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WESTHEIM: Westheimerin reitet trotz Krankheit zu neuen Horizonten

WESTHEIM

Westheimerin reitet trotz Krankheit zu neuen Horizonten

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    Auch in Albanien boten sich der Westheimerin Sandra Ebert wundervolle Ausblicke.
    Auch in Albanien boten sich der Westheimerin Sandra Ebert wundervolle Ausblicke. Foto: Fotos: sandra Ebert

    Lange wollte sich Sandra Ebert nichts anmerken lassen. Sie wollte weiter funktionieren. Auch, nachdem ihr Ärzte vor 14 Jahren die Diagnose Multiple Sklerose bescheinigten. Doch inzwischen hat die heute 47-Jährige ihre Lebensstrategie geändert. „Ich will mich nicht in mein Schicksal ergeben. Ich will noch was erleben.“ Und das tut die gelernte Sozialpädagon gründlich. Sie ist seit Juli mit ihrem Motorrad unterwegs, um auf Kreta zu überwintern. Im November will sie ankommen.

    Reiten auf dem Pferd geht nicht mehr

    „Da ist es warm, da kann ich auch im Winter Motorrad fahren“, schwärmt sie am Telefon. Um eine zentrale Frage ihres Seins nachzuschieben. „Wer weiß, wie lange ich das noch kann?“ Was es heißt, ein geliebtes Hobby aufzugeben, erfuhr sie vor vier Jahren. „Da musste ich mit dem Reiten aufhören“, sagt sie.

    Die Reise durch malerische Landschaften mit der Royal Enfield aus indischer Produktion ist keine reine Vergnügungsfahrt, obwohl ihr die Begegnung mit Menschen und tausende Eindrücke aus einem ganz anderen Europa jede Menge Kraft geben. Die braucht sie auch. Immer wieder bereitet ihr die Erkrankung des zentralen Nervensystems Schmerzen, die sie mahnen, es langsam angehen zu lassen.

    Arbeit über Internetportale

    Über Internetportale findet die Weltenbummlerin Adressen, wo sie gegen Kost und Logis 20 bis 25 Stunden pro Woche arbeitet. Vier Wochen hat sie af diese Weise auf einem Reiterhof in Slowenien verbracht, in Bosnien war sie zwei Wochen bei einer Frau, die sich um Straßenhunde kümmert. In Albanien unterstützte sie ein Hostel, in Mazedonien eine betagte Britin, für die sie sie sich mit drei weiteren Gästen um Haus und Hof kümmerte. Aktuell wohnt sie bei einem älteren Ehepaar im griechischen Halkidiki.

    Ihr Entschluss zum Aufbruch reifte im Sommer, weil sie sich krankheitsbedingt immer schwerer tat, die in sie gesteckten Erwartungen zu erfüllen. Die Arbeit in der berufsvorbereitenden Bildung musste sie schon vor zehn Jahren aufgeben. Zuletzt jobbte sie an Tankstellen, wo immer öfters kurzfristiges Einspringen erwartet worden sei. Das büßte sie gesundheitlich.

    Eile mit Weile

    Jetzt ist der Weg das Ziel. Gern fährt sie abseits der breiten Pfade, genießt das Tuckern der genügsamen 27-PS-Maschine unter sich. Für Entschleunigung sorgen der Bedarf an Pausen, auch wenn sich die Krankheit mal wieder in Erinnerung bringt und der Zustand mancher Schlaglochpisten. „Mehr als 50 Stundenkilometer sind oft nicht drin“, berichtet die Easy-Riderin komplett entschleunigt am Telefon.

    Batterieprobleme im Nirgendwo

    Die Tour hat es in sich. Vor einer einsamen Holzbrücke wartete sie sicherheitshalber auf ein passierendes Auto, um zu sehen, ob sie hält. Und im montenegrinischen Nirgendwo testete sie den ADAC. Weil die Maschine nach einer Pause im Gebirge nicht mehr ansprang, rief sie Hilfe. „In eineinhalb Stunden lud mich ein Transporter auf“, ist sie noch Tage danach begeistert. Die Fahrtunterbrechung verlief glimpflich. Nach Einbau einer neuen Batterie konnte es weitergehen.

    Oft denkt Sanda Ebert an ihre Eltern. „Die haben sich natürlich schon Sorgen gemacht“, gesteht sie. Doch inzwischen spüren sie einen gewissen Stolz daheim, wenn über das Internet wieder einmal Bilder ankommen. Aber auch die Armut auf dem Balkan prägt sich ein. „Wir jammern oft auf hohem Niveau“, wird sie als ein Fazit mit zurück nach Deutschland bringen.

    Motorrad bietet Gesprächsstoff

    Ein Anknüpfungspunkt für Gespräche auf der Strecke ist immer wieder das Motorrad. Demnächst plant Sandra Ebert den Besuch eines Griechen, den sie über ein Royal-Enfield-Forum im Internet kennt. „Der macht mir einen Ölwechsel“, beschreibt sie die Vernetzung der Szene. Dem braven Motorrad wil sie unbedingt etwas Gutes tun. Immerhin sind statt der 2000 Kilometer auf kürzestem Weg zu ihrem aktuellen Standort schon 8000 Kilometer zusammengekommen.

    Rückfahrt im Sommer 2019

    Ihre Rückfahrt von Kreta peilt sie für Sommer 2019 an. Für dann hat sie auch schon ein Jobangebot. Vor einem Restaurant in Albanien entdeckte sie Motorräder mit deutschen Kennzeichen. Da ist sie dann reingegangen. „Wir hatten zwei Stunden Spaß bei tollen Gesprächen“, beschreibt sie die spontane Begegnung. Dabei ging es auch um berufliche Zukunft. Wer weiß: Vielleicht führt die nächste Reise ins flache Norddeutschland.

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