Dass die dritte Kompanie des Logistikbataillons 467 aus Volkach ihre jährliche Übung im Gebiet der Kreisstadt absolviert hat, zeugt von der engen Freundschaft der Stadt Haßfurt zu ihrer Patenkompanie. Der diesjährige „Haßbergsprung“ fand bis Mittwoch im Stadtwald „Eichenbühl“ bei Buch statt, wofür die Kompanie sehr dankbar ist.
Eigentlich stellt das Logistikbataillon als Teil der mobilen Unterstützungskräfte der Streitkräftebasis die Folgeversorgung für die eingesetzten Kontingente sicher. Doch neben der „blauen“ Ausbildung müssen die Soldaten auch in der „grünen“ Ausbildung, dem Leben im Felde, immer wieder geschult werden. Dieses Jahr haben 83 Soldaten, darunter drei Frauen, für drei Tage ihr Lager beziehungsweise ihren „Verfügungsraum“ im Wald bei Buch bezogen. Dabei mussten sie davon ausgehen, dass sich dort kleinere „feindliche“ Trupps, die sich an keine militärischen Regeln hielten, befanden.
Oberleutnant Jana Gerum, die zusammen mit Oberleutnant Sascha Brückner den Stabsfeldwebel Georg Eberhardt im Gefechtsstand beim alten Forsthaus unterstützt, erklärte die Ziele der Übung: „Die Soldaten sollen üben, wie man sich im Feld bewegt, und verschiedene Aufgaben wahrnehmen.“ Am ersten Tag würden sie auf ihre Tätigkeiten vorbereitet, am zweiten Tag müssten sie bei einem Erkundungsmarsch auf „Feindkontakte“ reagieren und am dritten Tag eine erlebnisorientierte Ausbildung absolvieren.
Insgesamt diene die Übung außerdem zur Stärkung des Kampfgeistes und der Kameradschaft. „Wir sind sehr dankbar, dass uns die Reservistenkameradschaft Haßfurt und weitere Reservisten und Oldtimerfreunde aus Baden-Württemberg und Franken sowie die Wasserwacht Haßfurt zur Seite stehen“, sagte sie. So hatten die Schwaben und Franken zwei LKW und fünf Jeeps aus US-amerikanischen Militärbeständen mitgebracht, wie sie in den 19060er und 19070er-Jahren verwendet wurden. „Wir werden zusammen mit 15 Soldaten der dritten Kompanie unter der Führung von Hauptmann Sebastian Dreyer die 'Feinddarstellung‘ übernehmen“, erklärte Franz-Josef Nastvogel von der Reservistenkameradschaft Haßfurt. Ebenso wie die in der Übung befindlichen Soldaten haben sie ihr Lager im Wald aufgeschlagen. Doch während die Soldaten aus Zeltplanen Zweimannzelte aufgebaut hatten, nächtigten die Reservisten und Zivilpersonen in historischen Zelten der Amerikaner. Sie versorgten sich während der drei Tage auf Wunsch selbst; die Kompaniesoldaten hingegen wurden von der Truppenküche in Volkach versorgt. Denn auch bei der Übung seien die gesetzlichen Bestimmungen aller Art einzuhalten: das Recht auf eine warme Mahlzeit am Tag oder auf eine Toilette beispielsweise. „Die Zeiten, in denen die Soldaten mit dem Klappspaten in den Wald gegangen sind, um ihr 'Geschäft‘ zu verrichten, sind lange vorbei“, sagte Gerum. Stattdessen säumen den Waldrand etliche mobile Toilettenkabinen.
Beim Rundgang am ersten Tag, als die Soldaten das Lager aufbauten, berichtete Oberfeldwebel Marcel Wegner: „Wir haben gerade unser Gruppennest errichtet.“ Dieses „Nest“ bestand aus den Zweimannzelten, den so genannten „Dackelgaragen“, der Ausrüstung, ein paar kurzen Holzscheiten als Sitzgelegenheit, einem Lagerfeuer und der Tarnung durch kleinere Äste. „Hier besprechen wir unsere Aufträge, die ich vom Zugführer erhalten werde, bereiten unsere Einsätze nach, sitzen zusammen, ruhen aus, essen und pflegen die Kameradschaft“, so der Oberfeldwebel.
Währenddessen bereitete der Kompaniechef, Hauptmann Marcel Schmidt, eine Gruppe von Soldaten auf die spätere Übung vor. Angenommen wurde, dass ein „Feind“ einen ihrer Kameraden in seine Gewalt gebracht hatte. Diesen galt es zu befreien. Dazu teilten sich die Soldaten auf: während die einen Deckung suchten und den „Feind“ mit Schüssen ablenkten, wobei natürlich nur Manövermunition verwendet wurde, schlichen sich die anderen an ihn heran, stellten ihn und befreiten ihren Kameraden.
An einem Tag haben sechs Spähtrupps parallel zueinander eine bestimmte Strecke abgelaufen und ihre Beobachtungen per Funk an den Gefechtsstand gemeldet“, teilte der Hauptmann mit. „Sie wurden davon unterrichtet, dass ein Flugzeug, das die Reservistenkameradschaft Haßfurt stellt, abgeschossen wurde und sich wahrscheinlich zwei Piloten in 'Feindeshand‘ befinden.“
Auf ihrem Weg wurden die Soldaten fast wie im Märchen „Hänsel und Gretel“ durch Hinweise auf den Aufenthalt der Piloten geleitet. Unter anderem haben sie einen Fallschirm gefunden, der darauf schließen ließ, dass sich die Piloten hatten retten können. Die Soldaten waren mit Kartenmaterial und Kompass ausgerüstet, um ihre Position durchgeben zu können. Allerdings wurden verschlüsselte Orientierungspunkte herangezogen, damit der „Feind“, sollte er den Funkverkehr abhören können, den Standort der Soldaten nicht ermitteln könne. Später haben die Soldaten sehen können, wie die Piloten vom „Feind“ auf einen LKW geladen und fortgebracht wurden. „Es war dann ihre Aufgabe, das 'Feindnest‘ aufzuspüren und im Handstreich die Piloten zu befreien“, erklärte Gerum weiter. Am letzten Tag haben die Soldaten dann während eines Marsches weitere Aufgaben, darunter die Überquerung des Mains in Schlauchbooten, erledigen müssen. Die Wasserwacht übernahm dabei die gesetzlich vorgeschriebene Absicherung. Anschließend ging es im Eilmarsch zum FC-Gebäude in Haßfurt, wo die Übung bei einem geselligen Abend ausgeklungen ist.