Als „perfektes Ziel“ für den Herbsturlaub im Wohnmobil bewerben die fünf im Bäderland Bayerische Rhön zusammengeschlossenen Kurorte der Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld ihre „prämierten Stellplätze mit komfortabler Infrastruktur“.
Wir haben uns in der Region umgehört, wie die bisherige Wohnmobil-Saison eingeschätzt wird. Das Ergebnis ist nicht repräsentativ, zeigt aber Trends für die Saison 2023: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Wohnmobilisten ist wohl kürzer und die Buchungen werden kurzfristig vorgenommen, oft sogar spontan.
Wohnmobilisten sind Freiheit und Flexibilität
Auch Frank Schindler aus Ostwestfalen hat sich auf seiner Fahrt an den Bodensee spontan für einen Kurzaufenthalt auf dem Wohnmobilplatz an der KissSalis-Therme in Bad Kissingen entschieden. Nicht einmal in Lindau hat er einen Stellplatz gebucht.
Er liebe das Freiheitsgefühl absoluter Spontanität und Unabhängigkeit, erzählt er. Deshalb habe er sich vor sechs Jahren auch kein Wohnmobil , sondern einen Caravan-Hänger gekauft, um am Urlaubsort mit dem Pkw noch unabhängiger zu sein. Für den Zwischenstopp in Bad Kissingen hat er sich nach eigener Auskunft erst auf der Fahrt nach einem Blick ins Internet entschieden.
„Ein guter Platz, nur elf Kilometer von der Autobahn. Vielleicht komme ich mal für einen längeren Aufenthalt wieder“, lautet seine Bilanz.
Pläne für einen weiteren Stellplatz
Schindler hatte Glück: Nur wenige Tage zuvor waren alle 18 Stellplätze an der KissSalis belegt. „Leider ist wegen der beschränkten Stellplatzkapazität eine Ausweitung der Nächtigungszahlen kaum möglich“, schreibt KissSalis-Betriebsleiter Richard Pucher dazu.
Deshalb habe die Stadt schon vor drei Jahren südöstlich der Therme eine eineinhalb Hektar große Fläche als möglichen Wohnmobilplatz ausgewiesen. Nach Aussage von Rathaussprecher Thomas Hack laufen Gespräche mit Interessenten für den Betrieb eines solchen Platzes.
Wieder mehr Urlaube im Ausland
Etwas anders als bei der KissSalis mit nur 18 Stellplätzen sieht die Situation bei den großen Wohnmobilparks aus. Allgemein heißt es heuer in der Branche, dass die Nachfrage nach dem Corona-Hoch im vergangenen Jahr wieder abgeflacht sei: Statt innerhalb Deutschlands zu verreisen, würden viele wieder ihren Auslandsurlaub nachholen wollen.
Auf dem 100 Wohnmobile fassenden Platz neben der Frankentherme in Bad Königshofen sind aktuell trotz Ferienzeit noch Stellplätze frei sind. „Wir liegen zehn Prozent unter den Vor-Corona-Jahren“, teilt Sharon Köhler von der Kur-Betriebs-GmbH dazu mit.
Auslastung liegt bei 70 bis 80 Prozent
Zwar sei der Platz „aktuell gut besucht“, doch die Auslastung liegt trotz Hochsaison nur bei 70 bis 80 Prozent pro Nacht.
„Das Wetter spielt immer eine große Rolle, zudem wird alles teurer“, ergänzt Köhler. Die Gäste würden die erhöhte Stellplatzgebühr noch akzeptieren, „aber sie machen nicht mehr so lange Urlaub wie vor Corona“.
Interessant wäre hierzu ein Vergleich mit dem ebenfalls 100 Stellplätze fassenden Campingpark in Bad Kissingen, doch die betreibende Knaus KG (Ochsenfurt) macht auf Nachfrage keine Angaben zur Auslastung.
Höhere Zahlen als vor der Pandemie
„Auf jeden Fall über den Vor-Corona-Werten“ ist der Wohnmobilplatz in Bad Neustadt ( Saale ) wieder ausgelastet, weshalb Horst Mikliss, Geschäftsführer der Tourismus- und Stadtmarketing-GmbH, zufrieden ist. „Urlaub im Reisemobil ist ein absoluter Trend.“
Auch die Erhöhung der Stellplatzgebühr habe nichts an der Auslastung geändert. „Reisemobilismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der nicht zu unterschätzen ist“, ergänzt der Geschäftsführer. „Daher wird der Reisemobilstellplatz in Bad Neustadt neu überplant, um die Aufenthaltsdauer der Gäste zu verlängern.“
Bad Bocklet plant weiteren Stellplatz
Höher als im Vorjahr beurteilt Kurdirektor Thomas Beck in Bad Bocklet die Auslastung der dortigen 13 Stellplätze. Dies führt er vor allem auf die bessere Vermarktung zurück.
Aufgrund der wachsenden Nachfrage denkt Beck schon über einen weiteren Wohnmobilplatz auf der Brachfläche des alten Rathauses nach. „Der Reisemobil-Tourismus in Bad Bocklet wächst und bringt mehr Umsatz in den Ort“, wirbt er für seinen Plan.
Keine Kernzielgruppe im Staatsbad
Wohnmobilisten seien nicht die Kernzielgruppe des Staatsbades Bad Brückenau , sagt Kurdirektorin Andrea Schallenkammer .
Die vergleichsweise geringe Auslastung der zehn Stellplätze im Staatsbad trotz „hervorragender Panoramalage und Ausstattung“ führt sie auf die hohen Gebühren zurück, meint aber auch: „Eine ständige Vollauslastung, die Unruhe für unsere Gäste mit sich bringen würde, passt nicht zu unserer Destination.“ In unmittelbarer Nähe gebe es weitaus preisgünstigere Alternativen, weiß die Kurdirektorin .
Zahlreiche kostenlose Stellplätze im Landkreis
Tatsächlich gibt es in Gemeinden wie Wirmsthal (vier Stellplätze), Ramsthal (zwölf) oder anderen Dörfern sogar kostenfreie Stellplätze, wenn auch ohne professionelle Bewirtschaftung.
Eine Beobachtung hat auch Reisemobilist Frank Schindler bei seinen Reisen durch Deutschland gemacht: Die Wohnmobile werden immer größer, komfortabler und hochwertiger. Auch das lässt manche Kommune über den Ausbau ihrer Wohnmobilplätze nachdenken.