"Schau mal, Dein erster Rasierapparat", ruft Gertrud Schmitt ihrem Mann Raymund zu, in der Hand einen urtümlich wirkenden "Braun". Im Tante-Emma-Laden des Museums "Nostalgie der 50er Jahre" werden Erinnerungen wach, auch beim Präsidenten des Unterfränkischen Bezirkstages. Und "sein Kulturbeauftragter", Bezirksheimatpfleger Dr. Klaus Reder, war wieder einmal voll des Lobes über die zahllosen Exponate, die Museumsleiter Heinz Braunreuther zusammengetragen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.
Der Landkreis Haßberge war das Ziel der diesjährigen "Kulturfahrt Museumsförderung und Regionalforschung" des Bezirks. Nach Eltmann, wo sie dem Heimatmuseum und dem "ritz" (Regionales Informations- und Touristikzentrum der Naturparke Steigerwald und Haßberge) einen Besuch abstattete, steuerte die Abordnung Burgpreppach an. Das Interesse galt hier, neben dem Nostalgiemuseum, der derzeit laufenden Ausstellung "Frommes Leben - Gottes Segen" im benachbarten Fuchs'schen Schloss.
Vor Ort zu sehen, wie die Mittel aus der Kulturförderung eingesetzt werden - dies ist nach den Worten von Schmitt ein Zweck der Kulturfahrt. Mit 180 000 Mark jährlich fördert der Bezirk nach eigenen Angaben die nichtstaatlichen Museen Unterfrankens. Und zwar nicht mit Zuschüssen für die Betriebskosten, sondern gezielt als Projektförderung, wie Klaus Reder ergänzte.
Auch das im Burgpreppacher Rathaus untergebrachte Nostalgiemuseum wurde 1998 finanziell unterstützt. Zwar nur "bescheiden", so Reder weiter, doch habe die öffentliche Förderung und Anerkennung "manche Entscheidung erleichtert und unterstützt". Schließlich war und ist das Museum in der Marktgemeinde nicht ganz unumstritten. Bürgermeister Winfried Elting berichtete denn auch von seinem "sehr schweren Stand im Gemeinderat" als es um die Einrichtung des Nostalgiemuseums gegangen war.
Zuvor hatte Raymund Schmitt auf einen weiteren Zweck der Kulturfahrt hingewiesen: die vor Ort gewonnenen Eindrücke sollen eine Argumentationshilfe in der Haushaltsdiskussion auf Bezirksebene sein. "Wir sind bemüht, uns durch neue Ideen beflügeln zu lassen", so Schmitt.
In dieselbe Kerbe schlug Klaus Reder: Nicht das Fördervolumen, sondern die Fantasie bei der Umsetzung sei oft entscheidend. Und Eigeninitiative. Viele Sammler in Franken hüteten ihre Schätze, nicht so Heinz Braunreuther. Er habe nicht nur das Museum als Bleibe für die Exponate eingerichtet, sondern setze auch Impulse durch Ausstellungen andernorts, wie zum Beispiel in der Haßfurter Stadthalle oder im Burgpreppacher Schloss.
Allein schon das Gebäude wertete Reder als "Glücksfall". Das Burgpreppacher Rathaus, das früher als Schulhaus diente, biete noch ein zeitgenössisches Ambiente und habe nicht erst auf die 50er Jahre zurückrestauriert werden müssen. Reder lobte auch die Bereitschaft Braunreuthers zur Zusammenarbeit mit anderen Museen und Sammlern. Zudem sei die Einrichtung in Burgpreppach eine der wenigen in privater Trägerschaft. Zwar gebe es im Museumsbereich Hunderte von Privatinitiativen, doch die meisten gingen in eine öffentliche Trägerschaft über. "Von den Sammlungen Braunreuther werden wir noch hören", ist sich Reder sicher.
Das Museum hat mittlerweile beinahe das gesamte Rathaus eingenommen. Wenn auch die Oldtimer im Hof eigens für den Besuch aufgefahren worden waren, entlockten sie doch schon das eine oder andere "Das kenn' ich noch". Wie Heinz Braunreuther bei der Begrüßung anmerkte, hat sich sein Museum schon zu einem Stützpunkt für Oldtimer-Freunde gemausert.
Und drinnen erlagen die Gäste dann völlig dem Reiz der Nostalgie. Sei es im bis an die Decke mit Waren und Verpackungen voll gestopften Tante-Emma-Laden im Erdgeschoss, im zum Ausstellungsraum umfunktionierten Treppenhaus oder in der originalgetreu eingerichteten Wohnung im Dachgeschoss. Dabei reicht der Platz bei weitem nicht aus, vieles lagert noch in Kellern und Scheunen.
Praktisches Beispiel der Zusammenarbeit: die Ausstellung "Frommes Leben - Gottes Segen. Fränkisches Leben im Rahmen seiner frommen Bilder und Bräuche", die auf Museum und Schloss verteilt ist. Schlossherrin Monica von Deuster berichtete über das Konzept der Schau.
In einem Seitenflügel des Schlosses sind Zeugnisse der katholischen, protestantischen und jüdischen Religionsgemeinschaften zu sehen, die Lebens- und Jahreslauf bestimmten (wir berichteten). Diese Ausstellung wurde vom Bezirk in Form von Beratung unterstützt.