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LKR. HASSBERGE: Die Fichten sterben aus

LKR. HASSBERGE

Die Fichten sterben aus

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    Die Wälder in den Haßbergen werden sich wandeln. Wer heute durch einen Wald im Haßgau spazieren geht, sieht sie noch überall stehen: die „Gemeine Fichte“ (lateinisch: Picea abies). Sie bedeckt zwischen einem Zehntel und einem Drittel der heimischen Waldflächen. Vor allem in den Haßbergen ist der Anteil der Fichten noch vergleichsweise hoch, im Maintal dagegen relativ niedrig. Doch täglich werden es weniger. In einigen Jahrzehnten wird die Fichte in Unterfranken wohl endgültig der Vergangenheit angehören.

    „Neue Fichtenbestände werden im Landkreis nicht mehr angebaut, in Zukunft werden dagegen Mischwälder noch wichtiger als ohnehin schon“, sagt Franz Eder vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt. Vor allem die fränkische Platte im Maintal biete in der Zukunft sehr schlechte Voraussetzungen für die Fichte. Höhere Durchschnitts-Temperaturen und geringere Niederschläge in Folge des weltweiten Klimawandels: da gehe es mit der Fichte deutlich schneller bergab, weiß Eder.

    Feucht-kalte Haßberge

    In den östlich gelegenen Haßbergen könne die Fichte dagegen noch ein paar Jahre länger überleben. Die Temperaturen sind im Jahresmittel dort um ein Grad niedriger und die Niederschläge häufiger. Das freut die Fichte, sie liebt feucht-kaltes Klima. Denn eigentlich ist der Nadelbaum vor allem in nordischen Ländern und im Gebirge zu Hause, erst vor 150 Jahren war er künstlich in Unterfranken eingeführt worden. Jetzt wehrt sich die Natur.

    „Das Grundwasser fehlt, es wird wärmer und trockener und die Schädlinge breiten sich immer mehr aus“, erklärt auch Helmut Buhlheller die Problematik. Buhlheller ist 2. Vorsitzender der Waldkörperschaft Hainert und damit für besonders schwache und sandige Böden verantwortlich. Vor allem die Borkenkäfer sind für Buhlheller das Problem. „Im Vorgebirge, wo die Fichte natürlich vorkommt, stehen wirklich ganz wunderbare Bäume. Aber hier ist überall der Käfer dran“, so Buhlheller.

    Vom Brotbaum zum Notbaum

    „Direkt nach dem Krieg war die Fichte der Brotbaum“, sagt Buhlheller. Waldbesitzer verdienten damit massig Geld, pflanzten die Fichte gar in Monokulturen. Heute sei sie nicht mehr Brot- sondern „Notbaum“. Deshalb gibt der Staat nun Fördergelder für den Umbau auf Eichen und Buchen: 5200 Euro pro Hektar. Denn Eichen und Buchen sind hier heimisch und für diese Region die richtigen Bäume.

    Dennoch lohnt sich derzeit auch der Verkauf der Fichten. 80 bis 90 Euro pro Festmeter gibt es für die Nadelbäume, für Eichen sind es zwischen 100 und 400 Euro. Seit zwei bis drei Jahren bringt die Holzwirtschaft laut Buhlheller wieder Geld, weil der Verkaufspreis gestiegen ist.

    Um auch in Zukunft mit den Wäldern Geld zu verdienen, ist jetzt ein kontinuierlicher Umbau nötig. Neben Eichen und Buchen sind als Alternativen auch die Nadelbäume Kiefer und Douglasie möglich. Allerdings: Bei weiter steigenden Temperaturen geht es auch der – in den Haßbergen sehr häufig vorkommenden – Kiefer an den Kragen.

    Anstieg von einem Grad

    Die bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft hat eine Prognose für die Wälder Bayerns erstellt. Anhand von Klimadaten wie Temperatur und Niederschlag hat sie für die nächsten Jahrzehnte vorausberechnet, welche Bäume in den verschiedenen Regionen noch wachsen können und welche absterben werden. „Selbst die vorsichtigste Prognose geht für Unterfranken von einem Grad Temperaturanstieg aus“, erklärt Hans Stark vom Universitätsforstamt Sailershausen. Damit ist der Wohlfühlbereich der Fichte überschritten. „Egal ob durch Trockenheit, Stürme oder Borkenkäfer – unter den zukünftigen Bedingungen fällt die Fichte für Unterfranken aus.“

    Auch der bayerische Forstminister Josef Miller gibt der Fichte für die Zukunft keine Chancen. Miller stellte am Mittwoch im Landtag den Waldzustandsbericht vor und sprach von großen Herausforderungen für Wald und Forstwirtschaft. Besonders die gefährdeten Fichtenbestände müssten jetzt in Mischwälder umgebaut werden.

    Mindestens 30 bis 50 Jahre dauert es, bis ein gepflanzter Baum geerntet werden kann. Neue Bäume setzen die Förster schon jetzt. Den Lohn erntet die nächste Generation.

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