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WÜRZBURG: Twitterer wehren sich gegen "Eislamisierung"

WÜRZBURG

Twitterer wehren sich gegen "Eislamisierung"

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    Satire im Netz: Mit #schneegida verspotten Twitter-Nutzer Pegida.
    Satire im Netz: Mit #schneegida verspotten Twitter-Nutzer Pegida. Foto: Screenshot: WWW. twitter.de

    Massenweise macht er sich dieser Tage in Deutschland breit. Keine Wiese, kein Baum, keine Straße ist vor ihm sicher: der Schnee. Doch einige Twitterer und Nutzer anderer sozialer Netzwerke wehren sich gegen die weiße Pracht, oder besser gesagt: die weiße Macht. Unter dem Hashtag #schneegida kämpfen sie in den sozialen Netzwerken gegen eine „Eislamisierung des Abendlandes“. Vor allem jedoch verspotten sie mit ihren Kommentaren die Vereinigung Pegida („Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“).

    In den vergangenen Wochen trafen sich die Anhänger der Anti-Islam-Bewegung jeden Montag in Würzburg und anderen Städten Deutschlands, um gemeinsam zu demonstrieren. Im Schutz der Masse verkündeten die einen ihre Sorgen und Ängste, die anderen ihre Vorurteile und rassistischen Gedanken.

    Am Montag fand keine Demonstration in Würzburg statt. Die politische Debatte um das Thema geht dennoch weiter. Der ehemalige Würzburger Oberbürgermeister Georg Rosenthal (SPD) etwa fordert, die Gruppierung genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Bayerischen Landtag stellte er daher eine schriftliche Anfrage zu Einschätzung und Erkenntnissen der bayerischen Sicherheitsorgane und des Innenministeriums. „Ich fordere die bayerische Staatsregierung und unsere Sicherheitsorgane auf, ein wachsames Auge auf Pegida und ihre zahlreichen Unterorganisationen zu haben. Wir müssen mehr über die Hintergründe und die Führungspersonen wissen“, so Rosenthal auf seiner Website. Die bayerische Staatsregierung muss seine Anfrage bis zum 8. Januar beantworten.

    Auch in der Bundespolitik sorgt die Anti-Islam-Bewegung und der richtige Umgang mit ihr seit Wochen für Diskussionen. Jüngst kritisierte der frühere Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) den politischen Kurs der Bundeskanzlerin und wirft Angela Merkel (CDU) vor, Pegida den Boden bereitet zu haben.

    Ein Vorwurf, der von den #schneegida-Anhängern in den sozialen Netzwerken sofort auf ironische Weise aufgegriffen wurde. So schreibt beispielsweise @NewWave79 „Ex-Innenminister Friedrich gibt Angela Merkel die Schuld an #Schneegida. Man hätte schon rechtzeitig im Sommer streuen müssen.“

    Kommentare wie diese sind derzeit keine Randerscheinungen in der Welt sozialer Medien. Zwischenzeitlich landete #schneegida auf Platz zwei der populären Themen des Kurznachrichtendienstes Twitter. Klickt man durch die verschiedenen Kommentare, wird schnell deutlich: Parallelen zu den Äußerungen von Pegida-Anhängern sind ausdrücklich erwünscht. Daher beginnen viele Posts mit Sätzen wie „Das wird man doch wohl mal sagen dürfen . . .“ oder „Ich habe nichts gegen Schnee, aber . . .“. Zudem zeigt sich, dass die Absurdität der Pegida-Forderungen bei den Twitter-Nutzern angekommen ist und sie nun mit ihren Kommentaren Widerstand ausdrücken wollen. Zugleich formiert sich auch an anderer Stelle weiter Prostest. Unter dem Motto „Für ein buntes Deutschland, NoPegida“ unterschrieben bis Montag gut 213 000 Menschen eine Online-Petition gegen Pegida.

    Zentrales Element der zumeist ironischen und sarkastischen Schwarm-Satire im Netz ist die Angst vor Überfremdung. So werden beispielsweise klare Regelungen für die Zuwanderung von Schneemännern sowie eine bessere Integration des Schnees gefordert. Der falle in unserem Land schließlich als Regen, heißt es etwa bei Twitter-Nutzerin @inschka. „Ich habe nichts gegen Schnee, solang er sich an unser Klima anpasst und Regen ist #schneegida“. Allein bis Montagnachmittag wurde dieser Kommentar rund 1000 Mal geteilt. Der Schauspieler Clemens Schick schrieb am Montag: „man geht auf die strasse und weiss nicht ob man noch in deutschland ist! #schneegida“. Andere Posts gehen in eine ähnliche Richtung. „Sollen wir jetzt alle von diesen Schneeflocken aufnehmen? Typisch – die kommen doch nur zu uns, weil es kalt ist! #schneegida“, schrieb der Nutzer @hschellk. Deutlicher spielt Ralf Reski (@ResikLab) mit den Pegida-Parolen: „Nicht jede Schneeflocke ist kriminell. Aber treten sie in Massen auf, liest und hört man doch überall vom Wintereinbruch. #schneegida“. Und @Histamer schreibt: „Wie viel Schnee kommt denn da noch, bevor man beginnt ihn (ab)zu schieben? #schneegida“,

    Im gleichen Ton weisen die #schneegida-Vertreter auch auf die potenziellen Gefahren des Phänomens Schnee hin. „In manchen Städten trauen sich Rentner schon nicht mehr auf die Straße! #schneegida», schrieb der Nutzer Nils Markwardt (@FJ_Murau). Die Twitter-Nutzerin Frau Maja schreibt: „Natürlich ist Schnee gefährlich! Sogar der Deutsche Wetterdienst warnt vor ihm! #Schneegida“.

    Ganz so wie bei der Pegida-Bewegung bekommt auch diesmal die „Lügenpresse“ ihr Fett weg. Twitter-Nutzer Daniel Fiene schrieb etwa: „Lese gerade bei der @dpa: „Schnee bleibt bis Neujahr“ – traut nicht dem, was die Lügenpresse so verbreitet. #schneegida“. Und der Nutzer @perlenklauben: „Ich sag zu #schneegida gar nichts. Die Lügenpresse behauptet dann, wir seien Winterhasser. Obwohl wir einfach nur gegen Schnee sind.“

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