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Sailershausen: Botanische Kunst: Die Flora und Fauna des Sailershäuser Walds gibt es nun auch als Tapete – was dahinter steckt

Sailershausen

Botanische Kunst: Die Flora und Fauna des Sailershäuser Walds gibt es nun auch als Tapete – was dahinter steckt

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    Die japanische Künsterlin Asuka Hishiki beim Besuch des Waldes der Universität Würzburg in Sailershausen im Sommer 2023, hier im Gespräch mit dem Wissenschaftler Michael Junginger und der Künstlerin Sylvia Peter.
    Die japanische Künsterlin Asuka Hishiki beim Besuch des Waldes der Universität Würzburg in Sailershausen im Sommer 2023, hier im Gespräch mit dem Wissenschaftler Michael Junginger und der Künstlerin Sylvia Peter. Foto: Stefan Bausewein

    Betrachtet man das Kunstwerk, das die Japanerin Asuka Hishiki zuletzt schuf, wird einem bewusst: Die in Kyoto geborene und in Hyogo lebende Künstlerin kennt den Wald vor der eigenen Haustüre offenbar besser als man selbst. Während eines Deutschlandaufenthalts im Sommer 2023 verschlug es die 52-Jährige in den Landkreis Haßberge, genauer in den Wald der Universität Würzburg in Sailershausen.

    Hishiki zeichnet Pflanzen, Insekten und Tiere und zählt aktuell zu den besten botanischen Künstlern weltweit. Ihre Werke waren bereits in New York, Singapur, London, Florenz und Krakau zu bestaunen – und sind es nun auch in Thüngersheim (Lkr. Würzburg). Auch die Flora und Fauna des Sailershäuser Walds ist nun in einem ihrer Werke zu sehen.

    Kunst und Wissenschaft sollen näher zusammengebracht werden

    Nach Sailershausen führte Asuka Hishiki im Sommer 2023 die botanische Künstlerin Sylvia Peter. Sie lebt in Thüngersheim und betreibt dort mit Michael Junginger das "Forum Botanische Kunst". Peter und Junginger versuchen, Kunst und Wissenschaft näher zusammenzubringen, beziehungsweise Wissenschaft in Kunst zu übersetzen.

    Asuka Hishiki im Sailershäuser Wald beim Erstellen erster Skizzen für ihre Tapete.
    Asuka Hishiki im Sailershäuser Wald beim Erstellen erster Skizzen für ihre Tapete. Foto: Stefan Bausewein

    In Sailershausen besuchten die beiden Künstlerinnen das Projekt "BETA-FOR", das vom Lehrstuhl für Naturschutzbiologie und Waldökologie der Universität Würzburg initiiert wurde. Der Sailershäuser Uniwald ist einer von elf Projektstandorten in ganz Deutschland, an denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Frage nachgehen, wie sich die Artenvielfalt in den Nutzwäldern erhalten oder verbessern lässt. Michael Junginger ist einer der Projektmanager.

    Wissenschaftler beobachten Veränderung der Artenvielfalt

    "In dichten Nutzwäldern gibt es wenige Lichtungen und meist auch wenige Totholz-Areale. In unserem Projekt schaffen wir künstliche Licht- und Totholzstrukturen im Wald und beobachten, wie sich die Artenvielfalt dadurch verändert", erklärt er. Aus den Forschungsergebnissen des Projekts sollen praktische Handlungsempfehlungen für Förster und Waldbesitzer abgeleitet werden.

    "Selbst wenn wir, um den Artenschwund in unseren Wäldern aufzuhalten, in Zukunft mehr Wälder aus der Nutzung nehmen und dort den Wald sich selbst überlassen, würde es viele Jahrzehnte dauern, bis sich dort naturwaldtypische Arten wieder ansiedeln könnten", gibt Junginger zu bedenken.

    Zurück von der Wissenschaft zur Kunst. "Wir brauchen Künstler und Künstlerinnen, die der Realität der Naturzerstörung ins Auge sehen und uns gleichzeitig die Schönheit unserer Umgebung vor Augen führen, die uns Mut machen und den Weg weisen", sagt Peter.

    Asuka Hishiki beim Studium unterfränkischer Schmetterlinge in der Ökologischen Station der Universität Würzburg in Fabrikschleichach.
    Asuka Hishiki beim Studium unterfränkischer Schmetterlinge in der Ökologischen Station der Universität Würzburg in Fabrikschleichach. Foto: Sylvia Peter

    Wenn Hishiki durch einen dichten Wald gehe, habe sie das Gefühl, von wunderschönen dunkelgrünen Wänden umgeben zu sein. Wenn die Japanerin ihr Gegenüber fragt: "Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie viele Arten in dem Wald, in dem Sie sich befinden, leben?", dann wird dem ein oder anderen wohl bewusst, dass man darüber so noch nie konkret nachgedacht hat – geschweige denn weiß, welche Geschöpfe so alle im heimischen Wald unterwegs sind. 

    "Im Halbdunkel des dichten Waldes lag zum Beispiel zwischen niedrigen, tiefgrünen Bodenpflanzen ein sehr altes Stück Totholz auf dem Boden. Beim näheren Betrachten entdeckten wir mehrere Pilze und einen winzigen Käfer", berichtet Hishiki.

    69 unterschiedliche Waldpflanzen, Pilze und Insekten studiert

    Eine andere Stelle sei hingegen sehr licht gewesen, dort seien andere Arten zu sehen gewesen. "Schmetterlinge etwa, die durch den strahlenden Sonnenschein flogen." Der Besuch des Waldes und der Austausch mit den dortigen Wissenschaftlern habe Hishiki die Augen geöffnet, wie sie erklärt.

    Im Sailershäuser Wald studierte die Japanerin im Sommer vergangenen Jahres insgesamt 69 unterschiedliche Waldpflanzen, Pilze und Insekten, machte Skizzen, Fotos und Notizen. Zurück in Japan zeichnete und aquarellierte sie ihre Studienobjekte. Dabei war sie stets im Austausch mit Biologinnen und Biologen des Uniprojekts.

    Der Gemeine Totengräber. An einer solchen naturgetreuen Zeichnung arbeiten botanische Künstlerinnen und Künstler viele Stunden.
    Der Gemeine Totengräber. An einer solchen naturgetreuen Zeichnung arbeiten botanische Künstlerinnen und Künstler viele Stunden. Foto: Asuka Hishiki

    Kam beispielsweise aus Sailershausen die Rückmeldung "Die Hinterbeine des Gemeinen Totengräbers sind zu gerade", machte Hishiki die Zeichnung noch einmal und die Beinchen gekrümmter. Wem der Totengräber unbekannt ist: Es handelt sich dabei um einen Käfer, der kleine, tote Tiere mit großem Aufwand zu Futtervorrat für seine Larven verarbeitet.

    Nach mehreren Monaten akribischer Zeichenarbeit arrangierte Hishiki den Totengräber und alle anderen naturgetreuen Einzeldarstellungen am Computer zu einer ornamentalen Tapete und übermittelte die Datei an Sylvia Peter.

    Über mehrere Monate erstellte Asuka Hishiki akribische, naturgetreue Zeichnungen und Aquarelle der von ihr in Sailershausen studierten Waldpflanzen, Pilze und Insekten. 
    Über mehrere Monate erstellte Asuka Hishiki akribische, naturgetreue Zeichnungen und Aquarelle der von ihr in Sailershausen studierten Waldpflanzen, Pilze und Insekten.  Foto: Asuka Hishiki

    Diese erinnert sich an die herausfordernde Zeit danach: "Eineinhalb Monate suchten wir in Deutschland nach dem richtigen Druckmaterial und einer geeigneten Druckerei. Druckmuster zur Farbabstimmung gingen per Post zwischen Franken und Japan hin und her." Produziert wurde die Tapete schließlich auf einem zart schimmernden, pflanzlichen Vlies in einer speziellen Tapetendruckerei.

    Ein Jahr nach Hishikis Besuch im Sailershäuser Uniwald ist die "Sailershäuser Tapete" nun in Sylvia Peters Forum Botanische Kunst in Thüngersheim zu bestaunen. Als limitierten Kunstdruck oder als Rolltapete lässt sich das Kunstwerk auch erwerben.

    Den Wald in die eigenen vier Wände holen

    Wer sich also den Sailershäuser Wald in die eigenen vier Wände holen möchte, dem sei ein Besuch in Thüngersheim ans Herz gelegt. Wer mehr über die dargestellten Geschöpfe auf der Tapete erfahren möchte, wird im Ausstellungskatalog fündig. Dieser ist ein kleines Kunstwerk für sich, denn er ist von der Originaltapete umhüllt.

     Die dunklen Grün- und Brauntöne der Tapete und Motive spiegeln die Stimmung wider, die Hishiki im Sailershäuser Uniwald erlebte.
     Die dunklen Grün- und Brauntöne der Tapete und Motive spiegeln die Stimmung wider, die Hishiki im Sailershäuser Uniwald erlebte. Foto: Asuka Hishiki

    Die "Sailershäuser Tapete" ist bereits das zweite Tapetenprojekt von Asuka Hishiki. Auf ihrer ersten Tapete tummeln sich bedrohte Pflanzen und Insekten aus ihrer Geburtsstadt Kyoto. Auf die Frage "Warum gerade Tapete?" antwortet Hishiki: "Oft sind wir blind für die Schönheit, aber auch für die verheerende Gefährdung der Natur. Wie eine 'Tapete' umgibt sie uns, aber wir neigen dazu, sie als vage Hintergrunddekoration zu ignorieren." 

    Die Ausstellung ist im Forum Botanische Kunst in der Oberen Hauptstraße 18 in Thüngersheim ab Samstag, 31. August, 19 Uhr zu sehen und geht noch bis Sonntag, 17. November. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zur Ausstellung, den Öffnungszeiten und zum Forum Botanische Kunst gibt es unter www.botanische-kunst.de

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