Am 7. Mai 2023 ist Bürgermeisterwahl in Sand. Für die Gemeinde wird es spannend: Nach 30 Jahren unter der roten Führung von Bernhard Ruß (SPD) stehen die Chancen gut, dass ein Kandidat aus dem Lager der schwarzen CSU den Chefsessel besetzen kann. Jetzt steht eindeutig fest, wen die Sander CSU ins Rennen schickt: Am Montagabend wurde der 27-jährige Julian Müller mit knapp 97-prozentiger Zustimmung zum Bürgermeisterkandidaten nominiert.
Videobotschaften von Bär und Schneider
Dass Julian Müller auf die Rückendeckung seiner Partei setzen kann, wurde gleich zu Beginn des Abends klar. Dorothee Bär, Bundestagsabgeordnete, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Kreisvorsitzende der CSU Haßberge, konnte persönlich zwar nicht an der Veranstaltung teilnehmen.

Jedoch richtete sie per Videobotschaft ihre Grußworte an Müller: "Julian, du bist ein Kämpfer. Wir sind an deiner Seite, wenn es darum geht, den Rathaussessel zu erobern." Erst vergangene Woche ist Müller bei der Wahl der neuen Kreisvorsitzenden mit fast 95 Prozent der Stimmen zu ihrem Stellvertreter gewählt worden.
Auch Landrat Wilhelm Schneider sendete Müller eine Videobotschaft, in der er viele Unterstützer und ein überragendes Ergebnis wünschte. Lobende Worte erhielt der 27-Jährige auch vom Landtagsabgeordneten Steffen Vogel, der den Bezirksvorsitz der CSU innehält. Kaum verwunderlich, kennen sich Vogel und Müller doch bestens: Der Bürgermeisterkandidat arbeitete als persönlicher Referent für Vogel, seit 2021 ist er Büroleiter in dessen Abgeordnetenbüro.
"Ich unterstütze die Kandidatur voll."
Steffen Vogel, Bezirksvorsitzender CSU Unterfranken
Zwar sei Müller noch sehr jung, so Vogel in seiner Ansprache. Das sei jedoch keinesfalls ein Totschlagkriterium. Die Frage sei viel eher: "Wie viel Power bringe ich mit?" Julian sei bereit, Verantwortung zu übernehmen und könne die Region voranbringen. "Ich unterstütze die Kandidatur voll", sagte der Bezirksvorsitzende.

Eben diese Unterstützung erhielt Müller auch von Gerhard Zösch, dessen Posten als zweiter Bürgermeister der Kandidat 2020 beerbt hat. "Man hat gleich gemerkt, er will etwas erreichen", berichtete Zösch. Er verglich Müller in seiner Rede zuerst mit einem zarten Pflänzchen, das schon in jungen Jahren Interesse an der Kommunalpolitik gezeigt habe. Mittlerweile sei sein Nachfolger in der Gemeinde tief verwurzelt. "Ein starker Baum, der jedem Sturm trotzt", so der Kreisgeschäftsführer der CSU. Der 27-Jährige sei ein Gesicht für die Gemeinde Sand.
Seit 2020 ist Müller der zweite Bürgermeister
Müller ist in seinem Heimatort kein Unbekannter, seit 2014 ist er politisch aktiv. Seitdem hat der Sander fleißig seine Fühler ausgestreckt: Neben der Mitgliedschaft in der Jungen Union und dem Amt des Vorsitzenden der Jungen Liste ist er seit 2020 auch als Gemeinde- und Kreisrat tätig. Trotzdem stellte sich der Kandidat am Montagabend erneut den rund 50 Anwesenden vor und machte klar, welche Ziele er als Oberhaupt der Weinbaugemeinde erreichen will.

"Ich möchte Spuren hinterlassen", sagte Müller. Die vergangenen drei Jahrzehnte seien gute Jahre für die Sanderinnen und Sander gewesen. In den letzten zwei Jahren habe er in seinem Amt als zweiter Bürgermeister viel von Ruß lernen können. Teilweise hätte er jedoch andere Entscheidungen als der Amtsinhaber getroffen, macht er klar. Der 27-Jährige will deshalb seine eigenen Akzente und Schwerpunkte setzen. Seine Liste ist lang.
Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Klimaneutralität
Frischen Wind will Müller unter anderem durch die Digitalisierung der Verwaltung und den Glasfaserausbau in die Gemeinde am Main bringen. "Wir brauchen in Sand schnelles Internet", ist Müller überzeugt. Profilieren will er sich künftig auch durch die Themen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität. Bis 2030 will der Haßbergkreis klimaneutral werden. Auch die Gemeinde Sand soll mitziehen, beispielsweise durch nachhaltiges Heizen. "Was der Landkreis kann, das können wir in Sand schon lange", machte der Kandidat klar.

Außerdem will sich Müller für ein neues Baugebiet einsetzen, das gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen soll. Neben Bauplätzen für die jüngere Generation soll dort auch für Seniorinnen und Senioren ein dauerhaftes Angebot entstehen. Zusätzlich will Müller für mehr Angebote am Baggersee sorgen, den heimischen Vereinen unter die Arme greifen und auch die Kinderspielplätze der Gemeinde renovieren lassen.
Auch die SPD fährt auf
Müller ist fest davon überzeugt, die Qualitäten für das Amt des Bürgermeisters zu haben. Trotz seines jungen Alters habe er bereits politische Erfahrung sammeln und Erfolge einfahren können. Beispielsweise als Mitinitiator der Gelben Tonne, die es seit Januar 2020 im Landkreis Haßberge gibt, oder bei der Akquise von Fördermitteln für energiesparende LED-Lampen in Sand.

Ob die Sanderinnen und Sander Julian Müller im Mai kommenden Jahres in den Chefsessel heben, bleibt abzuwarten. Ein allzu leichtes Spiel dürfte es für den 27-Jährigen aber nicht werden, denn auch die Sander SPD hat mit dem 49-jährigen Matthias Zink einen Bürgermeisterkandidaten gefunden, der als Geschäftsleiter der Gemeinde Sand einiges an Knowhow mit sich bringen dürfte.
Möglich ist auch, dass Müller und Zink noch weitere Konkurrenz bekommen. Für die CSU, die ihren Kandidaten schon vorab über den grünen Klee gelobt hat, scheinen die Chancen besser zu stehen als in den vergangenen drei Jahrzehnten.