Auch wenn Robert Lorang nicht gerade mit typischen Antiquitäten handelt, sondern mit bibliophilen Schätzen und gebrauchten Büchern, zieht er eine positive Bilanz der 23. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen: „Es ist viel los“, sagt der Inhaber des Antiquariats in der Karolinenstraße. Für sein Geschäft sei allerdings der August ohnehin stets der „umsatzprächtigste Monat“, was an den Touristenscharen liege.
Nach längerer Pause hat sich Lorang wieder an diesen Wochen beteiligt und sich bereitwillig in die Riege der Granden im Antiquitätenviertel am Fuße des Dombergs eingefügt. Denn „die Antiquitätenwochen sind ein Event in Bamberg, das Qualitätsbesucher und nicht Bier trinkende Massen anzieht“, bringt der Antiquar das auf den Punkt, was das Besondere dieses Ereignisses ausmacht. Sein Geschäftskollege Christian Eduard Franke-Landwers fasst es so zusammen: „Bamberg ist das Antiquitätenzentrum mit Spitzenqualität, die unsere Kunden überzeugt.“ So „schöne Objekte kann man sich in Deutschland nur noch hier ansehen.“ Das habe sich international herumgesprochen, auch dank einer „brillanten überregionalen und regionalen Presse“.
Mit den alteingesessenen Händlern Senger und Wenzel gehört Franke-Landwers zu den Hauptorganisatoren der Kunst- und Antiquitätenwochen, die am Donnerstag endeten. „Ich bin glücklich, wie es läuft, auch wenn es anstrengend ist – keine Frage!“, strahlt er und räumt doch ein, dass es zu heiß war. Umso stolzer ist Franke-Landwers, dass er eine museale Kostbarkeit an eine „honorige Sammlerfamilie in Nordrhein-Westfalen“ verkaufen konnte: nämlich einen Crailsheimer Silberbecher (um 1620) für 18 700 Euro.
Zufrieden ist ebenfalls Thomas Herzog vom Kunsthandel Senger mit seinen Erfolgen: „Wir haben mehrere gotische Skulpturen verkauft und haben regen Publikumsverkehr.“ Allerdings habe in diesem Jahr „kein König, keine Königin“ vorbeigeschaut, fügt Herzog lachend hinzu und spielt darauf an, dass sonst etwa das schwedische Königspaar den Weg von den parallel laufenden Wagner-Festspielen in Bayreuth nach Bamberg nimmt. Doch es gebe auch andere „spezielle Kunden aus Bayreuth“. Hat sich da jemand für das mit 480 000 Euro wertvollste Objekt gefunden, welches heuer angeboten wird? Nämlich das Porträt von Luthers Zeitgenossen Philipp Melanchton, das Lucas Cranach d.Ä. 1543 in Öl auf Holz geschaffen hat? „Das Interesse ist da, aber man muss den Ball flach halten, so schnell verkauft man einen Cranach nicht“, erklärt Thomas Herzog, der in der neuen Kunsthandel-Senger-Filiale am Geyerswörthplatz sogar noch einen zweiten Original-Cranach ausstellt.
Ein eher zurückhaltendes Fazit zieht Julia Heiss in ihrem Silber Kontor in der Dominikanerstraße: „Es gibt gewisse Einschränkungen durch die große Hitze, da fehlte den Leuten die Energie zum Einkaufen.“ Umso mehr freut es Julia Heiss, dass ein Schweinfurter Ehepaar bei ihr ein passendes Hochzeitsgeschenk für die Tochter gefunden hat: eine Schale eines skandinavischen Silberschmieds, „die ein Leben lang begleitet“. So wie sicher auch die Ringe und Ketten aus Silber, die über ihren Ladentisch gehen.
Das Nachgeschäft ist wichtig
Matthias Wenzel bilanziert wie sein Kollege Franke-Landwers eine „sensationelle Presse im deutschsprachigen Raum“, die den Antiquitätenwochen „gut bekommen ist“. Und zwar bei allen Auswirkungen der hohen Temperaturen. Die mögen wahre Leidenschaft für schöne Dinge zumindest bei einem Ehepaar angeheizt haben, die sich Wenzels „Anna Selbdritt“ aus dem Jahr 1490 zum Hochzeitstag gönnten. Der Geschäftsmann bleibt diskret, was den Preis dieser mit einem Geweih-Lüster kombinierten Halbfigur angeht. Offen plaudert Wenzel jedoch über Amerikaner, die „kleinere Sachen mitnehmen für 200, 400 Euro wie zum Beispiel Döschen oder Ohrringe mit Korallen oder Lavasteinen“.
Bei aller Wichtigkeit der vier Antiquitätenwochen im Jahr betont der Händler die „Nachhaltigkeit, das Nachgeschäft wie nach jeder Messe“. Die „Hausmesse der Bamberger Antiquitäten-Experten“ dient sozusagen als Appetithappen für Sammler wie Einsteiger.
Bleibt die Bilanz der „externen Frontlady“, wie Christian Eduard Franke-Landwers die Sprecherin der Händlergemeinschaft anerkennend nennt: Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg. Die Wochen seien gut gelaufen, sagt sie und ist höchst überrascht, dass das Rahmenprogramm und die Sonderführungen „bei der Hitze fantastisch angenommen werden“. Internationales Publikum wie alteingesessene Bamberger haben den Worten der Freifrau nach mit großem Interesse die hochrangigen Schätze in den Museen und Kulturinstitutionen bewundert, „und das über Stunden!“.