Am Samstag ist es soweit: Der Maulbronner Kammerchor singt in der Christuskirche. Das mit Spannung erwartete Konzert beginnt um 18 Uhr. Die Vorfreude ist groß. Man sieht dem Wiedersehen und vor allem dem Wiederhören gespannt entgegen. An die zurückliegenden Konzerte der Jahre 2007 und 2012 erinnern sich viele Eberner und andere Musikfreunde aus dem ganzen Landkreis.
Fränkische Gastfreundschaft
Der hoch gelobte Chor, der in ganz Deutschland, aber auch im Ausland erfolgreich konzertiert und wegen seiner exzellenten Gesangsqualität gefeiert wird, tritt nun schon zum dritten Mal in den Haßbergen auf. Laut Pfarrer Bernd Grosser kam der Kontakt vor Jahren über seinen Schwager und Chorsänger Thomas Meyer zustande. Er habe den Chor hier „schmackhaft gemacht“ und im Gegenzug bei den Maulbronnern die Lust auf die Haßbergregion geweckt.
„Die Fahrt in das wunderschöne Franken, in meine ursprüngliche Heimat, ist nicht nur für mich immer wieder ein besonderes Ereignis“, sagte Meyer. „Wir sind hier stets mit unglaublicher Gastfreundschaft aufgenommen worden.“
In bester Erinnerung sei ihm die Aufführung von Mahlers „Ich bin der Welt abhanden gekommen“, des Rückert-Liedes in der Bearbeitung von Clytus Gottwald mit dem bewegenden Text des Dichters Friedrich Rückert. Der Vortrag in der Eberner Christuskirche vor vier Jahren mit dem Wissen, dass Rückert einst eine Zeit lang in der Region lebte, habe dem Gesang Authentizität verliehen. „Immerhin sehen viele Eberner Rückert als 'ihren Dichter' an“, sagte der Chorsänger aus Maulbronn. „Nun freuen wir uns auf Ebern, auf gute Musik, interessante Gespräche und echte fränkische Bratwürste“, sagte er im Vorfeld des Auftritts.
„Himmelreich des Wechsels“
Das aktuelle Programm kommt ohne Rückert aus, wird aber mit Chorwerken von Mendelssohn, Brahms und Reger ebenfalls Bekanntes und Beliebtes aus vergangener Zeit bieten.
Tonsetzungen lebender Meister, beispielsweise des schwedischen Komponisten Ingvar Lidholm, des in Estland geborenen Österreichers Arvo Pärt oder des für a-cappella-Chorsätze bekannten Esten Veljo Tormis sowie des als Sohn eines baptistischen Pfarrers in Lettland geborenen Peteris Vasks, sollen nordische Glanzlichter setzen. Der 1962 im Alter von 73 Jahren gestorbene estnische Komponist Cyrillus Kreek wird das Programm mit einem eindrucksvollen vier- bis neunstimmigen Chorsatz nach Psalm 104 bereichern.
Benjamin Hartmann übernahm als 25-Jähriger vor fünf Monaten den Maulbronner Kammerchor und löste damit den Chorgründer Jürgen Budday ab. Als ehemaliger Schüler des Kirchenmusikdirektors Budday war er bis vor fünf Jahren selbst singendes Mitglied. Im schwedischen Stockholm hat er letzten Sommer sein Masterstudium an der Königlichen Musikhochschule abgeschlossen, nachdem er zuvor das Maulbronner und Blaubeurer Seminar durchlaufen hatte. „Für mich ist es das erste Konzert in dieser Gegend“, sagte der junge Dirigent. „Mit unserem Programm unter dem Titel 'Himmelreich des Wechsels' haben wir ein spannendes Programm im Gepäck, das sich künstlerisch mit dem Wechsel auseinandersetzt, den wir gerade real vollzogen haben“, sagte er.
Er werde mit seiner Arbeit an Bewährtes anknüpfen und zugleich neue Akzente setzen, die von der Studienzeit in Schweden und den Erfahrungen als Sänger geprägt sind. „Ich freue mich sehr auf das Konzertwochenende im schönen Franken“, sagte der junge Dirigent. „Der Chor ist der alte im neuen Gewand, also lassen Sie sich überraschen.“
Der Maulbronner Kammerchor
Der Chor hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter einen ersten Preis beim Deutschen Chorwettbewerb und einen zweiten Preis beim Internationalen Kammerchorwettbewerb in Marktorberdorf. Der Chor des Klosters Maulbronn ist ein Chor mit enger Verbindung zum Evangelischen Seminar. Er machte sich über die Grenzen der Stadt Maulbronn hinaus einen Namen und fand auf Konzertreisen im In- und Ausland in den 33 Jahren seines Bestehens Anerkennung.
Der Dirigent
Nach einem mit Musik erfüllten Auslandsjahr in England und Thailand zog es Benjamin Hartmann zum Studium der Fächer Chordirigieren und Schulmusik nach Leipzig, wo er eng mit dem Gewandhaus-Chor zusammenarbeitete. Als 22-Jähriger wurde Hartmann zum künstlerischen Leiter des Philharmonischen Jugendchores Leipzig berufen.
Im Jahr 2014 wechselte er an die Königliche Musikhochschule Stockholm, wo er im Masterprogramm Dirigieren studierte und nebenbei mit Ensembles, wie Eric Ericsons Kammarkör oder dem Schwedischen Rundfunkchor, zusammenarbeitete. „Die schwedische Chorkultur ist ein inspirierendes Umfeld für mich“, bekennt der 25-jährige Dirigent.
Kartenbestellungen für das Konzert am Samstag werden im Pfarramt entgegengenommen, Tel. (0 95 31) 60 84.