Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus nutzte die erste Bürgerversammlung nach der Corona-Pause am Dienstag im Pfarrsaal, um die Projekte zu präsentieren, die zusammen mit dem Gemeinderat angeschoben wurden. Gleichzeitig klagte der Rathauschef über lähmende Bürokratie und Preissteigerungen in allen Bereichen. So wurden die Kosten für den Bau der Kindertagesstätte im Baugebiet Höret II vor drei Jahren noch auf drei Millionen Euro kalkuliert. Mittlerweile haben sie sich nahezu verdoppelt, auf fast sechs Millionen Euro.
Schuld daran seien Engpässe bei der Lieferung von Einrichtungsgegenständen oder Baustoffen, sowie ein noch nie dagewesener Fachkräftemangel. Auch die Personalkosten der Gemeinde steigen, sodass eine Erhöhung von Grund- und Gewerbesteuer und der Kindergartengebühren wohl unumgänglich wird, so Paulus.
Verärgert zeigte sich der Bürgermeister Paulus über immer mehr Vorschriften, die die schnelle Umsetzung von Projekten verzögern. Als Beispiel nannte er die Erweiterung des Kindergartens Oberschwappach oder Betriebsansiedlungen im Gewerbegebiet. "Hier werden Lärmschutzgutachten gefordert, und das, obwohl der Verkehr auf der Autobahn lauter ist als jeder Betrieb", sagte Paulus.
Kläranlage soll Faulturm bekommen
Dennoch gehe es in der Gemeinde voran. Der Wohnauer David Hugargowitsch von der Firma Main Immobilien UG stellte ein Bauprojekt entlang der Alltäger- und Bernhauser Straße vor. Dort sollen zwölf Wohnungen und eine Tagespflegeeinrichtung entstehen. Das Rathausumfeld soll umgestaltet werden mit Wohnungen, Büros, einer Eisdiele, Arztpraxis und einem Platz, der zum Verweilen einlädt. Zuvor muss jedoch der Bauhof umziehen. Er zieht ins Industriegebiet auf das Gelände der Firma Schnös, die schließt.
Erhebliche Investitionen müssten in die Infrastruktur fließen, für Wasser und Abwasser, so Paulus. So soll die Kläranlage in Knetzgau auf Faulung umgestellt werden. Im Faulturm soll Biogas gewonnen werden, mit dem ein Blockheizkraftwerk betrieben werden kann. Die Kosten liegen bei deutlich über fünf Millionen Euro. Weitere Gelder müssen in den Hochwasserschutz und die Sanierung des Hallenbads und der Turnhalle fließen.
Zur finanziellen Situation der Gemeinde sagte Paulus, dass in den letzten Jahren Investitionen im zweistelligen Millionenbereich getätigt wurden. Dennoch belaufe sich die Pro-Kopf-Verschuldung in diesem Jahr auf nur 465 Euro. Der Vergleichswert ähnlich großer bayerischer Kommunen liege bei 1600 Euro.
Zur Flüchtlingssituation bemerkte Paulus, dass die Gemeinde seit dem Jahr 2015 mehr als 100 Geflüchtete aufgenommen habe. Er dankte allen Helferinnen und Helfern.
Baugebiet Höret II bekommt Ausfahrt in Richtung Haßfurt
Nach der Rede des Bürgermeisters hatten die Anwesenden das Wort. Ein Bürger monierte, dass von Sand kommende Radfahrer in Knetzgau vom Radweg auf den Fußgängerweg wechseln und dort an den Häusern "vorbeischießen". Er forderte die Aufstellung eines "Radwegende"-Schilds. Bürgermeister Paulus sagte, dass die Straßenbehörde dafür zuständig sei, versprach aber, sich um die Anregung zu kümmern.
Ein weiterer Bürger fragte, ob es eine Ausfahrtsstraße aus dem neuen Baugebiet Höret II in Richtung Haßfurt gebe, um eine Zunahme des Verkehrs in der Siedlung zu vermeiden. Paulus bejahte dies. Ein Feldweg soll zur Einbahnstraße werden in Richtung Haßfurt.
Einer Bürgerin versprach Paulus, dass am Kinderspielplatz am Main wieder eine mobile Toilette aufgestellt wird. Der Bau des neuen Kindergartens in Knetzgau werde voraussichtlich im Herbst beginnen, sagte Paulus. Die Baugenehmigung sei vor zehn Tagen erteilt worden. Nach Eintreffen des Förderbescheids könne die Ausschreibung erfolgen.
Ein Feuerwehrmann ärgerte sich darüber, dass während eines Feuerwehreinsatzes Strafzettel an parkenden Autos von Feuerwehrmännern verteilt wurden. Paulus sagte, dass die Strafen erlassen wurden. Er informierte außerdem darüber, dass Bastian Hümmer künftig das Bauamt leiten wird. Manuel Große wird Leiter des Bauhofs.