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MAROLDSWEISACH: „Damals war die Grenze das Ende der Welt“

MAROLDSWEISACH

„Damals war die Grenze das Ende der Welt“

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    Reinhold Albert in Maroldsweisach: In der Hauptschule wird er am Sonntag Fotos zeigen, die das Leben an und mit der Grenze zur ehemaligen DDR dokumentieren.
    Reinhold Albert in Maroldsweisach: In der Hauptschule wird er am Sonntag Fotos zeigen, die das Leben an und mit der Grenze zur ehemaligen DDR dokumentieren. Foto: Foto: Leuchter

    (gi) Insgesamt 1378 Kilometer war sie lang, die Grenze, die bis vor 20 Jahren Deutschland teilte. 30 000 Grenzsoldaten des DDR-Regimes und ein nahezu unüberwindbarer Sperrgürtel sollten dafür sorgen, dass niemandem die Flucht von Ost nach West gelang. Auf der anderen Seite des Grenzzaunes hatte die Regierung der Bundesrepublik Deutschland keine Soldaten postiert – hier hießen die „Bewacher“ Grenzpolizisten.

    Einer davon war Reinhold Albert aus Steinberg im Grabfeld. Heute ist er im Polizeipräsidium Ebern tätig. Von 1977 bis 1990 war er bei der Bayerischen Grenzpolizeistation in Maroldsweisach. Eine Zeit, die er nie vergessen wird.

    Einige Ereignisse haben sich ihm regelrecht ins Gedächtnis gebrannt. „Eine Flucht in Ermershausen ist mir besonders in Erinnerung geblieben. 1985/86 hat ein DDR-Grenzsoldat seinen Streifenkollegen niedergeschossen und ist dann über die Grenze in den Westen geflüchtet. Der Mann wurde später wegen versuchten Totschlags vom Landgericht Bamberg zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.“

    Geschichten dieser Art kann Reinhold Albert viele erzählen. Aber auch die vielen Fotos, die er besitzt, lassen tief blicken in die Zeit, in der es noch Ost- und Westdeutschland gab.

    „Der Mauerfall war ein Wunder“

    Albert interessiert sich für seine Heimat, für die Vergangenheit. 1953 geboren, hat er schon als Kind erfahren, was es hieß, nicht auf die „andere Seite“ gehen zu können. Er wuchs in Steinberg im Grabfeld auf, nur einen Kilometer von der Grenze nach Thüringen entfernt. Schon als Kind beschäftigte ihn die Trennung Deutschlands. Während seiner Zeit als Grenzpolizist arbeitete Albert auch in einer Grenzinformationsstelle im Maroldsweisacher Gemeindeteil Dürrenried.

    Bis zur Wiedervereinigung versorgten er und seine Kollegen insgesamt 30 000 Besucher mit Informationen zur Teilung Deutschlands, der Brutalität der Grenzsoldaten in der DDR und zeigten ihnen bei Führungen Sperrzone, Todesstreifen und Minenfelder. Und er sagte auch: „Frühestens meine Enkelkinder werden einmal erleben, dass diese Grenze geöffnet wird.“

    Mit dem Fall der Mauer im Jahr 1990 habe er nie gerechnet, nachdem er so viel Leid, Trauer und Wut gesehen hatte. „Für mich ist das heute noch ein göttliches Wunder“, so Albert. Immer wenn er die ehemalige Grenze nach Thüringen überquere, laufe es ihm heute noch eiskalt den Rücken hinunter. Denn jetzt könne man rüber in die „verbotene Zone“. „Damals war die Grenze das Ende der Welt.“

    Ein Stück dieser Welt hat Reinhold Albert in seinen Fotos festgehalten. Auch ließ er vor Jahren einige Filmdokumente digitalisieren. Sowohl seine Fotosammlung als auch die beiden Filme werden am Sonntag, dem Tag der Deutschen Einheit, beim Wiedervereinigungsfest in Maroldsweisach gezeigt. In der Aula der Hauptschule, direkt am Festgelände, werden eindrucksvolle und bewegende Bilder zu sehen sein, die von 1945 bis 1990 die Zeit des geteilten Deutschlands dokumentieren. Die beiden Filme dauern etwa 20 Minuten und laufen zwischen 11 und 17 Uhr immer wieder, sodass kein Besucher die Dokumentation verpasst.

    Noch mehr aus dem Programm zum Wiedervereinigungsfest am 2. und 3. Oktober auf www.20jahre-deutschland.de.

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