Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

Sand am Main: Aus für den jungen Hoffnungsträger der CSU: So lief die erste Runde der Bürgermeisterwahl in Sand

Sand am Main

Aus für den jungen Hoffnungsträger der CSU: So lief die erste Runde der Bürgermeisterwahl in Sand

    • |
    • |
    Gespanntes Warten auf das Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Sand: Für den CSU-Kandidaten Julian Müller (Mitte) wird der Abend zur Enttäuschung, denn er hat es nicht in die Stichwahl geschafft.
    Gespanntes Warten auf das Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Sand: Für den CSU-Kandidaten Julian Müller (Mitte) wird der Abend zur Enttäuschung, denn er hat es nicht in die Stichwahl geschafft. Foto: Josef Lamber

    Julian Müller lächelt und versucht, nicht allzu enttäuscht zu wirken. Doch als ihn Angehörige umarmen und ihm Mut zusprechen, kann er sich ein paar Tränen nicht verkneifen. Gerade hat Wahlleiter Michael Back das Ergebnis der Sander Bürgermeisterwahl bekanntgegeben. Damit ist klar: Julian Müller ist raus. Wer Bürgermeister wird, entscheidet nun die Stichwahl zwischen Jörg Kümmel von den Freier Sander Bürgern (FSB) und Matthias Zink von der SPD. Der junge Hoffnungsträger der CSU ist vorerst gescheitert.

    Für viele Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Haßberge erschien Müller im Frühjahr 2018 erstmals auf der Bildfläche. Damals gab es im Maintal ein großes Thema: Muss das Zeiler Hallenbad schließen? Und wenn ja: Gibt es eine Alternative für die Region? Als Vorsitzender des Schwimmclubs Haßberge kämpfte der damals gerade einmal 23-jährige Julian Müller mit einer Bürgerinitiative und einer Petition für den Erhalt des Bades.

    Karten werden neu gemischt: Der Amtsinhaber tritt nicht mehr an

    Gerade als Müller im Mai 2018 zusammen mit Bürgermeistern, dem Landrat und mehreren Abgeordneten am "Runden Tisch" zur Zukunft des Bades saß, gab es von vielen Seiten eine Menge Lob für das Engagement des jungen Mannes. Auch wenn er das Zeiler Bad letztlich nicht retten konnte. Der nächste große Schritt folgte zwei Jahre später: Müller zog bei der Kommunalwahl 2020 in den Kreistag und in den Sander Gemeinderat ein – und wurde in der Korbmachergemeinde gleich zum stellvertretenden Bürgermeister gekürt.

    Glückwunsch zum Weiterkommen: Julian Müller (links) reicht Jörg Kümmel die Hand, nachdem er selbst ausgeschieden ist. Für Kümmel geht es am 21. Mai in die Stichwahl gegen Matthias Zink.
    Glückwunsch zum Weiterkommen: Julian Müller (links) reicht Jörg Kümmel die Hand, nachdem er selbst ausgeschieden ist. Für Kümmel geht es am 21. Mai in die Stichwahl gegen Matthias Zink. Foto: Josef Lamber

    Spätestens damit war klar: Dieser junge Mann ist der neue Hoffnungsträger der CSU im Landkreis Haßberge. Seit 2021 leitet er das Büro des Landtagsabgeordneten Steffen Vogel – ein weiteres Anzeichen dafür, dass hier jemand "aufgebaut" werden soll. So war es wenig überraschend, dass die CSU Müller Ende 2022 als Kandidaten für die Bürgermeisterwahl 2023 in Sand aufstellte. Seit 30 Jahren führt mit Bernhard Ruß ein SPD-Mann die Geschicke der Gemeinde. Nun, da der bei vielen beliebte Amtsinhaber nicht mehr antrat und die Karten neu gemischt werden, sah die Union wohl ihre Chance gekommen, mit dem jungen politischen Shootingstar Müller das Rathaus zurückzuerobern.

    Julian Müller will es wieder versuchen

    Doch im ersten Wahlgang bekam der 28-Jährige die wenigsten Stimmen und schafft es damit nicht in die Stichwahl. Dennoch: "Mich wird man so schnell nicht los", hatte Julian Müller bereits 2018 in seinem Kampf ums Zeiler Hallenbad gesagt und auch am Wahlabend macht er klar, dass er es in Zukunft wieder versuchen möchte. "Heute ist nicht aller Tage, ich komm wieder, keine Frage", zitiert er nach der Wahlniederlage den berühmten Satz von Paulchen Panther.

    "Mich wird man so schnell nicht los."

    Julian Müller, Bürgermeisterkandidat der CSU, im Mai 2018

    Das Interesse an der Wahl war groß: Die Beteiligung lag bei fast 80 Prozent und gut 500 Menschen waren am Sonntag zur Verkündung des Ergebnisses auf den Platz vor dem Rathaus gekommen, darunter die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär, der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel, Landrat Wilhelm Schneider (alle CSU) sowie die Bürgermeister einiger andere Orte im Landkreis.

    Während draußen gut 500 Bürgerinnen und Bürger gespannt auf das Wahlergebnis warten, läuft im Sander Rathaus die Auszählung der Stimmen auf Hochtouren.
    Während draußen gut 500 Bürgerinnen und Bürger gespannt auf das Wahlergebnis warten, läuft im Sander Rathaus die Auszählung der Stimmen auf Hochtouren. Foto: Josef Lamber

    Eine Frau macht nach der Verkündung des Ergebnisses keinen Hehl aus ihrer Freude darüber, dass ausgerechnet Julian Müller ausgeschieden ist. "Es ist ein guter Tag für Sand, aber ein sehr schwarzer Tag für die CSU", sagt die Sander Gemeinderätin Andrea Rippstein. Auch sie war schon einmal Bürgermeisterkandidatin: Vor sechs Jahren trat sie für die CSU gegen Amtsinhaber Ruß an.

    "Es ist ein guter Tag für Sand, aber ein sehr schwarzer Tag für die CSU."

    Andrea Rippstein, parteilose Gemeinderätin, am Wahlabend

    Große Hoffnungen auf einen Sieg dürfte sie sich dabei ebenso wenig gemacht haben wie Jörg Kümmel, der damals schon einmal für die FSB kandidiert hatte. Vielfach war die Vermutung zu hören, Rippstein und Kümmel hätten durch die Kandidatur vor allem auf sich aufmerksam machen wollen, um sich für die Wahl 2023 in Stellung zu bringen. Während dieser Plan für Kümmel offenbar aufgegangen ist, setzte die Union auf Julian Müller. Andrea Rippstein hingegen trat 2022 aus der CSU aus, sitzt seitdem parteilos im Gemeinderat und kritisierte zuletzt in den sozialen Netzwerken auch öffentlichkeitswirksam ihre frühere Partei und deren Kandidaten scharf.

    Vor der Stichwahl: Ruhig angehen lassen oder noch einmal Gas geben?

    Matthias Zink und Jörg Kümmel haben nun zwei Wochen Zeit, um die Wählerinnen und Wähler noch einmal für die Stichwahl am 21. Mai zu mobilisieren. Dabei dürfte es vor allem darauf ankommen, wem von beiden es eher gelingt, diejenigen Sanderinnen und Sander auf seine Seite zu ziehen, die im ersten Wahlgang ihre Stimme dem CSU-Kandidaten gegeben hatten.

    Der Amtsinhaber zusammen mit dem Kandidaten seiner Partei: Bürgermeister Bernhard Ruß (rechts) unterhält sich am Wahlabend mit Matthias Zink.
    Der Amtsinhaber zusammen mit dem Kandidaten seiner Partei: Bürgermeister Bernhard Ruß (rechts) unterhält sich am Wahlabend mit Matthias Zink. Foto: Josef Lamber

    "Wir werden auf jeden Fall noch was machen", kündigt Sozialdemokrat Matthias Zink im Gespräch mit dieser Redaktion an, noch einmal in den Wahlkampf einsteigen zu wollen. "Das wird eine enge Kiste in zwei Wochen."

    Jörg Kümmel sagt dagegen, die nächsten zwei Wochen würden sicher ruhiger werden als die Zeit davor. "Ich gehe davon aus, dass jeder noch eine Kleinigkeit machen wird", sagt er. Insgesamt seien aber die Positionen weitgehend klar und die Bürgerinnen und Bürger hätten auch genug vom Wahlkampf.

    Ein Verwaltungsfachmann tritt gegen einen langjährigen Gemeinderat an

    Nach der Verkündung des Ergebnisses durch Wahlleiter Michael Back strahlt Kümmel über das ganze Gesicht, ihm ist seine Freude deutlich anzumerken. Er sei "überglücklich", sagt er, auch wenn er bisher noch nicht zum Bürgermeister gewählt ist, sondern erst einmal "nur" den Einzug in die Stichwahl geschafft hat. Immerhin hat er momentan die Nase vorn: 39,8 Prozent der Wählerinnen und Wähler haben ihm ihre Stimme gegeben, 33,7 stimmten für Matthias Zink, 26,6 für Julian Müller.

    Sehr unterschiedlich ist der politische Werdegang der beiden Kandidaten, die noch im Rennen sind: Während die Freien Sander Bürger mit Jörg Kümmel einen langjährigen Gemeinderat aufgestellt haben, setzt die SPD mit Matthias Zink auf einen Verwaltungsfachmann. Als gewählter Politiker ist er bisher nicht Erscheinung getreten, doch als Verwaltungsleiter der Gemeinde Sand hat er durchaus Ahnung von den Aufgaben, die auf ihn als Bürgermeister zukommen könnten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden