Ein repräsentatives barockes Ensemble, umgeben von blühenden Bäumen in einer ausgedehnten Gartenanlage: Am nördlichen Rand des Steigerwalds liegt das Schloss Oberschwappach – und erstrahlt in neuem Licht. Immerhin errang das Schloss kürzlich das Europäische Kulturerbe-Siegel. Damit gehört es zu einer ganzen Reihe von ehemaligen Einrichtungen der Zisterzienser, die sich nun mit dem Siegel schmücken dürfen. Zu den ausgezeichneten Orten gehören etwa auch die Klöster Ebrach und Altenberg (Hessen).
Es war der Landkreis Bamberg, der die Antragstellung für insgesamt 17 Anlagen aus fünf verschiedenen europäischen Nationen übernommen hat. Vereint seien die Bewerber dabei durch ihre zisterziensischen Klosterlandschaften in Deutschland, Österreich, Polen, Slowenien und Tschechien. Erhalten haben sie die Auszeichnung bei der Siegelverleihung von Iliana Ivanova (Bulgarien), EU-Kommissarin für Bildung und Kultur.
Die zisterziensische Klosterlandschaft in Oberschwappach
Das von 1733 bis 1738 erbaute Schloss Oberschwappach ist unter anderem deshalb besonders, da es die Sommerresidenz und der Amtssitz des letzten Ebracher Abtes war, wie Marco Depner, Kämmerer der Gemeinde Knetzgau, der Redaktion berichtet. Ebenfalls sei die frühneuzeitliche Geschichte bis heute spürbar. Auch ein Schlosspark und barocke Terrassengärten zeichnen das Gelände aus. Schließlich werde die Gartenanlage seit 2020 restauriert und damit immer einladender gestaltet.

Zuletzt investierte die Gemeinde und Schlossherrin Knetzgau (massiv gefördert durch Land und EU sowie durch die deutsche Stiftung Denkmalschutz) zweieinhalb Millionen Euro in die Anlage. Dadurch konnten unter anderem die Gärtner 50 Bäume, 2683 Sträucher und Rosen, 5770 Blütenstauden, Gräser und Kräuter sowie 20.900 Blumenzwiebeln anpflanzen.
Bamberg kontaktierte die Gemeinde Knetzgau in Sachen Cisterscapes
Vor diesem Aufforstungsprozess habe Bamberg die Gemeinde Knetzgau für ihr Zisterzienser-Projekt anwerben wollen. Durch diese Gespräche sei das Schloss Oberschwappach deshalb zunächst auf der Route des Fernwanderweges "Weg der Zisterzienser" eingetragen worden. Dieser spielt "eine tragende Rolle" in der Bewerbung für das europäische Siegel, wie Thea Schellakowsky vom Landratsamt Bamberg auf Anfrage der Redaktion erklärt.
Zudem habe die Gemeinde für das Schloss durch das Leader-Programm eine 80-prozentige Förderung für die Aufforstungsmaßnahmen und die Entwicklung der Region erhalten. Die Gelder seien aus EU-Mitteln gekommen und vom Freistaat Bayern zugeteilt worden. Die restlichen 20 Prozent förderte das Land selbst.
Hiermit sei Oberschwappach unter den drei größten Leader-Projekten in Bayern gewesen, erklärt Schellakowsky. Die zwei anderen Projekte seien in Presseck (Lkr. Kulmbach) und in Igensdorf (Lkr. Forchheim) beheimatet – somit liegen alle drei in Franken. Das Leader-Programm unterstütze Projekte im Bereich Nachhaltigkeit oder Kultur, da es Begegnungsorte im ländlichen Raum schaffen will.

Nur in Zusammenschluss aller 17 europäischen Zisterziensischen Anlagen habe eine Bewerbung erfolgreich sein können. Und so geschah es auch: "Cisterscapes connecting Europe" (zu deutsch etwa: "Zisterziensische Landschaften verbinden Europa") wurde am 17. April im belgischen Antwerpen mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel gekürt. Besonders überzeugte dabei der Zisterzienser-Wanderweg. "Er stärkt den länderübergreifenden Austausch, die europäische Identität und lässt uns weiter zusammenwachsen", wie der Bamberger Landrat, Johann Kalb (CSU), erklärt. Doch was bedeutet diese Errungenschaft nun für Schloss Oberschwappach?
Das Siegel bedeutet für Schloss Oberschwappach größere Bekanntheit in Europa
Bereits durch die Bewerbung sei die Region als Teil der Kulturlandschaft der Zisterzienser komplett in alle dazugehörigen Leader-Programme eingebunden worden. Dadurch habe das Schloss von den Leader-Mitteln profitiert. Das bedeutet, dass Oberschwappach neben finanziellen Begünstigungen noch weitere Vorteile erhalten habe. So sei es unter anderem bei den Zisterzienser-Radrunden eingetragen worden. Laut Thea Schellakowsky erhöht dies sowie der Verweis auf dem Fernwanderweg "die Sichtbarkeit des Schlosses unter anderem natürlich auch für den Wandertourismus". Zudem werde derzeit eine Ausstellung über das säkularisierte Kloster überarbeitet und modernisiert.

Die Auszeichnung sei allerdings noch aus weiteren Gründen bedeutsam. So betone die Europäische Kommission hiermit die besondere Rolle der Zisterzienser für die Europäische Integration. "Die Expertenkommission würdigt Cisterscapes als europäisches Netzwerk, das auf einer starken gemeinsamen Geschichte fußt und das Potential hat, zu einem wichtigen Sprachrohr des europäischen Zusammenhalts zu werden", wie Frank Förtsch, Pressesprecher des Landratsamts Bamberg, berichtet. Umso wichtiger erscheint es daher, dass das Schloss in Oberschwappach ein modernes und einladendes Antlitz besitzt. Dazu trugen bereits die Restaurationsarbeiten bei, die seit 1987 erstmals wieder stattgefunden haben.
Alle Cisterscapes-Partner im Überblick: Deutschland:- Kloster Ebrach
- Kloster Altenberg
- Kloster Bronnbach
- Kloster Langheim
- Kloster Loccum
- Kloster Maulbronn
- Kloster Pforte
- Kloster WaldsassenÖsterreich:- Stift Rein
- Stift ZwettlPolen:- Kloster Wagrowiec/ ŁeknoSlowenien: - Kloster Kostanjevica na Krki
- Kloster StičnaTschechien:- Kloster Plasy
- Kloster Velehrad
- Kloster Vyšší Brod
- Kloster Žďár nad SázavouQuelle: www.cisterscapes.eu