"Verändern möchte ich nichts. Ich möchte nur den guten Zusammenhalt, die engagierten Menschen und den Nachwuchs stärken und aufrechterhalten." Hat Christian Melchior seine Vorhaben, welche er sich vor einem Jahr nach seiner feierlichen "Krönung" zum neuen und insgesamt fünften Sitzungspräsidenten vorgenommen hat, auch umgesetzt?
Nach der von den Närrinnen und Narren gespannt erwarteten Premiere der traditionellen Büttensitzungen der Narrenzunft (ZNZ), gab es am Samstagabend eine eindeutige Antwort: Versprochen, gehalten!
Drei verschiedene Funkenmariechen zeigten ihr Können
Wie bei seinem Amtsvorgänger, Bürgermeister Thomas Stadelmann, der beim bunten Treiben im rappelvollen Rudolf-Winkler-Haus erstmals seit 17 Jahren nicht mehr von, sondern auf die Bühne schaute, sorgten Büttenredner, Flamingos (Purzelgarde), "Fäschtbänkler" (Minis), Garde-Mädchen, "Bachbüxn" oder mit Amelie Hoh, Marie Martin und Rosa Wolfschmidt – um nur einige zu nennen – gleich drei verschiedene Funkenmariechen für Höhepunkte am Fließband.

Und das alles bei einer Geburtstagsfeier. Die ZNZ feierte ihren 60. Geburtstag. Denn am 22. Februar 1965 fand sich, so berichtete Anna Suchanka aus der goldenen Vereinschronik, "eine Schar Fastnachtsnarren ein, mit dem Entschluss, den Zeiler Fasching wiederzubeleben." Es hat geklappt.
Daher kommt der Ruf "Zeilau"
"Bin ich froh, dass der Trautners Helmut, der Angebrands Erich und Co. damals den Verein gegründet haben. Wir wüssten ja sonst gar net, was wir im Januar mach sollten." Zwei Jahre später fand dann unter dem Motto "So sind wir Zeiler" die allererste Büttensitzung statt. Der erste Sitzungspräsident war dann Emil Schurig, der auch für den närrischen Ruf "Zeilau" verantwortlich war.

Auch Michael Erhart – hauptberuflich Pfarrer, in der fünften Jahreszeit aber einer der bekanntesten "Reimer" in der Fachwerkstadt – hatte am Samstagabend wieder viel zu berichten. Vom Marktplatz etwa, der sich im Winter gerne einmal in eine Eislaufbahn verwandelt, vom "Knochenbrecher"-Weg am Zeiler Käppele, vom neuen Steg am Stadtsee, vom Ideenreichtum der "Zünder" oder vom gleich dreimal umgesägten und schließlich in seine Einzelteile zerlegten Maibaum – was nicht nur im benachbarten Krum für viele Lacher sorgte.
"Ich kam, sah, und sägte"
"Mit Bäumen haben wir kein Glück, ist jedes Jahr Theaterstück", sagte Erhart und hatte eine große Bitte an die Übeltäter: "Dem Sägeschuft ich dennoch sag, als freundlich Bitt' und nicht als Klag: lass bitte dieses Jahr die Faxen, mach nix kaputt, lass einfach wachsen."

Tosenden Applaus für diesen und auch alle anderen Auftritte gab es auch von einer stattlichen Abordnung vom Partnerverein aus der kleinen Partnerstadt Laucha nähe Freyburg an der Unstrut im Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt). Nachdem einige Zeilerinnen und Zeiler bereits im November nach zuvor 15 Jahren Pause Laucha einen Besuch abgestattet hatten, folgten deren Bürgermeister Michael Bilstein sowie knapp 30 weitere Närrinnen und Narren der Gegeneinladung.
Trio bekam besondere Orden für seine Verdienste
Und Thomas Stadelmann? Ganz ohne Bühne kam er auch nach seinem Rücktritt nicht aus. Dass er diese, ebenso wie sein Vorgänger, ZNZ-Urgestein Helmut Trautner, sowie dem langjährigen Zunftmeister Klaus Oppelt, unter großem Beifall betrat, hatte freilich einen besonderen Grund.

Felix Zirkelbach vom Fastnacht-Verband Franken e. V. aus Niederwerrn verlieh dem Trio für ihre Verdienste besondere Urkunden und Orden.

Der neue Sitzungspräsident Christian Melchior hatte nach der überaus gelungenen Premiere am Ende allen Grund zum Strahlen. Der 47-Jährige wisse "jetzt erst richtig, was mein Vorgänger geleistet hat. Gott sei Dank habe ich aber mit meinen beiden Zunftmeisterinnen Karina Daub und Tina Stadelmann sowie allen Helferinnen und Helfern ein tolles Team hinter mir." Das gilt auch für die weiteren Sitzungen am kommenden Wochenende sowie dem großen Faschingszug am Sonntag, 2. März.