30 Prozent der Führerscheinbewerber fallen bundesweit bei der ersten Prüfung durch. Diese Nachricht lässt aufhorchen. Gilt das auch für das flache Land, wie ist die Situation im Landkreis Bad Kissingen, im Raum Hammelburg? Wie steht es hier um Fahrerschüler, Fahrschulen und Prüfer?
Offene Fragen, aber Quoten zu den Prüfungserfolgen sind zugeschnitten auf eine Region nicht zu bekommen. Ein örtlicher Prüfer verweist auf Nachfrage gleich nach Schweinfurt. Dort gibt es keine Informationen, sondern die Antwort: „Wegen der großen Diskussion in der Medienwelt müssen wir Sie an unsere zentrale Stelle in München verweisen“, sagt der Leiter der TÜV-Servicezentrale in Schweinfurt.
Und auch der TÜV Süd in München kann für die Lage in den Landkreisen keine Angaben machen. Die Durchfallquoten werden nicht lokal heruntergebrochen. Nur nach Bundesländern gibt es eine Unterscheidung, erklärt Vincenzo Luca, Pressesprecher vom TÜV Süd.
Demnach fielen 2010 bayernweit 27,5 Prozent der Fahrschüler in der Theorie und 24,5 Prozent in der Praxis durch. „Aber es gibt auch Ausreißer nach oben“, so Luca mit Blick auf jene Zahlen, die beim Kraftfahrtbundesamt zusammenlaufen. In Brandenburg fielen 36,9 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern sogar 37,4 Prozent der Prüflinge durch.
Woran das liegen mag? Hier will sich der Pressesprecher nicht aus dem Fenster lehnen. Für Fahrschulen gibt es keinen TÜV-Stempel. Zu weitergehenden Fragen verweist er an den Fahrlehrerverband.
„Dass die Durchfaller-Quote so hoch ist, kann ich nicht unbedingt bestätigen“, sagt dessen Kreisvorsitzender Günter Donat. Sich auf eine Zahl von durchgefallenen Prüflingen im Landkreis festzulegen, wäre reine Spekulation.
Klar: Keine Fahrschule will mit Zahlen von gescheiterten Kandidaten in den Vordergrund. „Natürlich sind wir verantwortlich für das Vorstellen bei der Prüfung“, sagt Donat für sich und seine Kollegen.
Manchmal drängelten Fahrschüler auf die Zulassung zur Prüfung. Dabei sei eine ordentliche Schulung unabdingbar. Mindestens 15 Grundfahrstunden („Da muss man aber wirklich gut sein“) sowie die vorgeschriebenen Sonderfahrten müsse man schon hinter sich bringen, meint Donat.
Dabei habe man es mit einer sehr unterschiedlichen Gruppe von Kursteilnehmern zu tun. Von hochmotivierten Fahrschülern bis hin zu welchen mit Lernschwierigkeiten. Dazu kämen steigende Belastungen durch das achtjährige Gymnasium und Prüfungsängste.
Nicht immer herrsche das Verständnis für die Zahl der erforderlichen Übungsstunden. Mitverantwortlich für die Ungeduld sei ein starkes Preisbewusstsein. „Manche Eltern ziehen Vergleiche mit ihrem Führerschein in den 70er Jahren“, gibt Donat zu bedenken. Ihr Vergleich hinke aber: „Die Verkehrsdichte ist gestiegen und unsere Kosten auch“, sagt er zur Entwicklung der Führerscheinrechnungen. Im Schnitt 1500 bis 1700 Euro müssten einkalkuliert werden. „Die meisten sind vernünftig“, betont Donat.
Dies unterstreiche auch der verantwortliche Umgang mit dem betreuten Fahren ab 17 Jahren. Es trage zur Sicherheit der Fahranfänger bei.
Kritisch gegenüber ihrem eigenen Berufsstand äußert sich Sandra Brand (Euerdorf) von der gleichnamigen Fahrschule. Ihr sei klar, warum Durchfaller-Quoten nicht veröffentlich werden. Dann würden viele Fahrschulen sehr schlecht dastehen. Der jetzt veröffentlichte Wert sei nur ein Mittelwert. „Es gibt bessere und deutliche schlechtere Fahrschulen“, ist sie überzeugt. Sie gewähre ihren Kunden völlig Transparenz über die Zahl der Wiederholer.
„Das die Durchfallerquote so hoch ist, kann ich nicht unbedingt bestätigen.“
Günter Donat, Kreisvorsitzender des Fahrlehrerverbands
Bei Fahrschulen, die über Sonderrabatte werben, scheine das Scheitern bisweilen zum Konzept zu gehören. Mancher Rabatt werde über zusätzliche Gebühren wieder hereingeholt. So könne für eine wiederholte Theorieprüfung noch einmal die halbe Grundgebühr von 120 Euro erhoben werden. Nicht der Preis sollte das Kriterium für die Auswahl einer Fahrschule sein, sondern die Qualität der Ausbildung, folgert Brand.