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Eltmann: Bäckermeister Michael Oppel im Interview: "Ich habe wenig Verständnis für die Politik, die gerade gemacht wird"

Eltmann

Bäckermeister Michael Oppel im Interview: "Ich habe wenig Verständnis für die Politik, die gerade gemacht wird"

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    Bäckermeister Michael Oppel in Aktion in der Backstube. 
    Bäckermeister Michael Oppel in Aktion in der Backstube.  Foto: Jan-Philipp Stehli, ADALIS

    Deutsches Brot hat eine lange Tradition und Deutschland gilt als "Land der Brotkultur". Doch vielerorts kämpfen Bäckereien um ihre Existenz und schlagen Alarm, weil Preise für Öl, Gas und Strom in die Höhe schießen, Rohstoffpreise teurer wurden und auch die Backautomaten in den Supermärkten zur Konkurrenz werden. 

    Bäckermeister Michael Oppel, der seine "Naturbäckerei" in Untersteinbach betreibt, schilderte im Gespräch mit der Redaktion die Situation im Bäckerhandwerk. Sein Betrieb besteht schon seit dem Jahre 1871. Derzeit beschäftigt Oppel circa 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sieben Filialen und zehn Verkaufsstellen.

    Frage: Wie schlagen bei Ihnen die gestiegenen Energiekosten auf und wie haben sie sich in den letzten zwei Jahren verändert?

    Michael Oppel: Wir verwenden Heizöl. Vor 15 Monaten kostete ein Liter noch 37 Cent. Die letzte Tankrechnung vor circa vier Wochen lag bei 1,29 Euro pro Liter. Wir verbrauchen im Jahr zwischen 40.000 und 50.000 Liter und das sind dann einfach 40.000 Euro mehr – und das nicht vom Umsatz, sondern vom Verdienst, von dem, was bisher übrig war. Bei Strom haben wir noch den alten Preis, müssen aber im neuen Jahr mit einem bis zu zehnfach teureren Strom rechnen, beziehungsweise bis zur Strompreisgrenze von 40 Cent.

    Seit 1871 und damit in fünfter Generation steuern Sandra und Michael Oppel ihren Familienbetrieb. Die sechste Generation steht schon unterstützend zur Seite.
    Seit 1871 und damit in fünfter Generation steuern Sandra und Michael Oppel ihren Familienbetrieb. Die sechste Generation steht schon unterstützend zur Seite. Foto: Jan-Philipp Stehli, ADALIS

    Jeder spürt an der Verkaufstheke, wie sich die Lebensmittelpreise verändert haben. Wie muss man sich das für eine Bäckerei vorstellen?

    Oppel: Der Getreidepreis hat sich fast verdoppelt und auch der Zucker kostet heute mehr als das Doppelte. Am Getreidepreis sind dazu viele Backrohstoffe angedockt, wie alle Malzprodukte oder auch der Eierpreis.

    Ganz sicher machen Ihnen auch die Dumpingpreise der Discounter zu schaffen. Was können Sie hier dagegen setzen?

    Oppel: Wir bieten unseren Kunden bezahlbare, gesunde Backwaren, welche garantiert aus rein natürlichen Rohstoffen hergestellt werden. Das ist ein wertvoller Beitrag für eine gesunde Ernährung. Immer mehr Menschen schätzen ihre Gesundheit mehr und achten darauf, was sie essen und welche Zusätze im Essen sind.

    Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten fordert derzeit 7,5 Prozent oder mindestens 200 Euro mehr Lohn pro Monat. Würde sich das auf den Fachkräftemangel positiv auswirken und was bedeutet das für ihre Personalkosten?

    Oppel: Alle Menschen, die arbeiten, sollen fair bezahlt werden. Es gibt jedoch in Deutschland Regionen, da kostet das Bauland 40 Euro pro Quadratmeter und an anderer Stelle 1000 Euro und mehr. Unterschiede gibt es sogar beim Seidla Bier. Da ist es normal, dass auf dem Land ein anderes Lohnniveau herrscht. Da aber um den Mindestlohn niemand herumkommt, werden sich die Preise auf dem Land, denen der Stadt annähern müssen, sonst sind die vorgeschriebenen Löhne nicht bezahlbar. Der Kunde wird hoffentlich Verständnis zeigen. Wir sind froh, dass wir auch heuer wieder drei Auszubildende einstellen konnten. Auch im Verkauf sind wir gut aufgestellt. Wir legen sehr viel Wert auf einen guten und fairen Umgang mit allen Menschen. Das ist ein wesentlicher Bestandteil einer guten Mitarbeiterzufriedenheit.

    Die bisherigen Entlastungspakete haben insbesondere den Handwerksbetrieben keine ausreichende Unterstützung gebracht. Was müsste von der Politik her noch geschehen?

    Oppel: Ich habe wenig Verständnis für die Politik, die gerade gemacht wird. Es ist für mich eindeutig, dass dort Menschen agieren, welche von der Basis wenig Ahnung haben. So plädiere ich dafür, dass ein Minister für seinen Bereich einen Kenntnisnachweis erbringen muss, sonst ist er dafür ungeeignet. Vor allem wünsche ich mir eine Gleichbehandlung von Industrie und Handwerk. Warum bekommt der Industriebäcker eine Strompreisobergrenze von 13 Cent und der Handwerksbäcker nur 40 Cent? Das ist ungerecht und trägt dazu bei, dass die Industrie offensichtlich von der Politik bevorzugt behandelt wird. Damit wird billigend in Kauf genommen, dass wieder eine Bäckerei schließen muss.

    Kennen Sie einen solchen Fall?

    Oppel: Das Ungewisse veranlasst viele meiner Kollegen, ans Resignieren zu denken. Ich habe gerade wieder einen Anruf eines Bäckerkollegen aus dem Landkreis entgegengenommen. Mit dem neuen Gaspreis ab Januar überlegt er, sein Geschäft zu schließen, da er nicht weiß, wie er diese Mehrkosten wieder reinholen kann. Er ist sich sicher, dass eine für den Kunden akzeptable Preiserhöhung nicht ausreicht. Es müssten von unserer Politik klare Zeichen gesetzt werden, dass es in sehr naher Zukunft wieder bezahlbare Energie gibt. Es braucht ein festes Datum, welches die aufgewühlten Gemüter beruhigt, und ein Ziel, das die Durchhaltekraft mobilisiert: "Bis dahin schaffen wir das noch."

    "Der Blick auf die jetzigen Preise stimmt mich traurig."

    Bäckermeister Michael Oppel

    Überall explodieren die Kosten. Geben Sie das auch an den Kunden weiter?

    Oppel: Der Blick auf die jetzigen Preise stimmt mich traurig, sowohl bei den Einkaufspreisen als auch bei den Verkaufspreisen. Wir haben das Glück, dass wir schuldenfrei sind und keine Darlehen bedienen müssen. Das nimmt viel Druck weg. Bei meinem guten Naturbäckerfreund war das anders und der Grund, dass er Insolvenz anmelden musste. Seine laufenden Kosten konnte er nicht mehr erwirtschaften. Ich habe das Gefühl, dass es mit dem Preissteigerungswahn noch weiter geht und viele Unternehmen auf die Preisspirale aufspringen. Das ist nicht fair und wir im Bäckerhandwerk leiden sehr darunter. Dennoch habe ich die Hoffnung, dass uns unsere Kunden die Treue halten und ihren Bäcker vor Ort schätzen.

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