Tonnenschwer schwebt ein dunkelblaues Metallteil über dem Boden am Bretzenstein. Ein Bauarbeiter mit rotem Helm befestigt währenddessen mit Hilfe eines weiteren, kleineren Krans orangefarbene Halterungen an einem Windradbauteil im XXL-Format. Das blaue Metallteil an den Kranseilen hinter ihm ist in etwa doppelt so hoch wie er. Weitere, ähnliche Stücke liegen auf dem Feld neben der Baustellenausfahrt. Dort macht sich gerade ein Lastwagen auf den Weg.

Die Bauarbeiten an der Windrad-Baustelle zwischen Untermerzbach und Ebern nehmen wieder Fahrt auf. Schon Ende dieser oder Anfang nächster Woche wird das auch für alle im weiteren Umkreis sichtbar werden. Dann nämlich soll der Spezialkran stehen, der den weiteren Ausbau in luftiger Höhe erst möglich macht.
Eines von vier genehmigten Windkraftprojekten 2023
Im Windpark auf dem Bretzenstein entsteht eine neue Windkraftanlage im Rahmen eines sogenannten Repowering-Verfahrens. Aus zwei mach eins, dafür mehr als doppelt so hoch, mit mehr Stromleistung und Bürgerbeteiligung – so lässt sich das Vorhaben der Naturenergie Zeilinger UG dabei in Kürze zusammenfassen.

Als eines von nur vier Windkraftvorhaben in ganz Bayern wurde es 2023 genehmigt. Die zwei bereits in die Jahre gekommenen bestehenden Windkraftanlagen "Südwind S70" und "Enercon E66" sollen abgebaut werden und ein neues, moderneres und effizienteres Windrad an ihrer Stelle den Betrieb aufnehmen.
Der erste Teil des neuen Turms ragt nun schon seit einiger Zeit in die Höhe. Etwa 70 Meter stehen bereits, rund 90 Meter müssen noch drauf. Letztlich soll die Nabenhöhe bei 166 Metern liegen. Gesamthöhe 246,60 Meter, Rotordurchmesser 160 Meter. Damit der Koloss am Ende in diese Höhen ragen kann, muss nun allerdings erst einmal ein Riesenkran aufgebaut werden, um die weiteren Teile überhaupt so hoch bringen zu können.

Eben der wird aktuell in Bodennähe zusammengebaut und in den nächsten Tagen dann nur noch hochgezogen. Die dunkelblauen Metallteile dafür wurden Ende vergangener Woche an die Baustelle geliefert, stehen soll der Kran dann "Ende dieser Woche, Anfang nächster Woche", wie Daniel Gürtler, zuständiger Projektleiter von Enercon bei einem Besuch an der Baustelle erklärt.
Wann genau es soweit ist, sei wetterabhängig. Doch man werde es schon bemerken, meint Gürtler weiter und kann sich ein leichtes Schmunzeln bei diesem Satz nicht verkneifen. Dann sagt er mit einem Augenzwinkern: "Wenn der Kran hochgezogen ist, sieht man ihn im ganzen Landkreis."
Spezialkräne für den Windradbau gibt es nur wenige
Im ursprünglichen Bauzeitenplan war der Aufbau bereits für Mitte Januar vorgesehen. Vor allem zwei Dinge hätten die weiteren Arbeiten allerdings verzögert, erklärt Katrin Held von Naturenergie Zeilinger auf Nachfrage: "Der Generator war auf dem Schiffsweg stecken geblieben." Und: "Der Kran war noch auf einer anderen Baustelle – vermutlich wegen Schlecht-Wetter-Tagen."
Da es sich bei dem Kran um einen Spezialkran handele, von denen es nicht allzu viele gebe, wäre es dabei auch nicht möglich gewesen, auf einen anderen auszuweichen. Denn die wenigen Spezialkräne seien sehr gefragt und auch entsprechend kostenintensiv, führt Held weiter aus und setzt im größeren Kontext nach: "Diese Kräne sind tatsächlich eine Engstelle im Ausbau der Windenergie überhaupt."

Nichtsdestotrotz liege man weiterhin im ursprünglichen Zeitplan, verweist Held darauf, dass man bereits von Beginn an mit Verzögerungen gerechnet und entsprechend auch genügend Pufferzeiten eingeplant habe. Nun allerdings "geht es jetzt wirklich zügig voran", erklärt die Projektplanerin weiter.
Sobald der Kran steht, werden die letzten Turmsegmente hochgezogen. Es folgen die Gondel und das Generatorenhaus sowie die Nabe und die drei Rotorblätter. "Dann erfolgt eigentlich nur noch der Innenausbau." Der allerdings sei von außen dann nicht mehr so ersichtlich. Katrin Held geht weiterhin davon aus, dass die neue Windenergieanlage "Ende des ersten Quartals, Anfang des zweiten Quartals" ans Netz geht.

Besonders bedanken möchte sie sich dabei für die gute Zusammenarbeit mit den Kommunen Ebern und Untermerzbach, vor allem aber auch bei den örtlichen Bauunternehmern, die "wirklich super" seien. Denn sie stünden durchaus auch mal am Samstag auf der Baustelle, wenn sie gebraucht würden. "Das hätte man bei einem Großunternehmen nicht."
Noch immer keine finale Entscheidung gibt es für die Idee, eines der beiden alten Windräder nur 30 Meter abzubauen und als Aussichtsplattform zu nutzen. Das bestätigen sowohl Katrin Held als auch Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) auf Nachfrage.