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Königsberg: 500 Jahre Reformation in Königsberg und Feier der Pfarreigründung

Königsberg

500 Jahre Reformation in Königsberg und Feier der Pfarreigründung

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    Im Juli 2024 wurde durch die Gründung der Pfarrei Königsberg zu der die Gemeinden Altershausen, Dörflis, Hellingen, Junkersdorf, Königsberg, Köslau und Unfinden gehören ein neuer Abschnitt in der traditionsreichen Geschichte dieser Stadt begonnen.
    Im Juli 2024 wurde durch die Gründung der Pfarrei Königsberg zu der die Gemeinden Altershausen, Dörflis, Hellingen, Junkersdorf, Königsberg, Köslau und Unfinden gehören ein neuer Abschnitt in der traditionsreichen Geschichte dieser Stadt begonnen. Foto: Gerold Snater

    Am Sonntag, 3. November, feiert Königsberg mit einem Festakt im Rathaus und einem Festgottesdienst in der Marienkirche 500 Jahre Reformation und Gründung der Pfarrei, zu der neben Königsberg auch die Pfarreien in Unfinden, Junkersdorf, Altershausen, Hellingen, Dörflis und Köslau gehören. Für Königsberg ein besonderes Fest, denn als eine der ersten Gemeinden im heutigen Bayern und als südlichster Vorposten des ernestinischen Kursachsens nahm das Städtchen Königsberg bereits im Jahr 1524 die Reformation an.

    Doch schon 1523 begann es im hiesigen Augustinerkloster zu gären, wie der Chronist Johann Werner Krauß in seiner "Kirchen-, Schul- und Landeshistorie" von 1754 festhielt: "Bey angehender Religions-Änderung haben die Mönche im Closter allerley Unfug angefangen". Reliquiare und kostbare Silbergefäße, die über 160 Jahre hinweg von Adelsfamilien der Region dem Kloster gestiftet worden waren, wurden von den Mönchen veräußert, sodass sogar der Kurfürst einschreiten musste und die Einlagerung der Kostbarkeiten veranlasste. Diese Ereignisse waren aber ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass die reformatorischen Ideen, die von Wittenberg ausgingen, auch in Königsberg Fuß gefasst hatten.

    Liturgie war weitgehend in lateinischer Sprache gehalten

    Ein erster Höhepunkt des reformatorischen Umbruchs in Königsberg war die Feier des ersten evangelischen Gottesdienstes im Jahr 1524 in der Marienkirche. Dieser folgte der Liturgie des gebürtigen Königsbergers Balthasar Düring, einem engen Vertrauten Luthers und Melanchthons. Düring, der auf Empfehlung Melanchthons zum ersten evangelischen Prediger in Coburg berufen worden war, führte eine Liturgie ein, die zwar noch weitgehend in lateinischer Sprache gehalten war und damit eine Nähe zur Tradition bewahrte, dennoch aber eine entscheidende Neuerung darstellte. Die biblischen Lesungen wurden bereits nach Luthers deutscher Bibelübersetzung vorgetragen, und statt des traditionellen Offertoriums, das als Opferhandlung verstanden wurde und den Reformatoren missfiel, trat eine sogenannte Abendmahlsvermahnung in deutscher Sprache, welche die Gläubigen erinnerte, das Sakrament mit der gebotenen Würde zu empfangen.

    Doch bevor der erste evangelische Gottesdienst gefeiert werden konnte, hatte der Pfarrverweser Bartholomäus Güthlein 1524 gegenüber der Obrigkeit seine Weigerung kundgetan, weiterhin die Horen, die Gebetszeiten des Stundengebetes der katholischen Kirche, und Seelenmessen zu lesen. Güthlein, obwohl nur Stellvertreter des eigentlichen Pfarrinhabers, der sich in Altenburg als Chorherr verdingte, leistete damit einen wesentlichen Beitrag zur Einführung der Reformation in Königsberg und erwarb sich bleibende Verdienste um diese historische Zäsur.

    Ein langwieriger und nicht konfliktfreier Prozess

    Die Reformation in Königsberg war jedoch, wie anderswo auch, ein langwieriger und nicht konfliktfreier Prozess. Ihren Ursprung nahm sie mit Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 in Wittenberg und seiner darauffolgenden Reise zur Heidelberger Disputation 1518, die ihn auch nach Königsberg führte, wo er im örtlichen Kloster übernachtete. Ebenso bedeutend für das Haßgaustädtchen waren die Besuche des Kurfürsten Johann, der später den Beinamen "der Beständige" trug, als er für seinen Bruder Friedrich 1521 auf dem Weg zum Reichstag in Worms in Königsberg Halt machte. Schon zuvor, in den Jahren 1507 und 1510, hatte Johannes Staupitz, Luthers späterer Seelsorger, das Kloster in Königsberg als Generalvikar der Augustiner inspiziert, was zeigt, dass die Stadt immer wieder von zentralen Figuren der Reformations- und Weltgeschichte berührt wurde.

    Im Jahr 1528 fand die Reformation schließlich ihr vorläufiges Ende, als unter dem Vorsitz Balthasar Dürings die erste evangelische Visitation in Königsberg gehalten wurde, womit die Umgestaltung des religiösen Lebens in der Stadt offiziell vollzogen war.

    Die Zeiten geistiger Erneuerung sind oftmals auch Zeiten tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen. Dies war auch in Königsberg der Fall. Mit der Reformation verlor Königsberg nicht nur sein Kloster und die angeschlossene Schwesternschaft der Agelblume, einem Zentrum geistlichen und kulturellen Lebens, sondern auch die gewachsenen Traditionen der Festzeiten, der Gebetsbünde und Heilsmittel, die über Jahrhunderte Bestand hatten. Plötzlich stand alles zur Disposition. Die unruhigen Jahre des Bauernkrieges und die herannahenden Glaubenskriege warfen ihre Schatten voraus. Dem gegenüber stand jedoch der Gewinn geistlicher Klarheit und die Wiedererlangung der befreienden Botschaft des Evangeliums.

    Das Jubiläum fällt in eine Phase des Wandels

    2024 fällt das 500. Königsberger Reformationsjubiläum ebenfalls in eine Phase des Wandels. Die Kirche, sei sie evangelisch oder römisch-katholisch, steht schon lange nicht mehr unangefochten da – doch wann war sie das je? – und sieht sich mit Herausforderungen wie schrumpfenden Gemeinden und einer abnehmenden gesellschaftlichen Relevanz konfrontiert. Sie ringt um ihren Platz in einer Welt, die die Botschaft des Glaubens immer weniger als Antwort auf ihre drängenden Fragen begreift. Der Mangel an theologisch ausgebildetem Personal trägt sein Übriges dazu bei.

    Doch bleibt unter der hiesigen Christenheit der Wunsch entscheidend, nicht ohne Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung zu sein. In diesem Sinne erfolgte die Gründung der neuen Pfarrei Königsberg durch den Beschluss des Landeskirchenrats im Juli 2024, der die Gemeinden Altershausen, Dörflis, Hellingen, Junkersdorf, Königsberg, Köslau und Unfinden zu einer Verwaltungseinheit vereint. Ein neuer Abschnitt in der traditionsreichen Geschichte Königsbergs beginnt.

    Das Reformationsgedenken hat in Königsberg eine reiche und lange Tradition. Bereits 1617, zum 100. Jubiläum, wurde die Gottesackerkirche St. Burkhard umfassend renoviert und eine Empore in das Kirchenschiff eingebaut, und explizit auf das Reformationsgedenken angespielt, wie es eine historische Inschrift oberhalb der Eingangstür bezeugt. 400 Jahre später, im Jahr 2017, wurde hier vor Ort gemeinsam mit der gesamten evangelischen Kirche in Deutschland und weltweit das 500-jährige Bestehen von Luthers Thesenanschlag gefeiert – ein Ereignis, das mit zahlreichen Festen und Gottesdiensten begangen wurde.

    Zusammenfassung der historischen Ereignisse

    Aber schon 40 Jahre zuvor, im Jahr 1983, war Luthers 500. Geburtstag Anlass zu einer vertiefenden Rückbesinnung auf die Geschehnisse jener Zeit. Damals veröffentlichte Bürgermeister Rudolf Mett seinen Vortrag "Ein feste Burg ist unser Gott". Dieser Vortrag gilt bis heute als die fundierteste Zusammenfassung der historischen Ereignisse in Königsberg während der Reformationszeit und wird zu diesem Jubiläum von der Pfarrei Königsberg in einem Büchlein mit einem Vorwort von Pfarrer Peter Hohlweg neu aufgelegt.

    Natürlich gibt es auch am 3. November die entsprechende offizielle Feier und einen Festgottesdienst in der Marienkirche. Nach einem Empfang im Rathaus ist die Bevölkerung ab 16 Uhr auf dem Marktplatz zu einem Umtrunk mit Lutherbier eingeladen. Der Festgottesdienst mit großem Einzug beginnt um 17 Uhr in der Marienkirche mit dem Ensemble Voicemade aus Leipzig, den vereinigten Posaunenchören der Pfarrei, Instrumentalisten, dem Liturgischen Chor und Ivo Schwinn an der Orgel. Es erklingt Musik von Johann Sebastian Bach aus der Reformationskantate BWV 79 "Gott der Herr ist Sonn und Schild". Darüber hinaus Musik von Georg Friedrich Händel, Musik aus Felix Mendelssohn- Bartholdy Elias, das Sanctus aus Faure's Requiem, Gemeindechoräle aus Luthers Feder und Widors Toccata. Die Predigt wird von Dekanin Salzbrenner gehalten. Die Lithurgie liegt in den Händen von Pfarrer Peter Hohlweg. Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

    Das Siegel von Balthasar Düring zeigt die Buchstaben A und D.
    Das Siegel von Balthasar Düring zeigt die Buchstaben A und D. Foto: Gerold Snater (Archivfoto)
    Eine Gedenktafel in St. Moriz in Coburg erinnert an den bedeutenden evangelischen Prediger der Reformationszeit.
    Eine Gedenktafel in St. Moriz in Coburg erinnert an den bedeutenden evangelischen Prediger der Reformationszeit. Foto: Gerold Snater (Scan aus Archiv)
    1524 wurde in der Marienkirche in Königsberg der erste evangelische Gottesdienst nach der liturgischen Ordnung des Reformators Balthasar Düring gefeiert.
    1524 wurde in der Marienkirche in Königsberg der erste evangelische Gottesdienst nach der liturgischen Ordnung des Reformators Balthasar Düring gefeiert. Foto: Gerold Snater
    In der Marienkirche Königsberg steht ein Standbild Martin Luthers, der 1518 auf seinem Weg zur Heidelberger Disputation in Königsberg im Kloster übernachtete.
    In der Marienkirche Königsberg steht ein Standbild Martin Luthers, der 1518 auf seinem Weg zur Heidelberger Disputation in Königsberg im Kloster übernachtete. Foto: Gerold Snater
    Eine Straße trägt in Königsberg den Namen des Reformators.
    Eine Straße trägt in Königsberg den Namen des Reformators. Foto: Gerold Snater
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