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Bamberg: Bambergs kleinstes Wohnhaus wird groß

Bamberg

Bambergs kleinstes Wohnhaus wird groß

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    Der Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg wurde das markante Häuschen am Oberen Kaulberg 31 geschenkt.
    Der Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg wurde das markante Häuschen am Oberen Kaulberg 31 geschenkt. Foto: Marion Krüger-Hundrup

    Wer die steile Treppe zum Obergeschoss hinaufgestiegen ist, muss dann noch den Kopf einziehen, um durch den niedrigen Türstock ins Zimmer zu gelangen. Und mit einiger Fantasie entsteht in diesem derzeit baustellenartigen Ambiente ein reizvolles Zuhause: mit freigelegten Fachwerkwänden, Holzbalken an der Decke, gemütlichem Zweiersofa – und Klappstühlen. Denn Platz sparend muss es auch künftig zugehen in Bambergs kleinstem Wohnhaus am Oberen Kaulberg 31. Es ist knapp 20 Quadratmeter klein und fast 300 Jahre alt – datiert in die Jahre der Erbauung 1729/31.

    „Ein reines Liebhaberobjekt“, sagt Martin Lorber, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Alt Bamberg, der das „Häusla“ im vergangenen Jahr von seiner Vorbesitzerin geschenkt bekam. „Es kann ein Schmuckstück werden“, ist sich Christian Schalk sicher, der als Architekt für die anstehende Sanierung verantwortlich zeichnet. Das Haus habe eine „gute Prognose, seine Nutzung steht fest, die Schutzgemeinschaft ist Eigentümerin“, fügt Schalk hinzu.

    Als "Predigtstuhl" bekannt

    Das winzige, rosafarbige Gebäude ragt vorwitzig in die Straße. Seiner markanten Form halber ist es im Volksmund traditionell auch als „Predigtstuhl“ bekannt. Es war von Beginn an eine Bleibe für arme Handwerker, Häcker, Witwen. Diese kümmerten sich zwar so gut es ging um ihr kleines Heim, schmückten seine Wände mit farbigen Malereien. Doch für umfassende Erneuerungen fehlte offenbar stets das Geld.

    So setzte ein schleichender Verfall ein, den die bisherige Eigentümerin Ilona Munique, bekannt als „Bamberger Schulbiene“, durch ihre Schenkung an die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg aufhalten will. Denn „so bleibt das süße Häuschen dauerhaft erhalten!“ erklärt Munique, die es 2004 erworben und überwiegend an Studenten vermietet hatte – zuletzt für 100 Euro im Monat.

    Es sei eine „tolle Fügung“, dass die Schutzgemeinschaft ihr Geschenk angenommen habe und es nun sanieren werde, so Ilona Munique. Für den Verein ist es nach den Worten des Vorsitzenden Martin Lorber das erste Mal, dass ihm so ein Objekt zufiel: „Es ist eine Ehre für uns, so viel wie möglich von diesem kleinen Schatz zu bewahren“, auch wenn das Häusla kein anerkanntes Denkmal sei, sondern lediglich unter Ensembleschutz stehe.

    Eine Grundlage für die Sanierung lieferte die junge Architektin und Denkmalpflege-Studentin Tatyana Kachkovskaya, die für ihre Masterarbeit in Sachen Bauforschung nach einem geeigneten Objekt Ausschau hielt. In akribischer Kleinarbeit erstellte sie ein genaues Aufmaß, nachdem die Verschalung aus den 1970ern aus Rigipsplatten und Holzlatten entfernt worden waren.

    Verjüngungskur

    Vom Dach bis zum Sockel soll nun die Verjüngungskur reichen, inklusive neuer Elektro- und Wasserinstallationen. „Ziel ist ein moderner Tiny-House-Wohnstandard unter Bewahrung der historischen Bausubstanz“, blickt Martin Lorber in die Zukunft. Das Anwesen Oberer Kaulberg 31 solle künftig ein Stipendienhaus für je eine Studentin oder einen Studenten der Denkmalpflege an der Uni Bamberg werden. Und eine „attraktive, mietfreie Dienstwohnung als Gegenleistung für einige Stunden Mitarbeit pro Monat in unserem gemeinnützigen Verein“. So wären „alle glücklich, und dieses so frech in die Straße ragende Häuschen würde dauerhaft von jungen Menschen bewohnt, die ein Herz für alte Gebäude haben und gut damit umgehen“, gibt sich Lorber überzeugt.

    Um diese Zukunftsvision Realität werden zu lassen, hat die Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg als nicht gerade vermögender Verein eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Zumal die geplanten Sanierungsabschnitte, für die es kaum Fördergelder gibt, mit etwa 100 000 Euro zu Buche schlagen.  Unter dem Motto „Vom Klappstuhl bis zum Dachstuhl“ können symbolische Patenschaften für Teilschritte der Kernsanierung übernommen oder eine Geldspende angemeldet werden.

    Martin Lorber (links) und Architekt Christian Schalk begutachten die Putzschichten an den Wänden.
    Martin Lorber (links) und Architekt Christian Schalk begutachten die Putzschichten an den Wänden. Foto: Marion Krüger-Hundrup

    Auf der eigens eingerichteten Internetseite „haeusla.de“ sind tatsächlich schon Geldspenden in Höhe von 26 265 Euro (Stand: 17. November) und Paten verzeichnet für den Dachstuhl, die Fachwerksanierung, die Wasserinstallation oder eine Zimmertür und einen Schreibtisch. Selbst eine Patenschaft für eine neue Toilette, Matratze oder Kaffeemaschine ist erwünscht. „Gemeinsam können wir es schaffen, ein kultiges Bamberger Sehenswürdigkeitchen zu erhalten“, wirbt Martin Lorber um breite Unterstützung durch die Bevölkerung.

    In einem ehemaligen Ställchen im Erdgeschoss befindet sich das Bad, das auch komplett erneuert wird. Mit einiger Fantasien kann man sich hier ein gemütliches Zuhause vorstellen.
    In einem ehemaligen Ställchen im Erdgeschoss befindet sich das Bad, das auch komplett erneuert wird. Mit einiger Fantasien kann man sich hier ein gemütliches Zuhause vorstellen. Foto: Marion Krüger-Hundrup
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