf die Schippe genommen, aber auch Solidarität gezeigt – die ganz normale Arbeitswelt prekär beschäftigter Dienstleister. Aber dieses Paketboten-Quartett hat mehr drauf.

    Als sie erfahren, dass die bei allen beliebte siebenjährige Lilly, die Tochter der Chefin (Anna Schindlbeck), an einer Augenerkrankung leidet, die nur durch eine extrem teure Operation geheilt werden kann, beschließen sie spontan zu helfen. Ein Benefizkonzert soll die benötigte Summe einspielen.

    Enrico schlägt gleich eine Travestieshow vor, da könne man die Eintrittskarten teurer verkaufen. Doch bis es soweit ist, müssen jede Menge Hürden genommen werden. Denn nicht jeder im Team ist von dieser Idee begeistert, auch wenn Travestieshows in den Großstädten gesellschaftlich längst akzeptiert sind.

    Die Chefin (Anna Schindlbeck, links) ist überrascht, in welchem Aufzug ihre vier Mitarbeiter sich für ihre kranke Tochter einsetzen wollen. 
    Die Chefin (Anna Schindlbeck, links) ist überrascht, in welchem Aufzug ihre vier Mitarbeiter sich für ihre kranke Tochter einsetzen wollen.  Foto: Sebastian Worch

    Es bedarf vieler Diskussionen und großer Überzeugungsarbeit, bis endlich alle an einem Strang ziehen und auf das große Ziel hinarbeiten. Für die Zuschauer ist das ein tolles Vergnügen, wenn sich die "ganzen Kerle" allmählich in (nahezu) perfekte weibliche Gesangsstars verwandeln. Da werden Perücken auf- und abgesetzt, BHs und Kleider anprobiert, der richtige weibliche Gang einstudiert, die passenden Songs für jeden Mitwirkenden ausgewählt und schließlich die zum Playback-Gesang passenden Choreographien (Benjamin Jorns) geprobt.

    Und weil, trotz eines hinzugezogenen "Trainers", nicht alles sofort klappt, sich immer wieder kleine Peinlichkeiten und große Missverständnisse ereignen, haben alle ihren Spaß – die Schauspieler und werdenden Travestie-Stars auf der Bühne und das Publikum erst recht. Und als dann die Benefiz-Show mit Songs von Hildegard Knef, Helene Fischer, Nina Hagen, Liza Minelli und anderen beginnt, gibt es kein Halten mehr.

    Marc Marchand, Yannick Rey, Alexander Bräutigam, Manuel Köhler und die zum Mann verwandelte und als Moderator in die Show einbezogene Anna Schindlbeck spielen wie entfesselt auf. Standing Ovations am Premierenabend, wie auch in der vom Autor gesehenen zweiten Vorstellung, in der Augustinus von Loë den erkrankten Marc Marchand souverän vertrat.

    Die Komödie "Ganze Kerle" ist noch bis 27. Juli auf der Freilichtbühne Schloss Maßbach zu sehen. Karten-Telefon: Kartentelefon (09735) 235

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