Das Medzentrum in der Bahnhofstraße in Bad Brückenau - es wirkt auch fünf Monate nach der offiziellen Eröffnung immer noch nicht fertig. Was sicher am nicht komplett gepflasterten und gestalteten Umgriff, aber vor allem den nicht vermieteten Räumen im Rohbauzustand im Erd- und ersten Obergeschoss liegt. Die kürzlich verkündete Insolvenz der Medzentrum Bad Brückenau GmbH & Co. KG trifft nun die Beteiligten hart - vor allem die beauftragten Handwerksbetriebe .
In der Kurstadt pfeifen es längst die Spatzen von den Dächern, dass auch Brückenauer Firmen von der Medzentrum-Insolvenz betroffen sind. Konkret geht es um die Gewerke Erdbau, Pflasterung, aber auch Trockenbau, Elektro, Verputz- und Malerarbeiten sowie Endreinigung.
Ausstände im sechsstelligen Euro-Bereich
Redet man mit einigen Inhabern, hört man von noch nicht beglichenen Schlussrechnungen, verspäteten Abschlagszahlungen und vorerst eingestellten Arbeiten. Die Firmen sind mal mehr, mal weniger finanziell betroffen; ein Unternehmer spricht von Ausständen im niedrigen sechsstelligen Bereich.
Die Situation sei von Unsicherheit geprägt, der Informationsfluss spärlich. Der eingesetzte Insolvenzverwalter aus Frankfurt/Main hat sich noch bei keinem der Gesprächspartner direkt gemeldet; man will aber seine Ansprüche ihm gegenüber geltend machen beziehungsweise hat das bereits getan. Die Hoffnung besteht, über ihn wenigstens etwas von dem erarbeiteten Geld zu bekommen.
Eingemietete Ärzte kaum betroffen
Die Schieflage soll im Sommer 2023 begonnen haben; bis dahin seien die Zahlungen regelmäßig und verlässlich geflossen.
Die bereits ins Medzentrum eingemieteten Ärzte scheint die Zahlungsunfähigkeit der Betreiber-Gesellschaft für Bad Brückenau indes kaum zu berühren. Aus der Orthopädie-Praxis von Dr. Christian Knopp heißt es, der Mietvertrag laufe ganz normal weiter. Dr. Rena Müller spricht auch von einem Mietvertrag, der einzuhalten ist. Für die Insolvenz der Träger-Gesellschaft sieht die Zahnärztin die Gründe nicht vor Ort; sie sei der allgemeinen Situation in der Immobilienbranche geschuldet.
Rena Müller: Freie Räume im Medzentrum werden sich füllen
Ansonsten steht Müller weiter hinter der Idee des Ärzte- und Gesundheitszentrums für Bad Brückenau. Dieses müsse positiver gesehen werden in der Öffentlichkeit. Die noch freien Räume im Medzentrum würden sich sicher noch füllen; eine Apotheke im Erdgeschoss wäre schön. Ein solches Ärztehaus sei eine langfristige Investition.
Noch keine Info vom Insolvenzverwalter hatte nach Angaben des Stellvertretenden Bürgermeisters Heribert Übelacker (CSU) bis zum Dreikönigs-Wochenende die Stadtverwaltung Bad Brückenau im Postfach. Auch das amtierende Stadtoberhaupt hofft, dass das Medzentrum sich füllen und Einnahmen - auch für die Stadt - generieren wird.
Weitere Träger-Gesellschaften von Medzentren in Insolvenz
Derweil haben - neben der IWG Holding AG als Muttergesellschaft - weitere Träger-GmbHs von Medzentren in Deutschland Insolvenz angemeldet. Darunter sind die für die Ärztehäuser in Wächtersbach, Rodenbach/Biebergemünd (beide Main-Kinzig-Kreis), Großkrotzenburg bei Frankfurt, Hattersheim (Main-Taunus-Kreis), Lich und Grünberg (beide Landkreis Gießen). Ebenso betroffen sind die MEDZENTRUM Verwaltung GmbH und die MEDZENTRUM Netzwerk GmbH.
Wie es mit dem Medzentrum in Bad Brückenau weitergeht, lässt sich kaum vorhersagen. Eine Anfrage bei der zuständigen "Restrukturierungs- und Insolvenzverwalterkanzlei" Brinkmann & Partner in Frankfurt blieb bisher unbeantwortet. So bleibt unter anderem die Frage unbeantwortet, ob das Gebäude in Bad Brückenau verkauft werden soll oder nicht. Auch bei der IWG Holding AG in Gießen als Dachgesellschaft für die Medzentren liefen telefonische Kontaktversuche ins Leere.
Investition von rund acht Millionen Euro
In das Ärzte- und Gesundheitszentrum in der Bahnhofstraße sind nach Angaben von Projektentwickler Medzentrum Deutschland mit der Sparkasse Bad Kissingen als starkem Partner rund acht Millionen Euro geflossen. Symbolischer erster Spatenstich für den Neubau unmittelbar neben der Hescuro-Klinik war am 29. Oktober 2021. Die offizielle Eröffnung wurde am 16. August 2023 gefeiert.
Von der vermietbaren Fläche von etwa 1.700 Quadratmetern sind noch insgesamt rund 500 im Erd- und 1. Obergeschoss unbelegt.
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