Seit 40 Jahren ein Herz für die Natur: Die Kreisgruppe Haßberge des Bund Naturschutz (BN) feierte auf dem ehemaligen Kasernengelände ihr 40-jähriges Bestehen.
Vor allem Kommunalpolitiker verschiedenster Farben gratulierten den „Grünen“ zu ihrer langjährigen engagierten Arbeit im Landkreis. „1700 Mitglieder hat unsere Kreisgruppe derzeit, sagte Vorsitzender Klaus Mandery.
Am 29. April 1976 hat sich die Kreisgruppe des Bund Naturschutz in Hofheim gegründet. „Der Landkreis Haßberge war einer der letzten Landkreise in Bayern ohne BN-Kreisgruppe“, informierte Festredner Hubert Weiger. „Wahrscheinlich war es ein Konfliktpotenzial zwischen Naturschützern und Landwirten“, skizzierte Mandery den Anlass für die Gründung.
„Wir konnten von damals nicht mehr so arg viel in Erinnerung bringen“, so Mandery, „aber das ist ja nicht so wichtig. Es ist entscheidender, was man daraus macht.“ Klaus Mandery aus Ebern ist übrigens wie Jörg Röder, der mittlerweile Ehrenvorsitzender ist, seit Anfang an in der Kreisgruppe aktiv.
Für viele Themen gekämpft
Für allerhand Dinge haben die Naturschützer in den letzten 40 Jahren gekämpft: Ganz eindrucksvoll hat die Kreisgruppe Spuren im ehemaligen Kasernengelände in Ebern hinterlassen. 2006 gründete sich aus der Kreisgruppe heraus das Institut für Biodiversitätsinformation (IfBI), das nun schon seit mehreren Jahren seine Heimat in einem der Bundeswehrgebäude schätzt.
Von dort aus wurde die Populationen von Kriech- und Flugtieren rund ums Eberner Käppele erforscht und Arbeitsplätze geschaffen, der GEO-Tag der Artenvielfalt organisiert und Flüchtlinge in den Naturschutz integriert. „Danke für euren Einsatz in den letzten Jahren. Ich freue mich auf die nächsten Jahre, denn es gibt noch einige Zukunftsvisionen“, sagte Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann, SPD, in seinem Grußwort.
Konversion ohne Motorsport
Was soll noch kommen? „Eine erfolgreiche Konversion ohne Motorsport, 100 Prozent Nutzung, ein Naherholungsgebiet, das noch eine Menge Potenzial hat“, meint Mandery über den Lebensraum in der Kaserne. Dorthin wünscht er sich ein „Haus der Haßberge“, oder wie es der Bürgermeister bezeichnet: ein Naturpark-Zentrum Haßberge. Gerade durch die weitreichenden Diskussionen und Untersuchungen rund um die geplanten Windräder in den letzten Wochen konnte festgestellt werden, „dass wir ein wertvolles Gebiet haben, also sollten wir daraus auch etwas machen“, meinte Bürgermeister Hennemann.
In Sachen Windräder übrigens lässt die BN-Kreisgruppe der Wildkatze derzeit den Vorrang. „Wir hoffen aber nicht, dass die GUT in dieser Sache das letzte Wort gesprochen hat. Wir werden daran weiterarbeiten, um eventuell doch noch ein Windrad für uns zu bekommen“, betonte Klaus Mandery. Die Themen für die die nächsten 40 Jahre, dazu gehört ebenso der Nationalpark Steigerwald, sind für die Naturschützer im Landkreis Haßberge damit schon festgenagelt.
Ein Blick in die Festschrift, die die BN-Kreisgruppe anlässlich des Jubiläums verfasste, zeigt die Themen der vergangenen 40 Jahre: Engagement gegen den Bau der Maintalautobahn, Unterstützung des Landkreises bei der Einführung der Bio-Tonne, Schutzbemühungen der Natur zwischen Haßfurt und Zeil bedingt durch die Ausweitung des Absetzbeckens der Zeiler Zuckerfabrik, den Autobahnzubringer und die Erweiterung des Haßfurter Flugplatzes.
Auch die Fledermäuse spielen bei den Naturschützern schon lange eine wichtige Rolle. 1988 gründete sich der Fledermaus-Arbeitskreis im Rahmen der BN-Kreisgruppe Haßberge. „Verschiedene Kompetenzen sind dabei gefragt“, führte Harald Amon die Tätigkeiten des Arbeitskreises auf, „Praxis, Theorie und wissenschaftliches Arbeiten. Und wir suchen junge Leute, die mitmachen wollen“, warb er anschließend.
Am zweiten Sonntag im November treffen sich die „Fledermäusler“ wieder in Augsfeld und freuen sich über Interessierte. Das mit dem Nachwuchs ist bei der BN-Kreisgruppe übrigens nicht nur Sache der Mitglieder. „Die Wildbiene alarmiert uns“, appellierte Klaus Mandery in seinen Ausführungen am Festtag, „erst dünnen die Populationen aus und dann werden die Individuen immer weniger.
In der Landschaft muss sich etwas verändern.“ Naturnahe Gärten schlägt Klaus Mandery vor. Und da kann ja wohl jeder Gartenbesitzer etwas beitragen – egal ob grünes Herz oder nicht, denn die Zukunft geht uns alle an.
Bund Naturschutz 40 Jahre Bund Naturschutz Kreisgruppe Haßberge – ein Blick in die Chronik • 29.04.1976: Gründung in Hofheim; bisher nur zwei Vorsitzende: Jörg Röder aus Ebern (1976 bis 1984) und Klaus Mandery (1984 bis heute) • 1986: Geschäftsstelle in der Ritter-von-Schmitt-Straße in Ebern • 1987: Geschäftsstelle am Tränkberg in Haßfurt mit Haupt- und Nebenamtlichen • Seit 2014: Geschäftsstelle in der Spitaltorstraße in Ebern • Mitgliederzahlen: 1977:150; 1984: 270; 1988: 500; 1998: 1000; 2015: 1746 • Seit 1982: Amphibienschutz mit Aufbau von bis zu 17 Schutzzäunen auf einer Gesamtlänge von bis zu acht Kilometer • 1983 bis: 1985: Altbatteriesammelstellen mit 77 Sammelstellen (1812 Kilogramm) • 1988: Einladung von Klaus Mandery zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker wegen der beispielhaften ehrenamtlichen Artenschutzkartierung im Landkreis Haßberge für das Bayerische Arten- und Biotopschutzprogramm • 1992: Engagement gegen die Stilllegung des „Hofheimerle“ • Seit 1992: verschiedene Kindergruppen sind aktiv • 1997: erster Wildbienenlehrpfad in der Mainaue bei Haßfurt • 2000: Umweltpreis des Landkreises für Amphibienschutz • Seit 2005: Einsatz für eine naturverträgliche Konversion des ehemaligen Bundeswehrstandortes Ebern • 2008: Gespräch mit Umweltminister Sigmar Gabriel in Ebern wegen der Sorge um einen naturverträgliche Konversion; Klage wegen geplanten Offroadbetrieb und späterer Kompromiss mit der Stadt Ebern und einem Photovoltaik-Betreiber • Seit 2007: erfolglose andauernde Bemühungen bei LEADER zur Errichtung eines anerkannten Umweltbildungszentrums in Ebern • 2011: erster Bundesfreiwilligendienstleistender • 2013: der Biber hat auch den Landkreis Haßberge vollständig besiedelt • Seit 2015: Ansiedelung des BUND-Freiwilligenreferats Süd beim IfBI in der Alten Kaserne in Ebern