Die Endstation war in Stadtlauringen. Hier befand sich auch die Betriebsleitung bis August 1902. Danach war sie im Bahnhof Rottershausen stationiert. Von hier aus wurden vorwiegend Kohle, Kunstdünger und Baumaterial transportiert, von Stadtlauringen aus Holz, Getreide und Vieh. Während der Personenverkehr auf der Lokal-Bahn schon Ende Oktober 1959 eingestellt worden war, befuhr das letzte Lauertal-Zügle am 31. März 1960 die Strecke Stadtlauringen - Rottershausen.
17 Kilometer Bahndamm
Der 17 Kilometer lange Bahndamm ist heute nur an wenigen Stellen noch zu erkennen, wie hinter dem Bahnhofsgebäude in Poppenlauer. Nachdem in den Jahren nach der Stilllegung Gleise und Schwellen abgebaut worden waren, wurde die Trasse teilweise zu Wegen umfunktioniert, an anderen Stellen aber eroberte sich die Natur zurück, was man ihr beim Bau des Bahndammes in den Jahren zwischen 1896 und 1900 abgerungen hatte.
Nicht verschwunden sind die Bahnhofsgebäude in Rottershausen und Stadtlauringen sowie die Stationshäuser in Poppenlauer, Maßbach und Rothhausen, die außer dem Bahnhof in Maßbach auch heute noch mit Leben erfüllt sind. Berühmtheit hat die kleinste Station unter ihnen erlangt, das hölzerne Bahnhofs-Häuschen in Rothhausen. Als Modell ist es Bestandteil von unzähligen Modell-Eisenbahnanlagen, denn die ehemalige Modellspielwaren-Fabrik Pola, gleich neben dem Bahnhof in Rothhausen ansässig, hat den kleinen Bahnhof als Kunststoff-Modell verewigt.
Bis 1978 diente er als Lagerraum. Seither wird er von der Rothhäuser Dorfjugend als Jugendtreff benutzt, der sich "Bahnhofsgesellschaft 1978 Rothhausen" nennt. Die Mitglieder (etwa 15 bis 20 Jugendliche im Alter von 17 bis 30 Jahren) haben sich zum Ziel gesetzt, das gemeindeeigene Grundstück mit dem über 100 Jahre alten Gebäude zu erhalten, sagt Dominik Englert (24), der Vorsitzende der Gesellschaft.
Künstler im Bahnhof
Einen ganz anderen Werdegang nahm der stattlichste Bahnhof der Lauertalbahn in Rottershausen. Wenige hundert Meter in Fahrtrichtung Münnerstadt, gleich hinter dem Tunnel, zweigte die Lauertalbahn Richtung Poppenlauer ab. In den 30er Jahren wurde hier ein Stellwerk errichtet, von dem aus ein Gleis in die Munitionsfabrik Rottershausen (Muna) führte. Seit 1985 ist das Bahnhofsgebäude und ein Teil des Grundstücks Eigentum des Bildhauers und Malers Arnold Stapf. Nach aufwändiger Sanierung hat sich der ehemalige EDV-Spezialist 1998 dort ein Atelier eingerichtet. Das Gebäude war schon immer seine Heimat, denn sein Vater war Bediensteter am hiesigen Bahnhof. Der Autodidakt Arnold Stapf fertigt Wesen aus der Mythologie und der Märchenwelt aus Holz und selbst gegossenem Glas. Am 25./26. September zeigt er seine Werke bei einer Ausstellung im Bahnhof.
Während der Bahnhof in Stadtlauringen ein stattliches Steingebäude ist, waren Güterhalle, Lagerhaus und der Lok-Schuppen mit Lokführer-Wohnung in Fachwerkbauweise errichtet worden. Die Gleisanlage war relativ umfangreich. Das Gelände ist seit mehreren Jahrzehnten schon im Besitz der BayWa. Das Stationshaus ist vermietet.
Bayerischer Würfel
Die Stationshäuser in Poppenlauer und Maßbach sind ebenfalls aus Stein, die nach dem Muster wie unzählige andere kleine Bahnhöfe, dem "Bayerischen Würfel", errichtet wurden. Während das Poppenlauerer Bahnhofsgebäude (es steht am Ortsende in Richtung Maßbach) in Privatbesitz ist und bewohnt wird, ist das Maßbacher Stationshaus im Besitz des Freistaates Bayern.
Im Vorfeld der Planungen für eine Lokalbahn ins Lauertal hatte der Rat der Stadt Münnerstadt dafür gekämpft, den Bahnhof Münnerstadt als Ausgangsbahnhof für die neue Nebenstrecke zu bekommen. Als Gründe für die Bewerbung führte der Bürgermeister an, dass die Abzweigung in Rottershausen seiner Stadt zum Schaden gereiche, da der Güter- und Personenverkehr ins Lauertal aus Münnerstadt abgezogen werde. Mehrmals versuchte die Stadtverwaltung danach noch vergeblich den Streckenverlauf in ihrem Sinne zu verändern, zuletzt 1924 vor einer geplanten Gleiserneuerung. Nach dem II. Weltkrieg verlor die Bahn des wachsenden Autoverkehrs an Bedeutung. Infolge des geringen Personenverkehrs wurde der Dienst im Bahnhof Rottershausen 1955 eingestellt. 1956 folgte die Degradierung des Bahnhofs zu einer Haltestelle. So kam das Ende des Lokalbahn-Betriebes in den Jahren 1959/1960 trotz Widerstandes in den Gemeinden. Noch 1960 wurde damit begonnen, die Gleise zurückzubauen.
Geschichtliches entnommen aus "130 Jahre Eisenbahn Münner- stadt" - Chronologie einer deut- schen Nebenbahnstrecke, von Dr. Johannes Becker, 584 Seiten, 460 Bilder, Pläne und Skizzen. Das Buch erscheint im September im Eigenverlag.