Das geplante Schulzentrum Hammelburg ist laut Landrat Thomas Bold das größte Projekt des Kreises in den vergangenen zehn Jahren. Dementsprechend umfangreich war in der Sitzung des Kulturausschusses die Vorstellung des Raumprogramms und des Energiestandards zum ersten Bauabschnitt (Gymnasium und Zweifach-Turnhalle/Mensa). Dabei ging es aber zunächst um den Vorentwurf, der gerade erstellt wird.
Nach Landrat Bolds Angaben fanden in jüngster Vergangenheit zahlreiche Gespräche und Treffen statt, bei denen die Stadt Hammelburg, die Stadtwerke und die Schulen sich mit den Planern und den Abteilungen im Landratsamt austauschten. Im Ausschuss des Kreistags ging es darum, die nächsten Weichen zu stellen. Entscheidungen mussten nicht abschließend getroffen werden.
Hilfreiche Gespräche mit allen Beteiligten
Für Grant Kelly, einen von drei Leitern des Architektenbüros Numrich Albrecht Klumpp (NAK) aus Berlin, war es offensichtlich außergewöhnlich, dass Bauherren im Vorfeld derart umfangreiche Gespräche mit all denen führen, die der Neubau betrifft. Das heißt in diesem Fall zum Beispiel mit Schulleitern und Lehrern, aber auch mit den Mitgliedern des Kreistags. Kelly: "Der Aufwand ist aber sinnvoll, um alle mitzunehmen und zu erfahren, wo die Prioritäten liegen."

Kelly erläuterte Einzelheiten zu den Grundrissen von Erdgeschoss und den beiden Obergeschossen. Neu ist im Plan, dass jetzt auch die Klassen 11 bis 13 im ersten Obergeschoss angesiedelt werden und nicht, wie ursprünglich geplant, im zweiten. Ganz oben werden die Mittelstufe und die Fachklassen unterkommen. Viel Platz geschaffen werden müsse im Untergeschoss für die aufwändige Technik.
Anhand von Skizzen und Bildern bekamen die Ausschussmitglieder interessante Einblicke in das, was geplant ist. So erklärte Kelly zum Beispiel, dass die beiden Obergeschosse nicht nur außen mit dem Holz verkleidet werden, sondern dass Holz auch im Inneren eine bedeutende Rolle spielt. So sind unter anderem Holz-Hybrid-Decken geplant.

Denn ein bedeutender Aspekt des Realisierungswettbewerbs war die Nachhaltigkeit. Bei den genannten Decken handelt es sich um einen Beton-Holz-Verbund, sagte Kelly und hob hervor, dass hierbei Beton eingespart werde und der natürliche Baustoff Holz zum Tragen kommt. Apropos Decke: Die Planung für die Zweifach-Turnhalle sieht, wie gewünscht, eine Deckenhöhe von sieben Metern vor.
Im Gebäude der Zweifach-Turnhalle/Mensa war bislang vorgesehen, lediglich die Ganztagsbetreuung des Gymnasiums mit anzusiedeln. Kelly stellte zur Diskussion, dort auch gleich eine Ganztagsbetreuung für die Realschule mit zu verankern. Der Bedarf an Ganztagsplätzen werde wohl künftig an allen Schulen steigen, hieß es in der anschließenden Diskussion. Der Ausschuss stand einem Konzept, das eine Ganztagesbetreuung auch der Realschule einschließt, positiv gegenüber. Der Bedarf müsse aber erst noch abgeklärt werden.
Auch den Campus gleich mit in Angriff nehmen
Tobias Micke vom Berliner Landschaftsplanungsbüro strauma. ging auf den am Schulzentrum geplanten Busbahnhof ein. Dieser werde nun von der Stadt Hammelburg errichtet und erfülle jetzt alle Anforderungen, so Micke weiter. Was die Stellplätze dort angeht, sei die Planung angepasst worden. Es gebe jetzt auch Parkplätze oberhalb des Gymnasiums und oberhalb des Sportfeldes.
Auch der zentrale Campus für die drei Schulen soll im ersten Bauabschnitt mit in Angriff genommen werden, so Micke weiter. Neu sei zudem, dass man am Rand des Geländes zur Straße hin eine Lärmschutzwand errichten wird. Die Ausschussmitglieder hatten zahlreiche Detailfragen, die schnell beantwortet werden konnten. Unter anderem ging’s um die Fahrrad-Stellplätze, die Funktion der Fluchtbalkone, die Ausstattung der Dachfläche und die Barrierefreiheit.
Corona-gerechtes Lüften inbegriffen
Steffen Lindner von der Helfrich Ingenieure Projektierungsgesellschaft mbH (Bad Kissingen) erläuterte die technische Ausstattung der Gebäude. Dabei verwies er unter anderem darauf, dass die Lüftungsanlage, die eingebaut wird, corona-gerechtes Lüften ermöglicht – und das zu 100 Prozent. Das bedeutet, laut Lindner, dass man nicht zusätzlich noch Fenster öffnen muss.

Zur Energieversorgung der gesamten Liegenschaft hatte Lindner ein paar interessante Zahlen parat: Bei der Planung geht man von 1,2 Millionen Kilowatt pro Jahr an Energie für die vier Gebäude aus. Knapp ein Megawatt an Heizleistung wurde zudem als Richtwert errechnet. Auf dem Dach des Gymnasiums ist, laut Lindner, eine Fotovoltaikanlage geplant, die etwa ein Drittel der Fläche einnehmen soll. Waldemar Bug (ÖDP) regte an, die ganze Dachfläche mit Solarzellen auszustatten.
Förderung erst, wenn Standards erfüllt sind
Stefan Heimpel vom Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik (Nürnberg) ging auf die unterschiedlichen Energiestandards von Gebäuden, beziehungsweise auf die Fördermöglichkeiten nach dem Gebäude-Energiegesetz (GEG) und der seit Juli 2021 geltende Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ein.
Grob gefasst, geht es bei diesen gesetzlichen Maßgaben darum, dass Bauherren bei Neubauten die Nutzung erneuerbarer Energien zwingend und in bestimmtem Umfang einplanen, sowie gewisse Effizienzgebäude-Standards erfüllen müssen (Dämmung, Verglasung, Lüftung, Heizung), wenn sie in den Genuss von Fördergeldern kommen wollen.
Keine genauen Kostenberechnungen möglich
Im Fall des diesbezüglich zukunftsweisend geplanten Schulzentrums könne man, laut Heimpel, mit einer ansehnlichen Förderung nach den Vorgaben für den sogenannten Effizienzhaus-Standard 40 rechnen. Bislang habe dieser Standard nur für Wohngebäude gegolten, in der neuen BEG sei er nun aber auch auf Nicht-Wohngebäude anwendbar. Es handelt sich dabei um den Standard, der bei Neubauten ab 2030 für das Erreichen der Ziele zur Klimaneutralität verpflichtend wird.
Genaue Kostenangaben waren in der im Ausschuss vorgestellten Vorplanung noch nicht enthalten. In der Sitzung am Montag hatte Landrat Bold jedoch die Kosten für den ersten Bauabschnitt des Schulzentrums auf rund 60 Millionen Euro geschätzt. Vonseiten des Landkreises hoffe man, wie er sagte, auf eine 60-prozentige Förderung - wohlgemerkt der Baukosten - und nicht wie sonst üblich, der förderfähigen Kosten.