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WÜRZBURG: Sicherheitsbedenken für Konzerte auf der Festung

WÜRZBURG

Sicherheitsbedenken für Konzerte auf der Festung

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    Ist eines der schönsten Konzertgelände Deutschlands am Ende? Wenn es bei der maximalen Anzahl von 4300 Besuchern bleibt, werden wohl keine Rockstars mehr hoch über Würzburg auf der Festung Marienberg spielen. Das Bild entstand 2010 beim Konzert von Mark Knopfler.
    Ist eines der schönsten Konzertgelände Deutschlands am Ende? Wenn es bei der maximalen Anzahl von 4300 Besuchern bleibt, werden wohl keine Rockstars mehr hoch über Würzburg auf der Festung Marienberg spielen. Das Bild entstand 2010 beim Konzert von Mark Knopfler. Foto: Foto: Chris Weiss

    Auslöser dafür sind die tragischen Ereignisse bei der Love-Parade in Duisburg mit 19 Toten im vergangenen Jahr. Danach hatte die Stadt die Sicherheitsauflagen und die Situation neu geprüft und lässt künftig nur noch maximal 4300 Musikfans auf die Neutorwiese. Vorher waren das noch 8400. Das Problem: zu wenig Fluchtwege. Konzerte-Veranstalter ARGO braucht jedoch mindestens 8000 Besucher, um hochkarätige Stars bringen zu können.

    Seit den 80er Jahren spielten Größen wie Frank Zappa, Chris de Burgh und, neueren Datums, Xavier Naidoo auf der Festung. Besucher schwärmten gar vom schönsten Konzertgelände Deutschlands. Diese Veranstaltungen lockten regelmäßig Musikfans aus einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern in die Domstadt, ein touristischer Leckerbissen, von dem die Gastronomie und die Hotels profitierten.

    Und nun wird alles anders? „Die Festung ist als Örtlichkeit für Konzerte zum Problem geworden“, bestätigt Alexander Hoffmann, bei der Stadt zuständig für Großveranstaltungen. Seit der Love-Parade legen die deutschen Kommunen andere Maßstäbe bei der Berechnung der maximalen Personenzahl für solche Austragungsgelände an, um Risiken auszuschalten. „Wir haben dort oben drei Rettungswege, das Neutor, der Weg nach oben über die Festung selbst und eine Treppe, die ebenfalls im oberen Bereich der Wiese angesiedelt ist. Und darüber müssten nach unseren Berechnungen dann in acht Minuten im Notfall 8400 Menschen vom Gelände kommen. Davon sind wir weit entfernt“, sagt der städtische Mitarbeiter.

    Das Problem ist für ihn auch das abschüssige Gelände. Die meisten Besucher nehmen den Weg, den sie sehen, also bergab in die Stadt durch das Neutor, ein neuralgischer Punkt, denn es ist nur 6,60 Meter breit und 28 Meter lang mit einer Kurve, die nur schwer überschaubar ist. Im Sommer 2010 war Hoffmann beim Konzert von Mark Knopfler auf dem Gelände und stoppte die Zeit. 45 Minuten dauerte es, bis der letzte Besucher die Neutorwiese verlassen hatte. Und dann kam zwischen Knopfler und Naidoo auf der Festung das Desaster von Duisburg. Nach Gesprächen der Stadt mit Rettungskräften und Polizei stand fest: Ohne zusätzliche Rettungswege wird es künftig nur noch weniger Besucher auf dem Gelände geben können.

    „Mit einer Kapazität von 4300 Besuchern können wir keine internationalen Stars auf die Festung holen, die Produktionen auf der Neutorwiese sind zu teuer“, betont ARGO-Chef Peter Pracht. Er hat seinen langjährigen technischen Leiter Rainer Sülzer beauftragt, nach Lösungen zu suchen. Der Plan: ARGO lässt eine Bühne im Neutorgraben mit breiten Treppen bauen, die als neuer Rettungsweg fungiert. Auf etwa 40 000 Euro schätzt Pracht den Aufwand für den Auf- und Abbau. Damit sich das lohnt, würde er versuchen, zwei Open-Air-Konzerte in einem engen Zeitrahmen auf die Festung zu bringen. Etwa vier Wochen würde nach seiner Schätzung die neue Treppe stehen, getarnt mit grüner Gaze, um das Festungsensemble nicht zu stören.

    Doch die Schlösserverwaltung hat in einem Schreiben ablehnt. Die Entwürfe – es sind Computersimulationen – seien zu ungenau, die Standzeiten würden fehlen und überhaupt stelle das Ansinnen eine erhebliche Beeinträchtigung dieses Festungsteils dar. Gerhard Weiler, Chef der Schlösserverwaltung in Würzburg, erläutert, warum er künftig lieber kleinere Festivals auf der Festung sehen will. Nach den Erfahrungen aus dem Jahr 2010 – bei Naidoo war die Neutorwiese im Regen versumpft – dauerte es wohl Monate, bis die Fläche wieder rekultiviert war. Der Eindruck für die vielen Touristen, die danach die Festung besuchten, war schlecht, sagt Weiler. Und die Gefahr sei groß, dass das Gelände dauerhaften Schaden nimmt. „Mein Job ist es, die historische Parkanlage zu erhalten.“ Zu der angedachten mobilen Treppe sagt er: „Die Anbindung geht nicht ohne Eingriffe an der historischen Mauer.“

    „Die Festung ist als Örtlichkeit für Konzerte zum Problem geworden.“

    Alexander Hoffmann Stadt Würzburg

    Nachdem der Residenzplatz – mindestens genauso interessant für Konzerte – immer stärker ausgebucht ist und es immer weniger freie Termine gibt, werden wohl Knopfler und Co. von Würzburg wegwandern, mit all ihren Besuchern. Es sei denn, es gibt noch eine Einigung über die mobilen Rettungswege. Das ist in diesem Jahr schon passiert: Bryan Adams spielte vor wenigen Wochen nicht in der Domstadt, sondern im Schlosshof von Bad Mergentheim.

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