Wenn Marie-Luise Marjan über ihre Würzburger Verwandtschaft spricht, verklärt sich ihr Gesichtsausdruck. Dann verkörpert die Schauspielerin das pure Glück. „Es ist ein einmaliges Geschenk, dass ich im Alter noch mal eine richtige Großfamilie bekommen habe“, schwärmt die „Mutter Beimer“ aus dem ARD-Dauerbrenner „Lindenstraße“. Am Samstag feierte sie in einem Innenstadt-Restaurant gemeinsam mit der neuen fränkischen Familie den Geburtstag einer Verwandten.
Für Marie-Luise Marjan war es ein besonderer Tag. Es handelte sich um das erste große Fest im Kreise der rund 30-köpfigen Verwandtschaft. Denn ihre Cousins und Cousinen kennt sie gerade mal seit drei Jahren. Die 1940 geborene Schauspielerin war als Baby zur Adoption freigegeben worden und hatte nie etwas über ihren leiblichen Vater erfahren. Doch die ARD-Doku-Reihe „Das Geheimnis meiner Familie“ fand bei Nachforschungen heraus, dass er Toni Offner hieß und aus Würzburg stammte.
Der Luftwaffenoffizier war zwei Jahre nach Marjans Geburt im Krieg gefallen und wurde in der Würzburger Familiengruft beigesetzt. „Die Ahnenforschung hat mir auf diese Weise viele neue Verwandte beschert“, freute sich Marjan im Gespräch mit dieser Zeitung. „Ich fühle mich schon als halbe Fränkin.“
„Ich fühle mich schon als halbe Fränkin.“
Marie-Luise Marjan „Mutter Beimer“ aus der ARD-Serie Lindenstraße
Nach den Worten Marie-Luise Marjans war es für sie selbstverständlich, an ihrem drehfreien Wochenende zum Geburtstagsfest nach Würzburg zu kommen. „Wie soll man denn ein schönes Familienleben pflegen, wenn man nichts dafür tut?“
Doch die Geburtstagsfeier war nicht der einzige Grund, der sie von Köln nach Würzburg geführt hatte. Marjan nutzte die Gelegenheit und schaute nach langer Zeit bei einem guten Freund vorbei: Bischof Friedhelm Hofmann. Mehr als vier Jahre hatten sich die beiden nicht gesehen – jetzt trafen sie sich auf Initiative unserer Zeitung bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen im Bischofshaus. Gemeinsam sprachen der Kirchenmann und die Schauspielerin beim zweistündigen Doppelinterview im Wortsinne über Gott und die Welt (eine ausführliche Fassung des Gespräches lesen Sie in unserer Samstag-Ausgabe am 22. Oktober).
Hofmann und Marjan hatten sich bereits vor 24 Jahren bei einer Einladung in Köln kennengelernt. „Wir waren zum Essen beim damaligen Fernsehmoderator Max Schautzer eingeladen“, erinnerte sich Marjan. „Und der Friedhelm und ich, wir waren uns sofort sympathisch.“ Bischof Hofmann, der seinerzeit in Köln Künstlerseelsorger war, unterstrich, dass der Kontakt „seit diesem Treffen in all den Jahren nicht abgerissen ist“.
Dass die Chemie zwischen dem Bischof und der „Mutter der Nation“ stimmt, zeigte nicht nur die herzliche Umarmung bei der Begrüßung und zum Abschied. Hier saßen zwei Menschen zum Gedankenaustausch, zusammen, die sich schätzen und etwas zu sagen haben – und vor allem viel miteinander lachen können. „Humor schafft einem im Alltag eine innere Distanz zu den Problemen“, nannte Friedhelm Hofmann einen wesentlichen Vorzug dieser Charaktereigenschaft. Und Marie-Luise Marjan mochte ihrem Freund da nur beipflichten: „Was glauben sie, warum ich die Mutter Beimer noch spielen kann, obwohl die immer nur leidet? Weil ich ein so fröhlicher Mensch bin. Sonst könnte ich das gar nicht ertragen.“