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Bad Kissingen: Verkaufsanzeige sorgt für Welle an Emotionen: Wie geht es mit dem Kino in Bad Kissingen weiter?

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Verkaufsanzeige sorgt für Welle an Emotionen: Wie geht es mit dem Kino in Bad Kissingen weiter?

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    Das Kino in Bad Kissingen steht laut einer Kleinanzeige zum Verkauf.
    Das Kino in Bad Kissingen steht laut einer Kleinanzeige zum Verkauf. Foto: Simon Snaschel

    Eine Verkaufsanzeige und ein Zeitungsartikel haben gereicht, um einen emotionalen Tsunami auszulösen. Peter und Ingrid Hofmann, Inhaber des Universum Kino Palast in der früheren US-Kaserne Bad Kissingen, wurden von den Reaktionen völlig überrollt.

    „Das Telefon hat nicht mehr aufgehört zu klingeln. Wir hatten am ersten Tag weit über 150 Anrufe im Kino“, berichtet Peter Hofmann . Die Resonanz war enorm, nicht nur von Kino-Fans aus der Stadt Bad Kissingen , sondern aus dem gesamten Landkreis. Alle waren geschockt. Und fragten sich: Was ist mit dem Kissinger Kino? Steht es vor dem Aus?

    Die Türen zum Kissinger Kino bleiben offen. Peter und Ingrid Hofmann wollen sich aus dem Betrieb zurückziehen, aber nicht verkaufen.
    Die Türen zum Kissinger Kino bleiben offen. Peter und Ingrid Hofmann wollen sich aus dem Betrieb zurückziehen, aber nicht verkaufen. Foto: Benedikt Borst

    Über Tage lief das Telefon im Kino heiß

    Vor kurzem pries eine Anzeige in einem Immobilienportal das Kissinger Kino zum Verkauf an, für 2,2 Millionen Euro. Der Universum Kinopalast ist im weiten Umgriff das einzige Kino. Würde es verkauft und eventuell geschlossen, müssten Kinofans längere Wege in Kauf nehmen und mindestens bis nach Bad Brückenau, Schweinfurt, Fulda oder Würzburg fahren.

    Die lokalen Zeitungen griffen das Thema auf, woraufhin sich die Reaktionen überschlugen. Über Tage lief das Telefon im Kino heiß, sogar Bad Kissingens Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) rief an und erkundigte sich nach der Lage.

    Ein Verkauf war nie beabsichtigt

    Inzwischen wurde die Anzeige gelöscht und die Hofmanns rücken die Dinge zurecht. Ein Verkauf, der eventuell das Aus bedeuten könnte, war nie beabsichtigt, betonen sie. „Es gab Überlegungen, einen Investor zu suchen, der das Kino als Eigentümer mit allen unseren Mitarbeitern weiterführt“, sagt Peter Hofmann .

    Eine Unternehmensübergabe aus Altersgründen. Nun haben sie entschieden, das Kino weiterzubehalten, sich aber größtenteils aus dem aktiven Geschäft zurückzuziehen.

    Die Hofmanns führen das Kino seit 28 Jahren. Peter ist 76 Jahre alt, Ingrid 75. Im Betrieb werden sie von neun Voll- beziehungsweise Teilzeit Kräften unterstützt, stehen aber dennoch in der Regel sieben Tage in der Woche in ihrem Kino und arbeiten. „Letztes Jahr habe ich gesundheitliche Probleme bekommen und die Entscheidung getroffen, kürzerzutreten. Es geht so nicht mehr“, erklärt er.

    Verkauf zur Sicherung des Kinos

    Bereits im vergangenen Jahr habe er deshalb Gespräche mit dem Makler geführt, der jetzt die Anzeige veröffentlicht hatte. Die Hofmanns bedauern, dass die Anzeige die Kinogänger und die eigenen Mitarbeiter stark verunsichert hatte.

    „Das war nicht unsere Intention“, sagt sie. Dass es sich um einen Verkauf zur Sicherung des Kinos handle, hätte deutlicher gemacht werden müssen. „Wir würden nie verkaufen, wenn das Kino dann geschlossen würde“, unterstreicht Peter Hofmann .

    Eine Leidenschaft wurde zum Beruf

    Mit dem eigenen Kino hatte Peter Hofmann spät im Berufsleben die Leidenschaft zum Beruf gemacht. „Früher habe ich gegenüber vom Kino gewohnt. Abends im Schlafzimmer habe ich immer die Geräusche der Western-Filme gehört, die die amerikanischen Soldaten angeschaut haben“, sagt er.

    Das Kino war damals ein einfaches Truppenkino, für die in Bad Kissingen stationierten GI's, solange die Kaserne bestand. Hofmann selbst ist gelernter Werkzeugmacher, er arbeitete beim Bundesgrenzschutz, danach führte er fast 30 Jahre gemeinsam mit seiner Frau eine Tankstelle am Berliner Platz.  

    1992 zogen die US-Truppen aus der Kaserne ab, spätestens seitdem wurde das Kino nicht mehr genutzt. Mitte der 1990er Jahre stand für Peter Hofmann außerdem fest, dass er den Pachtvertrag für die Tankstelle nicht weiter verlängern, sondern sich etwas Neues suchen will. Er erhielt den Zuschlag für das ehemalige US-Kino, sanierte es von Grund auf und baute außerdem zwei Kinosäle an. „Es war damals das modernste Kino in der Region und ist es bis heute“, sagt er stolz.

     Eröffnung 1996

    An die Eröffnung 1996 mit lokalpolitischer Prominenz, volle Säle und den ersten Blockbuster – das Alien-Actionspektakel „Independence Day“ mit Will Smith – hat er bis heute gut in Erinnerung.

    Der Betreiber betont, dass das Kino stets rentabel lief und er kontinuierlich in die Technik investiert hatte. Zuletzt ließ er das Kassensystem erneuern, vor einem halben Jahr wurden die Gebäudedämmung und das Dach gerichtet, im Jahr zuvor Lüftungsanlage sowie Klimaanlage. Grundsätzlich würde es die Grundstücks- und Gebäudesituation auch zulassen, das Kino um zwei weitere Säle zu erweitern, berichtet er.

    Eine wunderschöne Arbeit

    „Wir haben gemerkt, dass wir das Kino nicht verkaufen können“, sagt Peter Hofmann . Geplant sei, das Personal so einzulernen, dass sie den Betrieb weitgehend allein bewerkstelligen und die Inhaber nur noch vereinzelt vor Ort sind.

    Hinter der Kasse zu stehen, mit Kinogängern zu reden, mit Verleihern zu verhandeln, macht Peter und Ingrid Hofmann jedenfalls trotz hohen Alters und gesundheitlicher Probleme weiter Spaß. „Es ist einfach eine wunderschöne Arbeit“, sagt er. Nur keine mehr für sieben Tage in der Woche.

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