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GEREUTH: Barockes Wochenende „beim Herrn von Schloss Gereuth“

GEREUTH

Barockes Wochenende „beim Herrn von Schloss Gereuth“

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    Galant bei Hofe: Um die facettenreiche Darstellung eines ländlichen höfischen Ereignisses in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges geht es am kommenden Wochenende auf Schloss Gereuth.
    Galant bei Hofe: Um die facettenreiche Darstellung eines ländlichen höfischen Ereignisses in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges geht es am kommenden Wochenende auf Schloss Gereuth. Foto: Foto: Rupert Fechner

    Selbst eintauchen in die Zeit des Barock können Besucher am kommenden Wochenende, an beiden Tagen jeweils von 11 bis 19 Uhr, auf Schloss Gereuth: Als „Living History“-Veranstaltung locken Markttreiben, Tanz-, Handwerks- und Fechtvorführungen sowie mehrere Schauessen aufs Schlossgelände. Zeitgemäße, also barocke Bekleidung ist ausdrücklich erwünscht, aber keine Pflicht.

    Das verträumte Schloss von Gereuth blickt auf eine mehr als 300-jährige, in seinen alten Bereichen auf eine mehr als 400-jährige Geschichte zurück. Wenn seine Mauern sprechen könnten, was würden sie uns alles erzählen? Vielleicht auch eine Geschichte, die sich rein theoretisch zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges so oder ähnlich hätte abspielen können.

    Um 1635, in den unruhigen Jahren des Dreißigjährigen Krieges machte sich eine kleine Gruppe von Adligen auf die gefährliche und beschwerliche Reise von Wien nach Erfurt. Begleitet wurde sie von Teilen ihrer Dienerschaft. Waren die noblen Herrschaften auch durchaus wehrhaft, so hatten sie zu ihrer Sicherheit noch eine Gruppe von Söldnern angeheuert. Die Reise war in zahlreiche Tagesetappen unterteilt und dauerte mehrere Wochen. Eines der Etappenziele war Gereuth, wo sie der Herr des dortigen Schlosses, froh der Eintönigkeit des ländlichen Lebens für kurze Zeit entfliehen zu können, als seine noblen Gäste gerne willkommen hieß und ihnen einige Tage der Erholung bot.

    Die adligen Damen und Herren wohnten im Schloss, ein Teil der Dienerschaft und die Soldaten fanden Rast und schlugen ihr Lager in dem weitläufigen Park des Schlosses auf. Diverse Zerstreuungen wie Musik und Tanz standen genauso auf dem Programm wie Fecht- und Schießübungen und Behandlungen durch den begleitenden Arzt. Der Höhepunkt aber war ein Schaubankett, welches der Schlossherr für seine Gäste ausrichtete und das – gemessen an den schweren Zeiten und dem ländlichen Umfeld – überaus prächtig ausfiel.

    Er mühte sich nach Kräften, aus seinem Keller und seinen Ländereien, Wäldern und Flüssen das Bestmögliche auf die Gästetafel zu bringen. So bringt der Gastgeber eine Tafel in vier Aufträgen mit insgesamt mehr als vierzig verschiedenen Speisen und Getränken zusammen. Das meiste stammt aus lokaler Erzeugung, manches, wie zum Beispiel der Mokka, zeugt aber auch von internationalem Anspruch.

    Einige der Gerichte erscheinen uns als Menschen des 21. Jahrhunderts durchaus vertraut, manch andere muten uns aber recht exotisch, vielleicht auch etwas bizarr an. Als Beispiel seien unter anderem „erotische Frauen- und Männergerichte“ wie „Euter oder Ochsen- beziehungsweise Hammelgeil“ genannt. In jedem Fall wurde auch auf einem ländlichen adligen Anwesen das repräsentative Festessen nach komplexem höfischen Regelwerk eingenommen, das von wichtigen Funktionsträgern wie dem „Marschall“, dem „Mundschenken“ und dem „Fürschneider“ geleitet oder ausgeführt wurde.

    Wurde ein solches Mahl als Schauessen zelebriert, so konnten nicht geladene Zeitgenossen das Ereignis vor Ort verfolgen. Beeindruckte es die Beobachter, so hatte der Gastgeber einen doppelten Erfolg zu verzeichnen – die gute Bewirtung seiner Gäste und einen Zugewinn an Prestige und vielleicht auch an Autorität.

    Konnte man damals als Beobachter bei einem solchen Essen nur mit „den Augen“ teilnehmen, so bietet Gereuth seinen Gästen und Beobachtern heute ganz andere Möglichkeiten. Diese können nämlich jenen Festlichkeiten und höfischen Zerstreuungen, dem ländlich höfischen Leben ganz nah sein. Auch was den Gaumen angeht, so bleiben die Besucher beim Schauessen nicht nur Beobachter. Vielmehr können sie diverse Gerichte und Getränke des Bankettes selbst verkosten und genießen. Bei zeitgenössischen Gerichten und guten Getränken können sie den Klängen der Musiker lauschen und die Anmut der Tänzer und Tänzerinnen bestaunen. Gleichzeitig können sie Zeuge der meisterlichen Fechtkünste der noblen Reisenden werden und die Kranken bedauern, die sich den Fähigkeiten des Medicus anvertrauen müssen.

    Erstmals findet im Park von Schloss Gereuth eine „living history“-Veranstaltung statt, bei der es nicht , wie häufig üblich, um mittelalterliche Soldatenlager, Märkte oder Ähnliches geht, sondern um die facettenreiche Darstellung eines ländlichen höfischen Ereignisses in der speziellen Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Schwerpunkte der Darstellung sind das ureigenste Verlangen des Menschen nach Entspannung, Zerstreuung und gutem Essen und Trinken, alles Dinge, die auf den ersten Blick nicht so spektakulär und interessant wie der Krieg, Kampf und Waffen scheinen, es aber in Wirklichkeit dennoch sind und in den meisten Zeiten den wichtigsten Teil des Lebens ausmachten.

    Das Markttreiben auf Schloss Gereuth

    Programm am Samstag und Sonntag, 23./24. August: 11 Uhr Markteröffnung, 11.30 Uhr Fechtschule, 12 Uhr Medizinische Versorgung zur Barockzeit, 12.30 Uhr Schauessen, 14 Uhr Barocke Tanzvorführung, 14.30 Uhr Fechtschule, 15.30 Uhr Barocke Tanzvorführung, 16 Uhr Medizinische Versorgung zur Barockzeit, 17 Uhr Schauessen, Landsknechte, Bogenschießen, Falkner, Trockenfrüchte, Bürstenmacher, Nestlerey.

    Für alle Fälle wird ein Zelt aufgebaut.

    Öffnungszeiten: Samstag, 23. August, und Sonntag, 24. August, von 11 bis 19 Uhr.

    Eintritt: Erwachsene sieben Euro (barock gekleidet: fünf Euro), Kinder bis 14 Jahre sind frei.

    Parkmöglichkeiten sind in unmittelbarer Nähe vorhanden. Einweisung erfolgt durch die Feuerwehr (bitte einen Euro als kleine Spende für die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr Gereuth bereithalten).

    Weitere Informationen stehen im Internet unter www.schloss-gereuth.de bereit.

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