Für die Gläubigen und selbst für Kirchenfernen in der Region Bamberg gehört der traditionelle Bittgang zum Karfreitag dazu, zum stillen Gedenktag des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Auch 2024 haben die städtischen Behörden und die Polizei, die die Pilgerroute sichert, wieder grünes Licht gegeben: Der Karfreitagsbittgang findet statt, nachdem er während der Corona-Pandemie ausfallen musste.
Robert Dennefeld aus der Pfarrei St. Heinrich ist seit vielen Jahren Organisator des Bittgangs, bei dem Tausende mitgehen. Dennefelds Vorfahren haben den Bittgang Ende des 19. Jahrhunderts zusammen mit anderen Stadtbürgern ins Leben gerufen. Erstmals schriftlich erwähnt wurde dieser Gang durch die Stadt im Kriegsjahr 1942.
Weil der Karfreitag einst noch ein Werktag war, mussten die Bittgänger schon um fünf Uhr morgens losziehen, um anschließend rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Heutzutage haben die meisten am Karfreitag keine beruflichen Verpflichtungen. Trotzdem tauschen sie das warme Bett gegen eine gewisse Mühsal: Nach wie vor beginnt der Bittgang um fünf Uhr morgens an der Oberen Pfarre.
Und der Gang hinauf zur Altenburg über den Rinnersteig bis hin zum Missionskreuz bei St. Getreu erfordert eine gewisse Fitness. Wenngleich die Bewältigung dieses Weges alles andere als eine sportliche Übung, sondern vielmehr eine christliche Übung ist: im Betrachten des schmerzhaften Rosenkranzes, im Beten der Litanei vom Leiden Jesu oder der sieben Worte Jesu am Kreuz.
Es bleibt aber nicht nur beim frommen Gedenken: Auch aktuelle Bezüge zu den Tragödien in dieser Welt werden hergestellt und Frieden erfleht. Dafür sorgt maßgeblich der frühere Erzbischof Ludwig Schick als einer der Vorbeter. Schon in seiner Amtszeit ist er stets an der Spitze des Zuges mitgepilgert, gleich hinter dem hölzernen Kruzifix, das Robert Dennefeld trägt. Sozusagen symbolisch für die unzähligen Kreuze, die auf den Schultern der Bittgänger lasten. Schick führt den Karfreitagsbittgang auch heuer an.