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NÜRNBERG/WÜRZBURG: Kraftwerksvermittler strichen satte Provisionen ein

NÜRNBERG/WÜRZBURG

Kraftwerksvermittler strichen satte Provisionen ein

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    Die Nürnberg-Schweizer Gesellschaft zur Förderung erneuerbarer Energien (GFE) ist ein höchst undurchsichtiges Firmengeflecht. Seit Herbst vergangenen Jahres wird gegen die Verantwortlichen wegen des Verdachts der Veruntreuung von über 50 Millionen Euro ermittelt. Anfang Februar 2011 teilte die Nürnberger Staatsanwaltschaft mit, der Betrugsverdacht gegen Verantwortliche des Unternehmens habe sich erhärtet.

    Von den 1254 Geschädigten der Gesellschaft zur Förderung erneuerbarer Energien (GFE) kommt ein Großteil aus Unterfranken. Ein Anwalt aus Eibelstadt (Lkr. Würzburg) vertritt rund 400 Mandanten. Gut ein Dutzend weitere betreut der Würzburger Anwalt Alexander Lang, der dieser Zeitung gegenüber bereits vor Monaten daran zweifelte, dass es von mehreren Hundert angeblich im Vorjahr erstellten Heizkraftwerken mehr gab als nur ein einziges Vorzeigeobjekt.

    Zwei Firmen sind bereits insolvent

    Zwei Firmen der Gruppe sind bereits insolvent: die zentrale GFE mbH und die GFE Production GmbH. Kürzlich erfuhren die Gläubiger der „Production“ von Verwalter Jochen König, sie „können mit 1,15 Millionen Euro rechnen“, etwa 50 Prozent der Ansprüche, die Lieferanten oder Mitarbeiter gegen den Hersteller von Blockheizkraftwerken (BHKW) haben.

    Dagegen müssen sich jene Menschen und Firmen, die Geld von der GFE mbH fordern, wohl mit einer wesentlich geringeren Quote bescheiden. Das hatte zuvor deren Insolvenzverwalter Hans Raab verkündet. Bei einer kürzlich einberufenen Versammlung in der Nürnberger Gartenstadt „waren rund 700 Gläubiger durch rund 130 Anwesende vertreten, mehr als in manchem weit größerem Verfahren“, verlautet aus Raabs Büro.

    Pachtzahlungen ausgeschüttet

    Von den 60 354 694,31 Euro, welche die BHKW-Käufer zwischen Januar und November 2010 auf GFE-Konten überwiesen haben, mussten einige Millionen Euro Pachtzahlungen wieder ausgeschüttet werden. Sonst wäre den Bestellern wohl aufgefallen, dass die „gekauften“ BHKW gar nicht existierten, geschweige denn Strom produzierten, ist einem Zwischenbericht des Nürnberger Kriminalfachdezernats 4 an die Nürnberger Staatsanwaltschaft zu entnehmen.

    Denn offensichtlich erhielt die GFE-Gruppe nur für ein einziges Kraftwerk, jenes auf dem Firmengelände in Nürnberg, Geld für ins Netz eingespeisten Strom. Im November 2010 wurden dort gerade mal 6121,92 Euro erlöst. Doch für den gleichen Monat hatte Geschäftsführer Jörg T. bereits mit 1,7 Millionen Euro Pachtausgaben zu kämpfen – mehr als neue BHKW-Käufer an die Firma überwiesen.

    Außerdem kassierten die Kraftwerksvermittler satte Provisionen, wie im Strukturvertrieb üblich. Laut Firmenstatistik der Wochen 24 bis 47 des Jahres 2010 gingen zwischen 17 und 77 Prozent der Einnahmen gleich wieder an die so genannten „Strukkies“. So flossen auf zwei Konten einer als Vermittler genannten Dame 896 995,74 Euro. Doch bei der Empfängerin, laut Polizeiangaben eine Nürnberger Prostituierte, nehmen die Ermittler an, sie sei nur die Strohfrau des führenden GFE-Beschuldigten Karlheinz Z.

    Der wiederum finanzierte sich einen aufwendigen Lebensstil. So soll sein Haus in Nürnberg-Königshof etwa eine Million Euro gekostet haben. Für die Eigentumswohnung von Silvia K., der Ehefrau von GFE-Partner Horst K., in der Schweiz sollen dagegen „nur“ 930 000 Schweizer Franken zu berappen gewesen sein.

    Dennoch war „der Beschuldigten hinreichend bekannt, dass dieser Kauf lediglich durch den betrügerischen Verkauf von BHKW möglich war“, heißt es in dem Zwischenbericht der Kripo. Denn K. und Z. hatten wohl „inso-mäßig noch Probleme“, wie die Polizei aus abgehörten Telefonaten zitiert. Sprich: Die beiden GFE-Energy-Chefs sollen sich zu der Zeit mit Privatinsolvenzen herumgeschlagen haben.

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