Auf 90 Jahre konnte am Kirchweihsamstag in Burgpreppach Erna Schneider zurückblicken. Und eine selten große Zahl Sprösslinge gratulierte ihrer Oma, Uroma, ja Ururoma. Fünf Kindern hatte sie das Leben geschenkt, zwei sind bereits gestorben. In den Familienkreis kamen 13 Enkel, 25 Urenkel und drei Ururenkel hinzu. Deren Leben verfolgt sie mit engagierter Anteilnahme. Soweit möglich gratulierten sie ihr alle, ebenso stellvertretender Landrat Oskar Ebert und Bürgermeister Hermann Niediek.
Geboren in Ibind, heiratete sie 1948 Gustav Schneider, der jedoch bald mit körperlichen Gebrechen zu tun hatte, bis er pflegebedürftig wurde. 15 Jahre lang hat Erna Schneider ihn gepflegt, teilweise auf dem Rücken in den oberen Stock der Wohnung getragen, bis er 1982 starb. Für Erna ist klar, dass die Erkrankung eine Folge des Krieges war, denn mit 16 Jahren hatte Gustav noch einrücken müssen und drei Jahre Kriegsgefangenschaft in Russland überlebt.
Mit 13 Jahren aus der Schule entlassen, wurde die Jubilarin dienstverpflichtet bei Kugelfischer in Ebern. Nach dem Krieg arbeitete sie in der Lampen- und Knopffabrik in Burgpreppach und versorgte ihre Familie.
„Es waren schöne und schlechte Zeiten“ bewertet rückblickend Erna Schneider ihr Leben. Sie erinnert sich mehr an die von ihr als schön erlebten Zeiten. „Ich möchte nicht tauschen mit der heutigen Jugend“, lautet ihre vielleicht etwas überraschende Erkenntnis. In ihrer Jugend habe sie einen intensiven Zusammenhalt der Altersgenossen erlebt, man habe getanzt, Theater gespielt und sehr viel gemeinsam unternommen. Das könne sie heute nicht mehr so beobachten.
Heute verbringt das körperlich und geistig noch rüstige Geburtstagskind viel Zeit mit dem Lösen von Rätseln in Zeitschriften. Und sie erzählt für ihr Leben gern Geschichten und Erlebnisse von früher, am liebsten ihren Enkeln. Erna Schneider lebt mit der Familie ihres Sohnes Oskar, die sich um sie kümmert, in einem Haus. „Die lassen mich nicht allein, es ist immer jemand im Haus“, stellt die Jubilarin dankbar fest.