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BAMBERG: Das Sams und die Musketiere

BAMBERG

Das Sams und die Musketiere

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    Im Reich der drei Musketiere: Dreharbeiten in der alten Hofhaltung.
    Im Reich der drei Musketiere: Dreharbeiten in der alten Hofhaltung. Foto: Foto: Constantin Film

    Ein Kampf im Paris des 17. Jahrhunderts, ein Wochenmarkt in der Biedermeierzeit und die Geburt des Sams. Drei Szenarien – ein Schauplatz. Die Alte Hofhaltung in Bamberg hat schon so manchem Film als Kulisse gedient. In „Die drei Musketiere“ bildet die ehemalige Kaiserpfalz den Hintergrund einer Fechtkampfszene. „Zwerg Nase“ nutzt den historischen Gebäudekomplex als Standort des Wochenmarktes, auf den Jakob nach seiner Verwandlung als Zwerg zurückkehrt. Und auch in „Das Sams - der Film“ dient die Alte Hofhaltung als Kulisse für einen Obst- und Gemüsemarkt, aus dessen Salatstand das rüsselnasige Sams entschlüpft, seinen Papa sucht und Herrn Taschenbier findet.

    Aber nicht nur die Alte Hofhaltung, sondern natürlich auch der Dom und das Alte Rathaus sind beliebte Drehorte. Besonders für historische Filme ist Bamberg prädestiniert, denn nur etwa fünf Prozent der Stadt wurden während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Nur selten findet man so viele historische Gebäude auf kleinem Raum. Deswegen entschied sich auch das Drehteam von „Die drei Musketiere“ neben anderen Städten für Bamberg anstelle von Paris oder London, den Originalschauplätzen. Aber nicht nur das authentische Ambiente der Stadt überzeugte, sondern natürlich auch die unkomplizierte Abwicklung.

    „...and action“

    Während in Paris eine Drehgenehmigung lange auf sich warten lässt und teuer ist, freut sich Bamberg über ein wenig Hollywoodflair und sperrt bereitwillig Straßen und Plätze. So hieß es im Sommer 2010 „...and action“. Aber trotz allem ist Bamberg nicht Paris, deshalb muss an so mancher Stelle getrickst werden. So wird durch moderne Computertechnik aus der schmalen Regnitz die reißende Seine und auf die Obere Brücke wird kurzerhand ein kleines Häuschen neben das Alte Rathaus gebaut, das im Film den Stützpunkt der Musketiere darstellt. Die Bitte der Produzenten, die Decke im Alten Rathaus umzustreichen, ging dann aber doch zu weit, so Steffen Schützwohl, Betreuer von Film und Fernsehprojekten in Bamberg.

    Ganz ohne Computertechniken wurde 1973 „Das Fliegende Klassenzimmer“ mit Joachim Fuchsberger an verschiedenen Schauplätzen in Bamberg gedreht. Das Aufseesianum sieht heute noch genauso aus, wie es vor fast 40 Jahren in der Jugendbuchverfilmung zu sehen ist. Und nicht nur im Film, bis heute dient das Gebäude als ein echtes Internat. Weniger originalgetreu ging es in der Bamberger Brauerei schlechthin zu: Das „Schlenkerla“ wurde kurzerhand zur Weinstube und diente Fuchsberger alias Justus als Kulisse für einen Auftritt am Klavier.

    Noch vor Joachim Fuchsberger kam der amerikanische Hollywood-Schauspieler Kirk Douglas nach Bamberg und stand 1961 mit Christine Kaufmann und Ingrid van Bergen in „Stadt ohne Mitleid“ vor der Kamera.

    In den 1990-er Jahren ermittelte Günter Strack 32 Folgen lang als alternder Kommissar „Der König“ in Bamberg. Und an die Dreharbeiten für die ARD-Jugendserie „Endlich Samstag“ (2006) erinnern sich die Bamberger gewiss ebenso wie an die Kinderbuchverfilmung „Zwerg Nase“ (2007) oder Hans W. Geißendörfers Produktion „In der Welt habt ihr Angst“ (2009) mit Stars wie Anna Maria Mühe und Max von Thun.

    Verliebt in die Stadt

    Und noch ein Geschöpf wuselt bereits in drei Filmen durch die Bamberger Altstadt – das Sams („Das Sams – Der Film“ 2001, „Sams in Gefahr“ 2003, „Sams im Glück“ 2011“). Dabei ist es nicht nur dem in der Domstadt wohnenden Autor Paul Maar zu verdanken, dass das Sams in Bamberg seine Heimat gefunden hat. Regisseur Ben Verbong verliebte sich auf Anhieb in die Fassaden und schmalen Straßen Bambergs. Obwohl Familie Taschenbier schon im zweiten Film „Sams in Gefahr“ in eine neue Wohnung zieht, ist und bleibt das Haus zum Einhorn in der Judenstraße 16 das Samshaus. Im Film diente das Wohnhaus als Fassade der Wohnungen von Herrn Taschenbier und seiner fiesen Nachbarin Frau Rotkohl. Wer möchte, kann auch heute noch bei Herrn Taschenbier vorbeischauen. Ob er die Tür öffnet, ist fraglich, ein eigenes Klingelschild hat er aber. Wie es wohl die Bewohner finden, wenn immer wieder Leute fragen, ob das Sams hier wohnt?

    Dreharbeiten sind natürlich immer auch mit viel Planung und logistischen Aufwand sowie Störungen und Einschränkungen für Anwohner und Besucher verbunden. Für den Dreh der „drei Musketiere“ wurden die Obere Brücke, die Alte Hofhaltung und der gesamte Domvorplatz großräumig abgesperrt, Anwohner mussten ihre Autos umparken und für Touristen blieben die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Bambergs verschlossen. „Da gibt es schon mal ein Grummeln von den Anwohnern“, weiß Schützwohl.

    Aber im Großen und Ganzen gehen die Bamberger damit gelassen um, das kann Regisseur Geißendörfer bestätigen. In einem Interview schwärmt er über die Dreharbeiten zu „In der Welt habt ihr Angst“: „Ein wirklich fantastisches Städtchen mit Leuten voller Hilfsbereitschaft, angefangen beim einfachen Polizisten auf der Straße bis hin zum Oberbürgermeister. Wir hatten keinerlei Probleme, und die Bamberger Bevölkerung war leidenschaftlich gerne Komparse.“ Nicht immer ist die Sieben-Hügel-Stadt in den Filmen allerdings leicht zu erkennen; beim 3D-Spektakel „Die drei Musketiere“ dürfte das bisweilen unmöglich sein. In „Resturlaub“, der Romanverfilmung von Tommy Jaud – selbst Wahlbamberger – dagegen wird gleich zu Beginn erklärt, dass man sich im „butzigen Bamberch“ aufhält. Und nicht nur das gute Bamberger Bier, der Live-Club und das Alte Rathaus sind Teil der Komödie, sondern auch fränkische Weisheiten wie „Des konnsd ned machen, weil des gehd echd ned“ (Dreharbeiten in Bamberg Juli 2010).

    Fränkisch derb

    Ebenfalls fränkisch derb geht es in „Bamberger Reiter – ein Frankenkrimi“ (2012) zu. Kommissar Haller kommt bei seinen Ermittlungen natürlich immer wieder zum Bamberger Dom, obwohl es nicht direkt um die berühmte Bamberger Reiter-Skultpur geht, sondern um einen Pferdehof.

    Der Bamberger Reiter wurde aber auch schon in anderem Zusammenhang als Filmgrundlage verwendet. Im Dritten Reich entdeckten NS-Filmemacher und Fotografen die Schönheit Bambergs und nutzten die Stadt – die als typisch deutsch galt – und vor allem den Bamberger Reiter zu Propagandazwecken. Fotograf und Kameramann Walter Hege drehte 1937/38 „Das steinerne Buch“, das zwar als künstlerisches Werk unumstritten ist, aber genauso unumgänglich mit Propaganda in Zusammenhang gebracht wird. Im Mittelpunkt des Kurzfilms steht der Bamberger Dom, insbesondere der Bamberger Reiter, den die Nationalsozialisten als Repräsentant des Edlen des Ariertums ansahen.

    Bamberg blickt auf eine lange Geschichte als Filmkulisse. Manchmal waren die Ergebnisse eher unerfreulich, manchmal ist die Weltkulturerbe-Stadt im fertigen Film kaum zu erkennen, aber meistens behält sie doch ihren unvergleichlichen Charme. Vielleicht ist das nächste Projekt ein Frankenkrimi? Dass es einen fränkischen „Tatort“ geben wird, ist ja beschlossene Sache. Schützwohl ist sich sicher, die Bamberger sind nach der Hollywood-Produktion „Die drei Musketiere“, durch keine Filmcrew mehr aus der Ruhe zu bringen.

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