Balladensänger sind Geschichtenerzähler – und nur wenige können es so gut wie der irische Liedermacher ( Singer-Songwriter ) Chris de Burgh , der auf seiner Tour zum 50. Bühnenjubiläum im Bad Kissinger Regentenbau Station machte.
Mit über 1000 Besuchern feierte er eine ausgelassene Geburtstagsparty mit 30 Evergreens aus seinem über 300 Titel umfassenden Repertoire, und die Partygäste wurden zum Chor bei den bekannten Stücken "Lady In Red", "Don´t Pay The Ferryman" oder "High On Emotion" .
Wie ein sympathischer Nachbar
Ein Klavier, eine E-Gitarre , ein Mikrofon und eine Bühne voller Boxen und Lichtelemente – das waren die Rahmenbedingungen für den mittlerweile 76-jährigen Künstler, der mit Sakko, blauem Hemd und dunkler Hose am Anfang etwas verloren auf der Bühne des Max-Littmann-Saals steht.
Im grellen Licht der Scheinwerfer wirkt Chris de Burgh nicht als der Superstar, der die Bühne dominiert – vielmehr wie ein sympathischer Nachbar, der bei einem Geburtstag einige Ständchen singt und die angenehme Stimmung sowie die Zuneigung der Gäste genießt. Und diese empfangen Chris de Burgh mit herzlichem Applaus und die vielen Fans aus den fünf Bühnen-Jahrzehnten sogar mit stehenden Ovationen.
Das Klavier, dekoriert mit fünf gefüllten Wassergläsern, ist für seine beiden Einstiegsballaden "The Hands Of Man" und "Here Is Your Paradise" der musikalische Begleiter und zeigt den Gästen schon mal den roten Faden für diesen Konzertabend : Lyrische Texte, die zusammen mit eingängigen Melodien und schönen Akkorden eine emotionale Geschichte erzählen.
Humorvolle Mischung
Die Moderation ist für Chris de Burgh , der in den 1980er- und 1990er-Jahren Gast in zahlreichen TV-Shows war und in Deutschland eine breite Fangemeinde hatte, eine humorvolle Mischung aus "Restaurant-Deutsch" und Englisch. Und die Gäste freuen sich über das Lob zur "Amazing Hall" (Regentenbau) oder die notierten Standardfragen zur Person: "Lebt er noch?" oder "Kann er noch singen?"
Zum Glück werden die letzteren Fragen mit einem eindeutigen "Ja!" beantwortet, und die Beweise lieferte der Künstler unter anderem mit den Balladen "Missing You" und "Sailing Away", die 1988/89 wochenlang in den deutschen Charts vertreten waren.
Diese Platzierungen gelten auch für viele der anderen Titel, wobei Chris de Burgh auch in England oder den USA und selbst in seinem Geburtsland Brasilien große Erfolge feiern konnte.

Klavier, Gitarre und Chris de Burghs Stimme sind die Instrumente des Abends, auch wenn dazwischen mal das Orchester aus der Konserve den Sound vorgibt oder ein Chor aus dem Off den Gesang begleitet – vor allem, wenn die Lieder schwungvoller und poppiger wie "On This Day" oder "Live Life Live Well" rüberkommen, und das Publikum mit rhythmischem Klatschen die Bühnenshow honoriert.
Bei den Balladen, die häufig mit sehr persönlichen Erlebnissen, irischen Geschichten, mit Themen wie der Tod ("Don't Pay The Ferryman") oder dem Falklandkrieg ("Borderline") verbunden sind, reduzieren sich die Aktivitäten auf das gekonnte Spiel am Klavier beziehungsweise an der Gitarre.
Chris de Burgh wirkt dabei in seine Stücke versunken, und für viele der schon älteren Besucher fühlt es sich an, als wäre die Zeit stehengeblieben. Auch wenn die Stimme nicht mehr die Stärke von einst hat, so klingt sie doch vertraut mit ihrem melancholischen Timbre, mit ihrem zeitlosen Charme.
Persönliche Anekdoten
Im Laufe des Abends geht Chris de Burgh mit persönlichen Anekdoten auf die Ursprünge seiner Songs ein, erzählt von den naiven Träumen eines jungen Musikers oder von seiner Motivation, sich der Geschichte von Robin Hood mit einem Musical zu nähern – und immer folgt das passende Stück wie "The Road Of Freedom" oder "We´ve Got The Money".
Seine Gäste im Max-Littmann-Saal verzückt er mit der Beatles-Cover-Version von "Let It Be", erinnert an Elvis Presley , wenn "Always On My Mind" erklingt, oder zeigt sich auf der Höhe der zeitgenössischen Popmusik mit "It's Never Too Late" aus dem Jahr 2024.
Zuneigung und Abend genossen
Nach einem zweistündigen, pausenlosem Konzerterlebnis geht es mit dem kraftvollen "Africa", dem schmissigen Toto-Song, und "High On Emotion" in die Schlussrunde.
Da stehen die Fans längst am Bühnenrand oder in den Stuhlreihen, klatschen, bewegen sich zum vertrauten Sound, singen mit und feiern den Künstler, der die Zuneigung und den Abend sichtlich genießt. Und er bekennt: "Für eine lange Karriere braucht man eine gute Gesundheit sowie die Liebe und Unterstützung von Euch."
Seine Version von Roy Orbisons "Oh, Pretty Woman", die als Zugabe ertönt, steigert die Begeisterung nochmals. Und für den stürmischen Applaus bedankt sich Chris de Burgh mit einer tiefen Verbeugung, bevor er hinter dem Bühnenvorhang verschwindet.
Lesen Sie außerdem:






